4.

[216] Du zauderst Dich mit meinem Lied zu schmücken?

Mein Kind, wie schlicht Du bist und wie bescheiden

Daß Dich die blassen Dichterperlen blenden.

Ich möcht' ins Haar Dir Shakespeares Krone drücken,

Mit Goethes Purpur königlich Dich kleiden

Und des Petrarca Schatz mit beiden Händen

Täglich an Dich verschwenden.

Ach! Wenn unsterblich meine Dichtung wäre

Und siegend dräng in alle Welten-Fernen,

Ich baute Dir unsterbliche Altäre

Und trüge Deinen Namen zu den Sternen.

Ein kalt Geschenk für Deine warme Gabe –

Weh! Daß ich Gleiches nicht zu bieten habe!

Quelle:
Franz von Dingelstedt: Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, Tübingen 1978, S. 216.
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Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters (Deutsche Texte)