Der Gesandte des heiligen Antonius

[328] An hellen Tagen, wenn die Stunden gelber blinken,

Befährt ein Mönch in einem kleinen Segelboote

Die braune Fluch, die just in vollem Golde lohte,

Und er vermag es, Fische sanft herbeizuwinken.


Sie tauchen heerdenweise auf, das Licht zu trinken,

Und da erklärt der Mönch ihnen die zehn Gebote,

Vertheilt unter die Horcher sieben große Brote

Und zieht dann fort, bis todt die Lichter niedersinken.


Er kann auch ruhig ohne Wind und Ruder fahren,

Denn immer, wenn er auftaucht, folgt ihm eine Briefe

Und oft vermagst Du ihn ganz nahe zu gewahren,


Da ists, als ob ein Geist ihm in das Segel bliese,

Denn gar nichts regt sich dann in seinen blonden Haaren,

Und ungekräuselt bleibt das Gras der nächsten Wiese.
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Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 1, München; Leipzig 1910, S. 328-329.
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