Ein gůt wort findet ein gůte stadt.

[85] Kein gůt wort ist verloren / es findet alle zeit da es růwet / vnd on schaden abgehet / Vnd im fall / daß jemand seinem feinde vnd schender gůte wort gibt / so er doch wol vrsach hette / jn wider zuschenden / so findet doch das gůt wort ein gůt stat / Erstlich bei den zůhörern / die seine sanffmůt loben müssen / Zum andern / auch bei dem feinde / Denn hernach wenn er sich recht bedencket / so der zorn für über ist / so můß er sich vor dem schämen / der jm so vil zu gůt gehalten hat / vnn schaffet also mehr / denn hett er in auff das höchst geschendet.

Mann soll auch nit alles für schande vnnd vnehr achten / das mann vns aufflegt / Lobt vnd ehrt vns jemandt / der kein ehr hat / so ist nichts darauff zugeben / Denn wie soll der jemandt ehren / der nit weyß was ehr ist? Widerumb / wenn vns ein loser / vnehrlicher man schendt / so sol mann darumb nit trawren / Denn das ist rechtes lob / welchs einem ehrliche leut geben /vnd es sol einem ehrlichen biderman leyd sein / wenn jn lose leut loben.

Summa / Ein gůt wort findet ein gůte stadt / es schadet niemand vnnd frommet jederman Ein böß wort / ein schenden / lestern / flůchen / schadet jederman / vnd frommet niemand.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 85.
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