XCIII.

Democritus machte eine vortrefliche Auswahl in seinen Speisen und hatte ein so durchdringendes Gesicht, daß er die Jungferschaft unterscheiden und bemerken konnte.

[201] Democritus hatte, wie Veit Patin meldet, eine vortrefliche Geschicklichkeit seine Nahrungsmittel gut auszuwählen, und er verstunde sich ganz besonders wohl auf die Milch. Man sagt, zu einem Beweiß davon, daß, da er sich einstmals hatte Milch bringen lassen, er in Gegenwart des Hyppocrates erriethe, daß solche von einer schwarzen Ziege ware, die nur ein Zicklein getragen hatte. Man eignet ihm noch eine andere Art der Erkenntniß zu, die manchen scheinheiligen Schönen sehr beschwerlich fallen würde; folgendes ist ein Beweiß davon: Ein gewisses Mädchen, das ihm begegnet war, und er als eine Jungfer gegrüsset hatte, grüste er des folgenden Morgens als eine Frau, weil er ihr aus dem Gesicht ansahe, daß sie, seitdem er sie gesehen hätte, zu dem Verlust ihrer[201] Jungferschaft eingewilliget hatte. Herr Democritus, setzet dieser anzügliche Schriftsteller hinzu, würde in diesem Land schlechte Besuche bekommen haben, weil man die Unbescheidenheit seiner Kunst gar zu sehr gefürchtet hätte.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 201-202.
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