3.

[84] O Liebe, o Liebe,

Du bist unsterblich!

Noch einmal regt sich

Auf meines Herzens

Verkohlter Trümmerstätte

Ein Frühlingsahnen.


O dürft' ich glauben!?


Vom dunklen Grunde

Unnennbarer Qualen

Ringst Du Dich auf,

Heilige Liebe.


Ich glaub' an Dich

Zum letzten,

Zum allerletzten Mal.

Wenn auch Du nichts weiter bist

Als eine Täuschung,

Schmerzengeborene Liebe, –

Ein Rausch der Sinne,[84]

Oder ein flüchtiges Spiel

Höhnender Schicksalsmächte,

Dann bin ich vernichtet,

Zermalmt und zerbrochen

Für immer und ewig.


O lüge nicht,

Heilige Liebe,

Schmerzengeborene.


Quelle:
Felix Dörmann: Neurotica, München und Leipzig 1914, S. 84-85.
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