Odysseus

[326] Das Leid, in dem ich willenlos ertrinke,

Entfernt und wellt mich oft an einen Strand,

Vielleicht in aller Sehnsucht Mutterland,

Von dem aus ich den andern Träumen winke:


Und wenn ich drüben meinem Selbst entsinke,

So bin ich nackt und doch im Schamgewand

Und nehme scheulos einer Jungfrau Hand

Und freu mich, daß ich frei von Schäumen blinke.


In jenem Osten bin ich oft gewesen.

Von dort weht ja die Hoffnung noch herbei:

Hat drüben eine Seele mich erlesen?


Man wandelt dort fast schein und schattenfrei,

Und doch voll Sonnenwohl sind jene Wesen!

Was schöpf ich noch im trüben Allerlei?
[326]

Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 1, München; Leipzig 1910, S. 326-327.
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