6.

[102] Auch Dich hab' ich, reinste der Frauen,

Mit Lasterbegierden entweiht.

Nicht darf ich Dein Antlitz mehr schauen

In Ewigkeit.[102]


Mein Herz ist im Schlamme versunken,

Gespenstig flackert in mir

Nur Sehnsucht, wahnwitztrunken,

Und kranke Gier.


Was soll mein schluchzendes Ringen,

Der Seele Verzweiflungsgebet?

Ich kann die Dämonen nicht zwingen – –

Es ist zu spät.

Quelle:
Felix Dörmann: Neurotica, München und Leipzig 1914, S. 102-103.
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