1.

[206] Vergänglich ist die Menschheit und, dem Staube

Mühsam entwachsen, unrettbar verfallen

Dem grauen Chaos. Keinen von uns allen

Befreit vom Erdenlos sein Himmelsglaube.


Arm ist die Menschheit; jeder lebt vom Raube

Und von Geschenken aus des Todes Krallen;

Und was beherrscht Despoten wie Vasallen?

Die liebe Sünde nur, die blinde, taube.


Des Fleisches Wut, des Denkens finstre Macht,

O Papst! verbrüdern Sklaven mit Cäsaren

Im Schlamme, der auch dir entgegenlacht,

Wo mir, dem Sünder in der Sünder Scharen,

Graut vor der Lüge, die dein Stolz erdacht,

Und graut vor dir, dem einzig Unfehlbaren.

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 206.
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