[Einst trug der Mond Geschöpfe]

[17] Einst trug der Mond Geschöpfe,

Die wurden immer bleicher,

Denn oben kargten plötzlich

Die vollen Lebensspeicher!


Nun ist man dort verdorben;

Durch Kampfe und Entbehrung

Geschah der Mondesfluren

Entsetzliche Verheerung!


Doch es erfüllte einstens

Ein Mondvolk Sonngebote

Und ahnte kaum das Ende,

Das seinen Feinden drohte.


Die Göttin ihrer Liebe

War unsre grüne Erde,

Ihr sandte man die Träume

Und Seufzer der Beschwerde!


Jetzt giebt es oben Geister,

Doch sind sie ungeboren,

Auch ging für sie die Liebe,

Die sterblich macht, verloren!


Doch glücklich sind sie nimmer,

Sie rühren keine Hände,

Denn geht der Mond in Trümmer,

Bedroht auch sie ein Ende!
[17]

Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 1, München; Leipzig 1910, S. 17-18.
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