[Pan]

[22] Pan,

Was Du vom Weltall festgehalten,

Und dann in Daseinsformen zwangst,

Gabst Du, entwickelt und gespalten

In Wesen, die Du selbst durchdrangst,

Dem Licht zurück: doch die Gestalten

Der Wälder fühlen, wie Du bangst,[22]

Ein Sonnenreich hier zu verwalten,

Und panisch heißt dann ihre Angst!


Drum hast ein Bündel Du geschaffen

Und jung vereint, was Du getheilt,

Und da gelang Dirs, zu erraffen,

Was Deinem Banne fast enteilt,

Du überwandest alles Klaffen,

Das rings sich in die Schöpfung keilt,

Du gabst dem Menschen tausend Waffen,

Und kurz, Du hast sein Leid geheilt!


Nun sieht der Mensch Dein ganzes Wesen

Und wird zum Spiegel Deiner Macht,

Du selbst, der nur bedingt gewesen,

Hast Dich, in ihm, zum Gott gemacht.

Das was der Mensch nicht aufgelesen,

Ist meistens um sein Recht gebracht,

Und was ihm schadet soll verwesen,

Da er das Werden mitbewacht!


Gottähnlich sind wir denn geworden,

Denn jeder züchtet und zerstört;

Und mag der Mensch auch plündern, morden,

Wird doch die Ordnung nicht gestört;

Es giebt im Weltall freie Orden,

In die schon die Vernunft gehört,

Und solche, wo die Wuth der Horden

Sich doch nicht gegen Gott empört!


Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 3, München; Leipzig 1910, S. 22-23.
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