Den man zeygts ampt an.

Magisratus uirum arguit.

[296] Ein gewisse kundtschafft / dabei man einn mann kennt / wann er gwaltig wirt / so laßt er sein art / sie sei gůt oder böß / herfür / vnn wachet der fuchs oder schalck / so jm hindern ohrn schlieffe / auff. Es stellt sich mancher / als künde er nit iij. zelen / oder als wöll er den gemeynen nutz vor lieb fressen / alles zu böltzenträen / vnn kan jm niemād gerecht gnůg sein. Das ampt aber / so er daran kompt / zeygt vil einn andern[296] mann an / Vnd geschicht gemeynlich / daß kein kling härter schirt / dann so ein betler ein herr wirt. Salomō hat gar einn schönen spruch daruō / Pro. 30. Man sagt von eim Apt / der sei so demütig / allzeit mit nidergebucktē haupt einher gangen / vnnd ein Münch allzeit auff des Conuents seiten gewesen / vnd so hertzlich klaget Gott vnnd der welt / daß den gůten brüdern jr malzeit geschmälert / vnnd täglich an jrn gerechtigkeyten abbruch geschehen. Als bald er nun zũ Apt erwölt warde / zeygt das ampt den mann an /was hinder jm steckt / Er warff sein haupt frölich empor / vnn war so ein gnädiger herr / daß sie den vorigen auß der erden hetten kratzt / vnd zů Rom geholt. Gfragt warumb er sich also verändert / vnnd nit wie vor / demütig auff die erd gebuckt / einher gienge /Antwort er: Da er also auff die erde stets gesehen hette / da hetter die schlüssel zur Aptei gesůcht / die het er nun funden / were derhalbē nit mehr von nöten /daß er auff die erde gebuckt / einher gienge. Also ist auch ein Cardinal gwesen / der hat allzeit härine kleyder tragen / vnd auff eim netz / auff plosse erde für ein tischthůch gepreytet / gessen. Als er nun zum Bapst erwölet / zutisch saß / zarte leinwat vnd seiden anzohe / vnnd sein netz verschwande / ward er gefragt /warumb er von diser bůß vnd vorgehabten weise /auff dem netz zuessen / abstünde / Antwort er: Ich habe nach dem Bapstumb gefischt / vnn das gefangen / ist derhalben on not weiter das netz auffzuspannem. Also kennt man den mann beim ampt.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 296-297.
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