1.

[207] Es schauert durch die Luft ein Klang,

Der hallt im Tiefsten nach;

Ob eine Äolsharfe sprang,

Ob wo ein Glöcklein brach?


Hoch um die Alpenhörner fliegt

Ein goldner Wolkentraum,

Und auf des Sees Wellen wiegt

Sich weißer Segel Saum.


O wüßt' ich nur, wie mir zu Mut! ...

Zerfließen möcht ich ganz,

Vergehn im jener Berge Glut,

In Abend-Duft und Glanz!


Die Arme breit ich weinend aus

Ins Tal und zu dem Wald:[207]

Ach! eine Hand – ein Herz – ein Haus! –

Umsonst ... der Klang verhallt.

Quelle:
Franz von Dingelstedt: Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, Tübingen 1978, S. 207-208.
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Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters
Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters (Deutsche Texte)