4.

Schlenderte eines Tags verlassen

Umher in der Eschenheimer Gassen,

Und trat in einen Hof, darinnen stand

Ein Österreicher, Musket' in der Hand.


Seh' mir die Treppen, Höfe, Gänge,

Der bestäubten Fenster Menge

Recht neugierig und teilnehmend an,

Just wie nur ein Fremder gaffen kann.


Kommt aus dem Haus mit leisen, raschen

Schritten ein Mann mit Akten in den Taschen,

Den frag' ich mit einem Gruße frank und frei:

Was das für ein großes Haus hier sei?


Das Männlein blinzt durch seine Brille

Mich an und hustet nach langer Stille:

Ihnen das zu sagen, bin ich nicht kompetent;

Sprach's, ging, machte sein Kompliment.


Nun hab' ich's gewußt, woran ich gewesen,

Der Österreicher aber, ohne viel Federlesen,

Kommt auf mich zu und fragt mich grob,

Was ich hier in dem Hause zu suchen hob?


Gott sei Dank, hier hab' ich nichts zu suchen,

Da fing der Holter an zu fluchen:

Dann gehn's Ihrer Wege als guter Christ,

Sehn ja, daß hier nichts zu finden ist!

Quelle:
Franz von Dingelstedt: Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, Tübingen 1978, S. 122-123,125.
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