[Es streben die Felsen stets fester und steiler]

[199] Es streben die Felsen stets fester und steiler

Empor aus der Sagen entathmenden Erde,

Und Ahnungen wallen, wie wandernde Meiler,

Umher mit gespenstiger Sehergeberde.


Mein Baum kann die Traumlandschaft langsam befruchten:

Es fangen jetzt Palmen an, Wurzel zu fassen,

Und Feuchtigkeit traust aus den Purpurgluthschluchten

Und macht sie zu wuchtigen Schattensatzmassen.


Durch Furchen erblick ich den Einbruch des Tages:

Die Gluthen beginnen bereits zu verblauen,

Und Kuppen und Buchten berauscht nun ein vages

Gefunkel von Augen mit randharten Brauen.


Man fordert mich auf, dort ein Meer zu erblicken,

Und wirklich ich seh einen glattstarren Spiegel,

Mit Sternen am Grunde, die ängstlich ersticken:

Dann ists, als ob Wind dünnes Grün drin aufwiegel.


Ach, Nebel durchschwarmen wie seltene Fische,

Mit eigenem Lichte, die dunkleren Fluthen,

Da spritzt jetzt und gischtet das Licht und die Frische

Ins untere Thal, wo die Nachtschatten ruhten.


Es ist, als ob Strahlen die Massen festbannten,

Dafür aber recken sich Schatten ins Leben:

Aus Wuchtklumpen macht sich ein Ruck Elephanten,

Die Hügel umscknuppernd, die Rüssel erheben.


Nun glastet der Tag aus den Wäldern und Spalten,

Aus Bergen, die immer noch Spitzen entschnellen,

Und Gipfel, wie warnende Arme, gestalten;

Und Jubel umzwitschert die sprudelnden Quellen.
[200]

Das Wasser entrauscht allen Spalten und Scharten

Und trachtet Granitfelsen rasch zu umarmen,

Als klarer Bach lacht es und mag nirgends warten

Und trankt alle Adern und kann nicht verarmen.


Jetzt springt es gar kühn, ungestüm über Trümmer

Und fängt an, auf Felsen und Wände zu klimmen,

Dann stürzt es aufs Grün, daß es nimmer verkümmer,

Und purzelt um Bäume, die kugelnd nun schwimmen.


Da ruf ich, mit Unmuth, zum Urwald gewendet:

»Ihr schnellfüßigen Rhythmen und holdtollen Wellen,

Ich will, daß Ihr selbst Euch, als Wesen, mir spendet.

Es soll Eure Wildheit zu mir sich gesellen.«


Da schenkt mir der Wald eine junge Gazelle,

Sie platscht durch den Bach, rascher herzugelangen,

Sie naht mir und ist auch schon munter zur Stelle

Und legt sich zu Boden und kost unbefangen.


Das Wasser erbraust aber immer noch stärker,

Ganz andere Bäche umbranden die Felsen:

Ein Wuchttrubel sprengt seinen sckluftdumpfen Kerker,

Und Schaumschwäne sausen mit Wirbelgischthälsen


Heraus aus dem Spalt und zergehn halbgestaltet:

Ein Spundbruch hat ringsum die Fluthwuth entbunden

Und bald alle Bachgewalt fallend entfaltet,

Im Nu sind die Flußfurten weithin verschwunden.


Jetzt schrei ich hinein in den kreisenden Strudel:

»Ich trag nach dem Schaum allen Wassers Verlangen,

Ein Wunder spukt stumm durch das Trubelgehudel,

Gestalte Dich eigenes, unklares Bangen!«
[201]

Es stiegt nun ein Taubenpaar sausend herüber

Und setzt sich jetzt gurrend, im Bäume, zur Ruhe;

Drauf gießt es auf einmal, es wird ringsum trüber,

Und ich der Verüber beschau, was ich thue.


Der Bergring gebart selbstersonnene Wolken,

Auch hat mancher Bach sich nach Farben gespalten,

Aus lockerem und ockrigem Boden wogt Molken,

Und Sandschleim und Milchgischt gleißt weiß auf Basalten.


Der Fluthsturz durchwuchtet das Wassertheater;

Der Schluchtschluft entgruselt der Indus, der Ganges.

Granitgrat, Du bist auch des Euphrat Felsvater,

Der Tigris entrieselt der Nachtwand des Hanges!


Es gleicht jetzt der Wuthfluthen Ursprungswuchtwunder

Dem fallenden Barthaar des Wahlvaters Brahma,

Denn Ewigkeitsbleiche umgraut den Bekunder

Vom Anklang und Anfang im Allflammendrama.


Jetzt steh ich, mit Wehmuth dem Welternst ergeben:

»Du Ehrfurcht in mir, Du mein Tiefdlickgewissen,

Ihr Schaumwollustleiber, die bleich niederschweben,

Ihr Gischtkinder, rings in den Wirbel gerissen,


Du Nacktheit des Wassers im Schaumkatarakte,

Du Urbrunst und Unschuld im Hudelgetrubel,

Gedanke, der Scharten und Grate zerzackte,

Entschleiere die Frucht unterm Gischtsudgejubel.«


Im Nu stürtzt der Wuthsturz nun selbst eine Brücke:

Ein prachtvolles Bogenroth loht aus dem Wasser,

Und Gelb schwellt, und Blau schaut, und Grün füllt die Lücke

Im Gluthrund am Fluthschlund. Und nun glüht ein blasser
[202]

Doch breiter, weitschweifender Veilchenkranz, sichtbar

Schon, mit in dem thorhohen deutlichen Bogen:

Und siehe, der Fluthguß und Gischt wird beschwichtbar:

Ein Loch hat die Wogen vielleicht aufgesogen.


Ja, tief unterm Fluthsturz kann Felsgrund erscheinen,

Und wuchtig entwächst jetzt ein Grat den Gewässern,

Ein Eiland aus harten und kahlen Gesteinen,

Entsteigt starr und farbig den glitzernden, blässern


Und langsam verrieselnden, flimmernden Schleiern,

Die bachkatarakthaft das Kap überdachen.

Dort will jetzt mein Geist eine Einweihung feiern

Und scharrt aus dem hohlen Granitgrottenrachen


Gemächer und prachtvolle, heilige Hallen:

Er kann seinen Felstempel herrlich entzacken:

Ich lasse in mir den Ballastwall zerfallen,

Und Schattenschalmassen zermalmen wie Schlacken.


Ich spür mich von Einsamkeitschmerzen zerfressen.

Ich fasse die Ohnmacht im Traumraum der Seele.

Nie werd ich die wirklichste Sehnsucht vergessen:

Ich preß mich durch schier unermeßliche Säle,


Ich werf mich dämonisch in wildfinstre Schlünde,

Und Glaubensgedanken umstarren mich heiter;

Ich staune nun selber und will meine Gründe:

Kein Traum aber zweifelt am Zeitbergbesteiger!


Die standbildgestaltenden Langergedanken

Entzieht mein Bewußtsein, im Kleid von Begriffen,

Jetzt langsam dem Traumbau, mit endlichen Schranken,

Und sieht seinen Felstempel fertig geschliffen.
[203]

Von Jubelbrunstfluthen und Bächen von Thränen

Verhüllt, überspült, und beim Sturz überschüttet,

Erfaß ich als Jungfrau mein inbrünstiges Sehnen

Und hüte in mir, was kein Suchtsturm zerrüttet.


Durch Urgluthbrunstunschuld und Reinheit des Gischtes

Kann prachtvoll das Weib sich im Geist offenbaren,

Stets darf ein durch Wassergeburt jungerfrischtes

Urdasein der Mannheit die Frau keusch bewahren!


Umkreist von den Wellen des Kesselgetreibes

Erscheint mir mein herrlichstes, lieblichstes Wesen:

Den Wuchtfels umschmeicheln die Flechten des Weibes,

Das selbst sich der Geist aus der Welt auserlesen,


Und Ruhe durchstrahlt alle Weltwechselfieber,

Obwohl jetzt die Farben des Bogens erblinden:

Doch was ich erschau ist mir tausendmal lieber,

Das Auge der Frau kann ich langsam empfinden!


Sie lehnt an der Pforte der Felstempelgrotte,

Die eben mein Forschergedanke gegraben,

Dort wohnt sie wohl ewig und hegt ihrem Gotte,

Im eigenen Leibe, der Welt Weibweihgaben.


Der Weg bis zum Tempel ist frei und ich wäre

Jetzt leicht bis zum liebreichen Weib vorgedrungen,

Doch ruf ich: »Ihr Fluchen erklärt Furth und Fähre,

Ihr wurdet just jubelnd und schluchzend verschlungen:


Jetzt dürft Ihr nicht schlürfend und summend verstummen,

Vermag ichs, den Grat, ohne Pfad, zu erklimmen!

So helft mir im Kummer, zertheilt die Unsummen

Von Schluckgurgelwirbeln zu wirklichen Stimmen.«
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Ich weiß nun: ich habe die Sprache des Wassers

Und alles um mich ist nur Echo, Nachahmung:

Die That selbst ein Rückprall aufs Haupt des Verfassers

Der Eigenwelt, tief in der Traumrauschumrahmung.


Drum mag ich mich ernstlich der Jungfrau zuwenden

Und juble und schluchze, mit bebender Stimme,

Und hör erst das Echo von allen Wandenden,

von dem was da wimmert. Und schrei dann im Grimme:


»Oh sag und gieb kund allda, ahnende Nymphe,

Was schafft Dir das Wasser, dem Manne zu sagen,

Sei wahr, ich bewahr Dich vor jeglichem Schimpfe,

Ich nahe Dir nicht und will ferner nicht fragen.


Mein eigener Traum mag als Schaumhauch verzittern,

Die Urbrunst in mir laß ich leidwund enteilen,

Die Lust meiner Seele verzuckt in Gewittern,

Die andere Tage dereinst ernst zertheilen.


Es wird meine Dichtung ihr Eigenglück spüren,

Wohl mögen die holden Gefühle oft tauschen,

Doch nichts kann von meinem Gejauchze herrühren,

So bleibe denn keusch, Du Gesicht von Glücksrauschen.«


Nun schlagen auf einmal ganz rauchlose Flammen,

Im Umkreis der Jungfrau, hervor aus der Erde:

Sie müssen wohl tief aus dem Quarzpanzer stammen,

Sie zünden nichts an und ich seh keine Herde.


Mein Anruf doch gab jener Jungfrau die Gabe,

Durch folgende Sätze, mich tief zu belehren:

»Im Mannstamm die Flamme, im Weibe die Wabe,

Die laß Dir aus andern Gewalten erklären.
[205]

Du drangst stark und rasch durch den Sand der Sahara

Und sankst da ins Grab, wie Dir Ra das wahrsagte,

Du bautest ein Drama aus Quarz von Sakkhara

Und sahst, wie Chuenaten dem Epos entragte.


Jetzt fällst Du noch schneller zurück in dich selber,

Da giebt es bestimmt keinen Tag der Verweilung,

Doch werden die Träume schon heller und gelber,

Und siehe, Du fühlst auch bereits Deine Heilung.


Zwar trennt sich die lange Erdwandererspirale,

Die Schlange des Ra, jetzt stets mehr und stets starker

Von jener des Erdkerns, die gleich einem Strahle

Zur Sonne emporschnellt, aus tieffinsterm Kerker.


Zwar mußt Du als Mensch Deine Schwerwucht wegschleppen

Und fast Deine Seele, als Traumbild, verlassen,

Doch kennst Du bereits Deinen Weg durch die Steppen

Und weißt, wie dereinst Deinen Wunsch zu erfassen.


Das Weib macht dem Arier den Lichtumweg leichter,

Die Frau ist, als Erdweib, der Erdwabe näher,

Drum senkt auch der Mann, von der Höhe erreichter

Lichtspitzen, als ewiger Ellipsenbegeher,


Die eigene Seele zurück in die Seele

Des Weibes, das langsam, von Wabe getragen,

Dem Wandersmann nachklimmt und fast parallele

Strahlpfade betritt, um ihm nach aufzuragen.


So wird auch die Liebe der Menschen viel tiefer:

Sie giebt der Geschlechtlichkeit Mystik und Weihe,

Dann ist es am Lichtweg des Mannes, als rief er

Die Seele nur auf, daß sein Weib reich gedeihe.
[206]

Jetzt sind Leib und Seele beinahe verbunden.

Drum ist auch Dein Rücktritt noch nicht so beschwerlich,

Noch kann sich das Weib als Gefährtin bekunden,

Doch bald wird Dein Raubsteig der Frau zu gefährlich:


Dann klimmst Du allein und gedenkst Deiner Seele

Und suchst Dich an ihr und am Weib zu beglücken,

Dann hofft auch die Frau, daß sie Dir sich vermähle,

Und kann stets, durch Schmerzgeburt, ruckweis nachrücken.


Will später das Weib seine Schwachheit verwinden

Und kann die Genossin des Mannes erwachen,

So werden sich Seele und Leib wiederfinden

Und langsam die Pfade zum Lichte verflachen.


Du selbst aber wirst nur den Rückzug verspüren,

Und aufsteigend nichts als die Schaufelmüh fühlen,

Du wirst, bleich vor Schreck, blos ein Traumschaumbild küren

Und Spuklaunen, bis in Dein Grab, hinabwühlen.


Doch weißt Du, seit Sais, welchen Weg Du beschreitest,

Und siehe: Dein Traum wurde fremder und ärger,

Nur wußtest Du kaum, ob Du selbst ihn begleitest,

Und rings die Sahara ward nackter und kärger.


Zwar sinkst Du noch tiefer zurück in Dein Inneres,

Doch bald wird Dein Traum Dir den Weltaufschwung zeigen,

Denn alles was wird, das durchzittert ein dünneres

Und hilfreiches Feuer, das Indien zu eigen.


Es gleicht unser Land einem riesigen Herzen,

Vom Ozean, ostseits und westwärts, umflossen,

Beherbergt die Erde hier Berge von Erzen,

Und drin in den Grotten liegt Gold wohlverschlossen.
[207]

Im Norden verriegeln Gebirge die Pforten

Und halten den Gangeslandausgang verrammelt.

Und deshalb gehorchen wir stolz eigenen Worten,

Denn Kraft ist in allen uns tief angesammelt.


Wir gruben und suchten nach funkelnden Schätzen,

Wir grübelten nach und erwühlten Gefühle,

Die ätzten sich ein, an seeleinsamen Plätzen,

Und trieben uns rein aus der trüben Lustschwüle.


Das Mutterthum selbst hat die Weihe erschlossen:

Das Erdweib umgürtet sich kühn mit der Wabe,

Die reich aus dem Erdkern, im Lichtreich ersprossen,

Sie gab uns die Scham und das Mitleid als Labe.


Das geistige Reich, das in Indien erwachte,

Ist tief mit dem Innern der Erde verwachsen,

Zwei Wanderbranddrachen entwallen dem Schachte:

Der Gatsberge Richtungen sind ihre Aren.


Das Erdwabezwillingspaar theilt sich und schreitet

Der Sonne entgegen und folgend, nach Norden,

Die Gluth, die die Zugspuren mystisch begleitet,

Wird so einst, in Herzform, ein Weltstück umborden.


Denn das, was sich hier, fast als Gabel, gespalten,

Erstrebt doch ein Ziel, auf geschiedenen Wegen,

Zwar wird sich ein Drache fast krampfhaft erhalten,

Denn hart ist sein Brandkampf dem Tagball entgegen,


Doch muß sich der andere gar herrlich erweitern,

Um einstens den Bruder zu sich hin zu führen,

Und sieh, dieser Ernst soll Dein Herz jetzt erheitern:

Ich wähle für Dich Indiens westliche Thüren!
[208]

Ich selbst will den Träger des Tages gebären,

Oh, könnt ich mein Kind einst als Lichtkönig krönen!

Die Hingabe ist nur ein dankbar Verehren

Des größeren Mannes und Spenders von Söhnen.


Doch will auch die Seele ihr Lichtkind, voll Milde,

Der Welt ihren Sonnensohn, gottgleich, bescheeren;

Der Erdenschoß schenkt ihn dem Sonnengefilde,

Dann soll er hier oben das Wabewort lehren.


Wir Lichtkinder alle sind irdische Sünder

Und müssen ob unseres Daseins erschrecken,

Doch kann schon die Liebe des Mannes den Gründer

Des Reiches der Güte im Weibe erwecken.


Denn wisse: der Sonnensohn gleicht seinem Vater,

Und beide umstreben die Flammenumarmung,

Und kann man sich lieben, oh Wanderer, so naht er:

Der Geist reißt durchs Leidfleisch und heißt Welterbarmung!


Die Sünder, Gott selber der sündigt, erlöst er,

Daß Erdweib wird so einst geheiligt erscheinen:

Ein König ersteh mir, ein Lichtkindertröster,

In dem sich vereinigte Flammen verneinen!


Urjungferlich, ohne die Sonngluthbefruchtung,

Gebiert einst das Mutterthum rein seinen Heiland!«

So schluchzt nun das Weib in der Felsenverschluchtung,

Und Wabe umwallt schon ihr einsames Eiland.
[209]

Ich kann meine Jungfrau jetzt nimmer befragen,

Ihr Anblick hat wohl meine Einsicht beschwert,

Ich werde sie lange und tageweit tragen,

Bis einst sich die wandernde Wabe verzehrt.


Ich weiß, daß die Anfangshand nimmermehr rastet,

Es wäre die Ankunft zu wunschlos und hold,

Doch Wolken und Gipfel und Felsen umglastet

Sichselberbesitzendes, schweigsames Gold.


Und ich bin ein Schatten vergänglicher Träume,

Der ewig besitzlos sein Wesen verschenkt,

Ein Weiher, der selber befruchtete Bäume,

Zurück in sich selber, als Ansicht, versenkt.


Vielleicht schreit ich, streitend, den Dingen entgegen,

Vielleicht bleiben Lichtsprung und Nachtanbruch starr:

Vielleicht kann in mir sich der Tag schlafen legen:

Was bin ich, ein alles umfassender Narr?


Ich selbst bin ein Griff, Unbegriffenes zu pflücken,

Und sehend erwähl ich das Reife zum Mahl.

Die Aste, die, früchtebehangen, sich bücken,

Sind wohl so vernünftig wie ich, bei der Wahl.


Verlang ich beim Wandern, auf einsamen Pfaden,

Nach ruchloser Lust und versuch ich, zum Spaß,

Gewaltsam dem labenden Walde zu schaden,

So gleich ich dem Sturme, dem Stammfraß und Aas,


Die Wälder verderben und Städte verpesten!

Ich bin wie der Wirbelwind unstät und wild

Und irre, verwirr mich, wie er in den Asten,

Und wahllose Gesten verblassen mein Bild.
[210]

Vermag ichs vernunftvoll, den Gluthdurst zu stillen,

So braucht mich die Welt und gewährt mir auch Schutz

Und will, daß, vom Gaumen auf, Rauschadern quillen,

Und schafft mir Genuß, stets aus Ureigennutz.


Gewöhnt an den Frieden des Lebensgenießers,

(In dem erst die Wollust des Reifens ersprießt,

Die täglich die Frucht unterm Strahl des Begießers,

Voll Obhut und Freude am Werden, verschließt)


Wird wohl die Natur meine Stille erhalten

Und trachten, den sanften Betrachter der Welt

Stets jung zu gebären und gleich zu gestalten,

Da tief in den Wesen ihr Maß sich erhält.


Verließ ich auf einmal mein Dasein auf Erden,

So würde mein Waldaufenthalt hurtig ersetzt,

Mein Abgang wär trächtig an Austauschbeschwerden,

Wodurch ein Ereigniß Ergebnisse hetzt.


Ich selbst bin des Erdwerdens Reifevollstrecker,

Mein Seelenempfinden der Duft nur vom Duft,

Das Schmecken der Ernte ist Zweck für die Äcker,

Das Säen ein Sprung über jegliche Kluft.


Nun zeig mir, mein Inneres, die Frucht vom Gegrübel,

Der Wahrsagung Nachhall entschleire zuerst:

Des Wasserfallmaßes unsichtbare Kübel

Begreif ich als Rhythmus, durch den Du mich lehrst,


Die Einsicht ins Wesen begeistert zu steigern,

Denn schaffend nur treten wir gänzlich zu Tag:

Ein eigener Traum wird allein nichts verweigern,

Er zeigt erst wieviel in uns sprachlos brach lag.
[211]

Die Landschaft um mich ist noch immer gewachsen:

Die Wabe loht sott, denn es löscht sie kein Wasser,

Ihr Schatten macht haschende handartige Faxen,

Als wär das der Spukzug der Daseinserfaffer.


Ja, wahrhaft, der Abgang der Nymphe ließ Lücken:

Sie selbst ist verschwunden, die Arbeit blieb liegen,

Drum sammeln sich Schwaden, ins Sein einzurücken,

Und Höchstunwahrscheinliches fängt an zu wiegen.


Der Traum war zu groß, um sich jetzt zu erweisen,

Es kann sein Versprechen den Umfang nicht halten.

Es sei denn, die Welt rollt in Wahnwitzgeleisen

Und kann alle Räthsel ins Dasein einschalten.


Oh Wabe, oh Wabe, die Theben gerettet,

Da Du, wie ich ahne, die Flammen ersticktest,

So zeig Dich, unheimlich im Sein eingebettet,

Wie einst, als Du, fremd noch, mich dennoch bestricktest.


Und wahrlich, die Wabe zerschleiert, zerflattert,

Die letzten Glaststerne vernebeln, verblassen,

Doch bleibt nirgends Asche, da gar nichts verknattert,

Der Wabeschwall hat keine Spuren gelassen.


Dafür aber blühen die Sträuche und Bäume,

Ein Dufthauch und Blutrausch ist übrig geblieben

Und zündet die Blüthen an, schlüpft in die Träume,

Und alles fängt an sich ekstatisch zu lieben.


Was seh ich? Ein Paar scheint im Walde zu fliehen!

Die Nacktheit der Beiden, von Anmuth durchschauert,

Mag mächtig die Seelen zum Urwunsche ziehen.

Wo kauert der Feind, der mein Traumbild belauert?
[212]

Der Wald ist voll Keuschheit, oh, laßt Euch drin nieder,

Ihr dürft seine Düftelust überempfinden,

Ihr schlürft seine Sehnsucht ein: glühn Eure Glieder,

So müßt Ihr aus Wünschen die Wonne entwinden.


Verschlingt Eure Arme, als wären es Äste,

Und laßt drauf die Gluthküsse traumhaft erblühn,

Denn jede Umhalsung vertieft sich zum Neste,

Dem Jubelgefühle der Jugend entsprühn.


Was schreckt Euch, was kann Euch im Wald überraschen?

Die Schatten, die flatternd von Ast zu Ast hasten,

Sind Wabegespenster, die Glastfalter haschen,

Um dann mit den Fluchtgluthen ganz auszurasten.


Zwar scheinen mir dort jene Schatten gar eigen,

Die Wabe verglimmte schon lang, und sie weilen

Noch immer um uns, ohne matt zu verzweigen.

Doch fürchtet nichts, bald wird ihr Schwarm sich zertheilen.


Nun sagt mir, was macht Euch jetzt fröstelnd erbeben!

Des Mannes Pupille verstrahlt Diamanten,

Die Weibesblickperlen erschimmern ergeben,

Es ist, als ob beide die Sinne anspannten!


Wo harrt die Gefahr! Wie, verkrampfte das Dunkel!

Jetzt scheint es, als nahten uns Kriegselephanten:

Ein fernes Gesumme erwachst zum Gemunkel,

Dort kommt wohl ein König, gefolgt von Trabanten,


Die schildkrötenartig, geschützt von zwei Panzern

Und Helmen, mit ehernen, lauernden Katzen,

Jetzt plötzlich, und gleich bösen Waldfirlefanzern,

Hervorhuschen und mit verrunzelten Fratzen
[213]

Dem Liebespaar, ringsum im Urwald, auflauern.

Schon will eine Sippe die Flüchtigen anspringen,

Da scheint ein Gewitter den Wald zu durchschauern,

Und überall sieht man sich Schützer aufschwingen.


Es werfen sich Baren herab von den Zweigen

Und stemmen sich Einbrechern zornig entgegen,

Doch immer noch neue Verfolger entsteigen

Den Büschen, wo Bären die Wege verlegen.


Da fangen die Schatten verblaßter Erdwabe,

Die nimmer verzitternd nach Dasein verlangten,

Auf einmal an, grabbelnd, nach langem Geschabt

Am Waldrand, wo Handschemen lang und bang schwankten,


Ein Antlitz und leiblichen Gang zu erraffen;

Schon ordnet ein Zug sich behender Gestalten.

Und drauf schafft ein Ruck rings selbständige Affen,

Die stattliches Kriegergepräge entfalten.


Voraus saust ihr König mit goldener Krone,

Froh folgt ihm ein Troß mit blankblitzenden Lanzen,

Auch ficht manche Äffin, als Astamazone,

Gar listig jetzt mit, hinter Urwaldlaubschanzen.


Die trefflichen Schützen erklettern die Bäume

Und helfen den Baren, die Flüchtigen zu schützen,

Schon scheints, daß der Feind feig die Waldwahlstatt räume,

Da stürzen sich Unken aus Dschungeln und Pfützen


Und trachten, fast grunzend, das Paar anzuekeln,

Auch sieht man sich Fledermausschwärme erheben,

Und wie sich im Wegkehricht Spannferkel rekeln:

Drum wird es jetzt Zeit, daß die Zweige erbeben,
[214]

Daß alle Waldblätter, als Prachtpapageien

Davonfliegend, Fledermauswirbel vertreiben,

Und quakende Frösche, durch kindsartiges Schreien,

Die garstigen Kröten im Sticksumpf aufreiben!


Jetzt wird jede Astachsel gleichsam zum Neste,

Und allerhand Waldvögel folgen dem Zuge

Der Gluthkakadus und der gelben Festgäste

Der Äste, beim Dschungelsumpfstreitlustkriegsftuge.


Es wälzen die Bären die Säue aus Löchern

Und brummen, damit wir das Grunzen nicht hören,

Die Affen mit selbstsichanfüllenden Köchern

Beginnen die feindliche Wehr zu zerstören.


Sie stürzen sich stürmisch aus Thürme und Throne,

Die Kriegselefanten zum Kampfplatz befördern;

Sie schleichen behänd in die Tragpavillone,

Und manche Matrone erschrickt vor den Mördern,


Die frech alle Insassen zerren und zausen

Und muthwillig Menschen aus Käfigen wetzen

Und anfangen Damen der Hofwelt zu lausen,

Um Thierchen von sich in den Zopfschopf zu setzen.


Das macht selbst die würdigen Staatstrampler ruppig,

Sie wollen nicht länger das Affenpack tragen,

Doch drinnen im Kasten sind allesamt struppig,

Drum packt oft ein Rüffel ein Fräulein beim Kragen.


So kollern die Buckelbewohner zu Boden

Und kugeln, von Affen umhalst, in die Pfützen,

Da fängt sich, durch alle die Plumpsepisoden,

Der Einhufergleichmut an stark abzunützen.
[215]

Und wuthentbrannt stürmen die laufenden Hügel,

Mit Thronen und Schlössern und Götterpagoden,

– Doch ohne Geduld und Vernunft oder Zügel, –

Hinein in den Wald, wo Verfolgter Kustoden


Sich eilfertig waffnen, den Angriff zu hemmen.

Es senken die Bäume von selbst ihre Aste,

In dichtes Gestrüppe den Feind einzuklemmen,

Und bilden dadurch eine lebende Veste.


Nun spannen die Äffinnen Ranken und Kränze,

Um rings Elephanten zum Stolpern zu bringen;

Sie trachten auch listig der Waldstampfer Schwänze

Jetzt untereinander gewandt zu verschlingen.


So wird jede feindliche Festung gefangen,

Der Hof und das Harem des Königs geschändet,

Doch hofft noch der Herrscher zum Paar zu gelangen,

Und jetzt wird dazu gar ein Magier verwendet.


Der kann dem Gebieter nur eines versprechen:

Ihm selber, alleinig, doch fast bis zum Paare,

Ganz heil und gesund einen Weg durchzubrechen,

Damit er es dort lustverschlungen gewahre.


Der Herrscher greift zu, und schon knistern die Zweige:

Die Flüchtlinge fühlen den Sieg ihrer Liebe,

Da ist es, als ob sich ein Greisenhaupt zeige

Und gleich alle Unschuld der Nacktheit zerstiebe.


Es flattern die buntesten Blumen der Runde,

Als Schmetterlingsschwärme herbei und bedecken

Mit Blumen den Leib ihrer Jungfrau, im Bunde,

Und schützen die schamvollen Seelen vor Schrecken.
[216]

Und glänzende Käfer entschwärmen den Ästen,

Die Nacktheit des Jünglinges hold zu verhüllen.

Nun ists, als ob Panzer die Glieder umpreßten,

Ein Schutz und ein Keuschheitsgebot zu erfüllen.


Der Greis blickt jetzt grausam enttäuscht auf die Jugend:

Sein Wunschweib vergab sich, ein anderer bekam es,

Und brunstgeil, durch Buschwerk und Thränenthau lugend,

Verharrt er noch lange am Platz seines Grames.


Verheimlicht die Jugend sogar ihre Reize!

Was bleibt da dem Alter noch länger zu schaffen!

Kaum kann man sich spreizen; vom gräßlichen Geize

Besessen, gehts schwer mehr, sich Lust zu erraffen.


Die Traumbraut lehnt still an der Brust ihres Freiers,

Der Jüngling hat alles, ach, alles errungen!

Der Greis sieht den Sieg durch den Gischt eines Schleiers,

Denn Bäche von Leid sind den Lidern entsprungen.


Die Thränen des Alters sind frisch wie das Lachen

Der Jungen, die glücklich zusammen erzittern,

Auch kann oft ein Greisenblick Blitze entfachen,

Und Schmerzschleier werden zu Brunstdunstgewittern.


Der König soll donnern, doch stockt seine Stimme,

Da wirken sein Haß und sein Lähmungsschreck magisch,

Die Nagegedanken, der Wuthbruch im Grimme,

Umschwirren ihn eingepuppt, leiblich und tragisch.


Dann wallen sie langsam zu Gattin und Gatten,

Doch fliegen schon Bienen herbei und verscheuchen,

Als schwebende Helme, die flatternden Ratten,

Die endlich, gehetzt und zerstochen, verkreuchen!
[217]

Der Greis schweigt. Verbleicht! Und die schneeweißen Flechten,

Sein Bart, scheinen langer noch niederzuwallen.

Sie ringeln und kräuseln sich, gleich kunstgerechten

Gelegenheitslocken. Und wachsend umwallen,


Verschnallen sie Bündel und Büschel mit Zweigen

Der lebenden, himmelwärts wachsenden Bahre:

Gleich zeigt sich der Geier fleischwitternder Reigen,

Doch bergen den Leichnam jetzt Aste und Haare.


Dem Paare im Walde verschaffen die Thiere

Die herrlichsten Steine und Schleiergewänder,

Sie ziehen erbeutete Szeptersaphire

Und Kronenrubine eroberter Länder


Hervor aus den Truhen des fremden Thronschatzes

Und freun sich, damit die Verfolgten zu schmücken;

Im Raum um das Paar, auf der Flur des Waldplatzes,

Erscheinen rings Diener und füllen die Lücken


Der Aste und Wipfel mit Leibern und Schleiern.

Ernst senken zwei Tauben die Schaumhemden nieder,

Und Mantel, gehalten von schwebenden Reihern,

Umarmen dann langsam der Brautleute Glieder.


Ganz ruckweise schwärmen die Käfer und Falter

Nun auf von den Leibern, die hold sich bekleiden.

Doch Affen, die eifrigsten Putzumgestalter,

Benehmen sich keck und zumeist unbescheiden.


Sie geben sich viel mit den Spiegeln zu schaffen:

Die Äffinnen ärgern die eigenen Grimmassen,

Drum trachten sie Bilder der Frau zu erraffen

Und spiegeln sie links und rechts, frech, ausgelassen,
[218]

Und können es nimmer, beim Draufblick, verstehen,

Weshalb jene Züge so haltlos verblassen,

Hingegen die eigenen nimmer vergehen

Und niemals das lebende Glashaus verlassen.


Jetzt kapern die Affen des Greises Prunkbarke

Und rudern sie wuchtig herbei bis zum Paare,

Fast ists, als ob jeder da sichtbar erstarke,

Ja, alle sind schon wahre Prachtexemplare.


Der König der Affen sitzt sicher am Steuer

Und späht, ob sich keinerlei Unholde nähern.

Wahrhaftig sein Wesenskreis scheint nicht geheuer,

Denn nirgends noch stach man die Feinde mit jähern


Blitzspitzen, als hier dieses Thierherrschers Blicke

Vergiftend, vernichtend die Bösartigen treffen.

Und da es fast ist, als ob Rudern erquicke,

So trachten die Bären das Thun nachzuäffen


Und machen sich gleich um die Stricke geschäftig.

Doch nicken sie allzu geschwind mit den Köpfen

Und thun, trotz der Plumpheit, so überaus heftig,

Daß bald Bauch und Brust rudern, Athem zu schöpfen.


Das Brautpaar steigt ein, und es rudern die Affen

Die Barke, durch Röhricht und Algen, vom Lande,

Wo Feinde mit Packelephanten und Waffen

Im Walddickicht stecken, nach sicherem Strande.


Sie fahren durch Dschungeln und enge Kanäle.

Es bildet der Urwald unendlich viel Pforten.

Das Brautpaar umjubelt die ganze Waldseele,

Denn Thiere begrüßen es jetzt allerorten.
[219]

Die Fische umspringen den Kiel und die Ruder

Und zeigen den hellbunten Bauch ausgelassen,

Und selbst Krokodile ziehn mit, um ein Luder,

Das abfallen könnte, im Nu zu erfassen.


Das plätschert und gischtet gar lustig durchs Wasser,

Die Singvögel zwitschern dazu ihre Lieder,

Und oben am Aste, da hockt mancher Hasser

Des Daseins und sieht unwillkürlich hernieder.


Den Mahatma kann man am Mantel erkennen,

Der erdgelb stets auffällt, wo immer die Zweige,

Vom Walderemiten belastet, sich trennen,

Und jedermann vorerst vermeint, oben zeige


Sich fahl zwar, doch klar ein Stück Himmel im Walde;

Und Schreipapageien umschwirren im Kreise

Die Schallbahn der Barke durch Waldgang und Halde,

Und Lichtfalter folgen dem Schaumspurgeleise.


Das Siegerpaar naht einer sichtbaren Insel;

Da fängt das Geäst an, den Feind zu befreien,

Und hörbarer wird nun ein schwaches Gewinsel,

Weil Menschen und Thiere gleich, wachwerdend, schreien.


Es ist das die Zeit, da Gazellen und Hirsche

Rings anfangen wild ihr Geweih abzuwetzen,

Drum kriegen die Aste gar häufig unwirsche

Geweihstöße, die ihnen Thiere versetzen.


Beim Äsen und Schnuppern im dunkeln Geäste

Will öfters ein Männchen ein Weibchen bespringen,

Dann knicken die Zweige, und tiefeingepreßte,

Vom Buschwerk umwucherte Wesen entschlingen
[220]

Sich langsam ringsum aus dem Waldlaubgefängniß;

Zuerst sehn sich zwerghaste Krieger entschlüpfen,

Die gleich die Gefährten aus arger Bedrängniß

Befreien, indem sie Laubknoten aufknüpfen


Und dichtes Geäst, mit den blinkenden Schwertern,

Ganz einfach und forsch jetzt, der Reih nach, aufhauen.

So wird bald den stärkern und kriegskunstgerechtern

Gewaltelementen, die Lauben umstauen,


Ein Ausweg aus feindlicher Waldhast bereitet:

Jetzt können schon Menschen und selbst Elephanten

Die Lichtung, die rings vor den Blicken sich breitet,

Behäbig beschreiten: statt schlafübermannten,


In Waldnacht gebannten, gefangenen Soldaten

Besitzt so der Erbe des Reiches des Greisen,

Der eben gestorben, ein Heer von probaten

Genossen, entschlossen sich treu zu erweisen.


Jetzt denkt man vor allem ans Königsbegräbniß,

Das weite Veranstaltungsumsicht gebietet:

Vorbei ist ja nun das Gefängnißbegebniß

Im Dickicht, das jeglichen Lichtblick vernietet!


Doch als noch sein Wachsen das Heer schwer bedrängte,

Verrenkte und streckte sich immer der Leichnam:

Auch schwand dessen Haar, das sich Pflanzen verschenkte,

Da bald es der Wald in den eigenen Bereich nahm.


Ja, wuchtige, weißliche Wollbäume wuchern

Jetzt rings um den eben verschiedenen Riesen,

Auch nützt gleich der Fund diesen Buschwerkdurchsuchern

Die hier, mittendrin in den Fruchtparadiesen,
[221]

Im dichten Gewirre von Myrthen und Linden,

Von Mangos, Katappen und Ebenholzbäumen,

Auch Fasern zum Weben und Einhüllen finden,

Um leichter dann Schäume der Wildbrunst zu zäumen.


Der Leichenzug zieht nun, nach mehrstündiger Mühe,

Durch Haine von Palmen und heiligen Feigen,

Es scheint, daß zur Feier der Lodrahbaum blühe

Und manche Padmakastammzweige sich neigen.


Es kann sich von selbst jetzt ein Urwaldweg bahnen:

Wie Schlangen entschleichen spiralhaft Bananen,

Udumbarafeigen und Myrobalanen

Umwandeln sich langsam zu Affenaltanen,


Da rings, überall, sich die Waldthiere stauen,

Verwundert, aus Lauben den Zug zu erschauen;

Denn Brustwehren scheinen sich steil aufzubauen,

Weil Brustbeerbaumranken sich armstark vertauen.


Und Dschungeln, umgeben von urstummen Muscheln,

Wo munter die Unkenbruthnumen sich tummeln

Und suchen, sich Lustsucht durch Brunst zuzutuscheln,

Umsummen Unsummen von Brummeln und Hummeln.

Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 2, München; Leipzig 1910, S. 199-222.
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