– – – ora tremendi Judicis ut fugias, o Homo, disce mori!

Dv siehest Mensch wie fort vnd fort

Der eine hie, der andre dort

Vns gute Nacht muß geben:

Der Todt helt keinen andern Lauff,

Er sagt zuletzt die Wohnung auff

Vns allen, die wir leben.


Bedenck' es weislich, in der Zeit,

Vnd fleuch den Schlaff der Sicherheit,

Sey augenblicklich wacker!

Denn, wiss', es bleibet dabey nicht,

Daß man dich hin auß diesem Liecht

Trägt auff den Gottes-Acker.


Wir werden auß den Gräbern gehn

Vnd alle vor der Bancke stehn,

Die Christus selbst wird hegen,

Wenn auff der Engel Feld-geschrey

Die Glut das grosse Welt-Gebew

Wird in die Asche legen.


Alsdenn wird erstlich aller Welt

Belohnung werden zugestellt:

Die Sünder sollen büssen,

Vnd Ihnen ohn Betrug vnd Schein

Selbst Kläger, Richter, Hencker seyn,

Verdampt durch jhr Gewissen.


Ach Gott! kömpt mir dieß Vrtheil vor,

So steigen mir die Haar empor,

Mein Hertz fühlt Angst vnd Schrecken!

Ihr hohen Hügel, heb' ich an,

Ihr Berg', vnd was sich stürzen kan,

Fallt her, mich zu bedecken!


Herr Jesu, meine Zuversicht,

Ach lass dein strenges Zorn-Gericht,

Ach lass es mir nicht schaden!

Beut' an dem Vater den Vertrag,

Damit ich künfftig hören mag

Den süssen Spruch der Gnaden!


Gib daß ich mich bey gutem Sinn

Vnd weil ich noch bey Kräfften bin

Zum sterben fertig halte,

Vnd nicht, o Jesu, meine Lust,

Begriffen in der Sünden Wust

Zum ewign Todt erkalte!

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 40-42.
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