13.

[220] Den Wolken nah, auf dürrer Felsenspitze,

Wo nur die Eulen nisten und die Raben,

Will ich der Liebe Kenotaph bestatten.

Ein letzter Blick zurück von meinem Sitze:

Ich bin allein, ich habe sie begraben,

Und ach! sie folgt mir nicht, wie einst der Schatten

Euridikes dem Gatten.

Da unten liegt, dem Auge kaum erkennbar,

Die Hütte wie ein Särglein anzuschauen ...

Ein Schmerz durchzuckt mich tödlich und unnennbar:

Aus mit der Liebe! Fertig mit den Frauen! –

Dann weiter in die Welt mit halber Seele,

Der Haß ergänze, was an Liebe fehle![221]

Quelle:
Franz von Dingelstedt: Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, Tübingen 1978, S. 220-222.
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Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters (Deutsche Texte)