Das angesicht verrath die that.

Ratio in facie.

[25] Es ist ein böß flüchtig ding vmb ein böß gewissen /das ab iedem rauschenden blat erblicht. That steckt eim im angesicht / vnnd die schamm inn augen. Das angesicht macht rechnung / Die gestalt zeuget. Man sihet eim an / was er hat thon. Das angesicht entdeckt den list / wie eim vmbs hertz ist. Der gesund sihet frölich / der reich trotzig / der übelthäter vnder sich /erbleycht leicht / darff hasenschreckig niemands recht ansehen. Wann sich nur ein mauß regt / so meynt er sein end komme. Man kompt auch durch ander eusser anzeygen zum hertzē / als durch kleydūg / tritt / gang /gesicht / daher spricht man: Die augen verrathen den ars.

Der trit ists gelts werdt. Der gang vermag tausent gulden. Kleyder vnd der gang / vrteylen vom mann /vnnd ist gar schwer / in hohem glück demütig gebarn. Gůt macht übermůt / Armůt macht demůt. O es ist schwer / voll gebaren[25] als sei man lehr. Leiblich auff der banck sitzen / vnd mit dem sinn darunder. Wie eim ieden vmbs hertz ist / also thůt / gebaret / sihet /vnd redt er / der kranck saur / traurig traurig / vnd seind gemeynlich hertz vnd angsicht / mund vnd hertz eins. Wes das hertz voll ist / des geht der mund über.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 25-26.
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