Sterb-Lied

Wer, O Jesu deine Wunden

Stets für seine Ruhstatt helt,

Hat den grösten Schatz gefunden,

Er verachtet diese Welt,

Ihm ist sterben eine Lust,

Weil ihm Himmels-Freud bewust.


Nicht des Satans wüstes Schrecken

Noch die große Stärck und List

Kan ihm eine Furcht erwecken,

Ob sie noch so grausam ist.

Christus Leiden ist sein Schutz,

Bietet allen Feinden Trutz.


Nicht des frechen Todes Drewen

Kan ihn bringen in Gefahr,

Er darf seinen Grimm nicht schewen,

Darf getrost seyn immerdar,

Waß den bösen Furcht einjagt,

Diß erwart' er unverzagt.


Nimmer kombt ihm aus dem Hertzen

Sein Erlöser, sein Gesicht

Ist auf seine schwere Schmertzen

Und das bittre Kreutz gericht,

Jesu Wunden und sein Blut

Macht ihm einen Helden Muth.
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Hirin wil ich ewig bleiben,

Spricht Er: es sol keine Noth

Mich aus dieser Wohnung treiben,

Hie kan nichts der blaße Todt,

Hie ist keine Sorg und Qual,

Sondern Wollust ohne Zahl.


Christe, laß auch deine Wunden

Mir Trost, Hülff und Rettung seyn

In den letzten Todes-Stunden

Wieder allen Schmertz und Pein,

Wer dein tewres Blut aufffast,

Dem ist Sterben keine Last.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 472-473,476-477.
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