Das hundert inns tausent werffen.

Sermo sine capite.

[201] Tausent ist ein grössere zal dann hundert. Wer nun hundert zů tausent wirfft / vnnd rechnet nit darzwischen die andern hundert / vnd als dann tausent / der macht es also / daß niemand weyß was er rechnet oder redt / darumb wirt diß wort gebraucht wider die / so vil gewäsch machen / aber selbs nit wissen wo es hat angefangen / oder wo sichs endet / die es hören / auch nit. Weise vernünfftige leut reden ordenlich / vnd fügen eins auffs ander. Aber narren reden was jhnen einfellt. Salomon sagt / Ein narr schütt seinn geyst auff einmal auß / ein weiser aber behalt etwas dahinden. Ein weiser ist langsam zureden / aber wann er redt / so redt er nichts vergebens.

Also ist ein Sprichwort: Den Rhömern wechßt die rede im hertzen / den Griechen im mund. Das hertz gibt gůte wichtige sprüch / vnd ist ein ernst. Der mund gibt wort / nemlich / was jm einfellt. Ein lehres weinfaß klinget hell / vnd ist doch nichts darinnen. Ein vaß voll weins klinget nit fast / vnnd hat doch den nachtruck. Also ist ein weiser mann voll gůtes raths /anschläge / leer vnd sprüch / die er nicht braucht /dann wo es not vnnd nütz ist / Dann wer schnell zu reden ist / zu eim narren foltu mehr hoffnung haben dann zu jm / sagt Salomon. Goldtmüntz ist klein /aber sie gilt vil. Silbermüntz ist weit außgepreyt in groschen / inn pfenning / aber sie gilt nichts dester mehr. Also ist auch eins weisen red kurtz / gewiß /vnnd rund / aber sie gilt vil / vnnd hat vil hindersich. Eins narrn red hat kein ende / vnd hat nichts hindersich.

Ein weiser mann vnd ein narr haben keinn vnderscheyd dann disen: Ein weiser vnderscheydet weise /maß / ort / stund / vnnd person / er schweigt zu rechter zeit / vnd redet zu rechter zeit / er redet auch darnach die leut seind / offt vil / offt wenig / darnach es sich füget. Ein narr aber redt on vnderscheyd was jm zůfelt / es dien oder schade. Darumb hat der narr recht gesagt: Er sei darumb ein narr / daß er red was jm einfalle.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 201.
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