23.

Nutzen des Unglücks

An Gott ergebenen

[25] Bey dieser schweren Zeit was sol der Mensch beginnen?

Er lebt nicht, lebt er nicht und gibt sich in die Sinnen.

Wer richtet Aecker zu? Der Krieger erndtet ein.

Wer baut? nicht du, der Feind wil Kayser drinnen seyn.


Wer liest ein Buch? Du kanst draus keine Steuer haben.

Wer nihmt ein Weib? Man kan dich wol allein begraben.

Wer ziehet Kinder auff? Die Mutter sitzt und weint,

Daß sie gebohren hat, und fürchtet stets den Feind.


So übel ists bestellt. Doch wilt du in dir leben,

Verlierest du wol nichts, must du es gleich begeben.

Feind raub ihm Gutt und Haab, er giebt es willig hin,

Verbrennt ihm Haus und Hoff, kein Feuer kommt in Sinn.


Laß ihm kein Buch? er kan aus der Natur viel lesen,

Tödt ihm sein Weib? er wünscht ihm also zu genesen.

Steig in der Kinder Leib mit einer Partisan?

Du triffst den Vater doch nicht weinend alldar an.


Gesetzt, er sterbe gar. Viel länger kann er sterben,

Als du ihn plagen wirst, als du ihn wirst verterben,

Denn alles was du nihmst, ist ihm nur schlecht verpflicht,

Wie sehr du haust und schlägst, die Seele triffst du nicht.


Laß nur, was Gott verhängt, o Mensch, laß es geschehen,

Steh auff der Seiten du, du kanst befreyt zu sehen.

Quelle:
Daniel Czepko von Reigersfeld: Geistliche Schriften, Breslau 1930, S. 25.
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