XCI.

Von einem jungen Menschen von vornehmen Stand, bey dem die Liebe einen so heftigen Eindruck machte, daß ihm einstmalen das Blut plötzlich aus einer Ader an der Stirne heraus schosse.

[199] Wie groß ist nicht das Feuer, welches die Liebe in unsern Herzen entzündet, und wie mächtig sind die Triebe, welche die durch die Liebe erregten Begierden dem Lauf des Blutes einflössen! Ein junger Mensch von vornehmen Stand, saß einstmals bey einer liebenswürdigen Wittbe, die er zu trösten sich vorgenommen hatte, am Tisch. Der Wein, die Munterkeit, welche solcher einflösset, und hauptsächlich die Nähe des Gegenstandes seiner Liebe setzten ihn in eine so heftige Bewegung, daß ihm das Blut plötzlich und mit vieler Heftigkeit aus einer Ader an der Stirne spritzte. Ich habe dieses selbst gesehen, sagt Cornax (lib. 1. consult. med. cap. 3.) da ich mich einstmalen in einem gewissen Haus, wohin ich zu einem Krankenbesuch beruffen wurde, bey dem Mittagessen befande.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 199.
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