[Arkadien meiner Seele, nun erwache!]

[230] Arkadien meiner Seele, nun erwache!

Ich harre auf den Wind, der mich versteht,

Ich warte, daß er meinen Lenz entfache:

Erscheine, Geist, der durch die Wesen weht!


Es werden Lieder reif in mir erblühen,

Die keusche Wahrheit plötzlich offen sein,

Das Leid wird dann als Thau den Traum besprühen,

Oh, nun ergründe Dich, mein holder Hain!


In meiner Seele bleichen Dämmerstunden

Wird gar behutsam jedes Reis gehegt,

In stummen Blumen schlummern unsere Wunden

Und öffnen dann die Lust, die man verborgen trägt.


Der Menschen Freude wird sich zu mir bücken,

Ich will ob ihres Glückes glücklich sein!

Auch meine Einsamkeit wird sich dann schmücken,

Und das Erfühlen wunderbar gedeihn!

Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 1, München; Leipzig 1910, S. 230.
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