Der Schiffer

[311] Es ächzen die Flanken und Taue wie Kinder,

Das Meer bäumt sich auf, wie ein fiebernder Kranker,

Es wird jeder Wirbelsturm rascher und schlanker,

Die Hosen entstehn und vergehn stets geschwinder.


Der Fischer bewegt sich und greift wie ein Blinder.

Er wehrt sich und betet: »Mein Gott und mein Anker,

Enttrage das Boot, es wird lecker und schwanker,

Ach, zeige Dich, Herr, als der Sturmüberwinder!«


Es fliegen dem Manne Schaumknäule wie Tauben

Voll Wucht noch im Fluthenbraus unter die Nase,

Da sinkt ihm der Muth und er sucht noch zu schnauben.


Doch steigt schon die Bahre, im grauen Gerase,

Voll Schleier empor, ihm den Athem zu rauben ...

Schon ist er erblaßt – verhaucht im Geblase.
[311]

Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 1, München; Leipzig 1910, S. 311-312.
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