Es ist kein so böse můtter / sie zöhe gern ein fromm kindt.

Etiam inter uepres rosæ nascuntur.

[56] Es tregt offt ein gůte reb einn winter trollē. Ein fromme fraw zeucht offt ein hůr. Widerumm tregt offt ein hůr / wie Bersabe / Ruth / etc. ein fromm kind. Das ist etwa wider gemeynen lauff / vnnd Sprichwort: Es zeuget kein Rapp ein Zeißlin / sonder / Mali corui, malum ouum.

Mann lißt nit feigen von dornhecken / noch weinbeer oder trauben von disteln. Ein Eul heckt kein Blaefůß. Kein Eul heckt einn Falcken. Ein Rapp zeugt kein Zeißlin. Wie es ein vogel ist / also legts eyer. Wie es zu nest zeucht / also brüt es jungen auß. Es kopt gemeynlich[56] alles in sein art. Rappen zeugen rappen / doch begibt es sich etwa daß ein hůr ein fromm kindt zeuget / vnnd ein Lumpenman einn biderman. Der gemeyn lauff aber der natur ist / daß gleich gleichs gebirt. Naturalissimū est generare sibi simile, sagt Aristoteles.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 56-57.
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