Eygen lieb / [316] Philautia.

Die täsch auff dem arß wil niemand sehē. Er redt daß das gewelb zittert. Die stimm ist grösser dann der mann. Eygen lob stinckt. Eygen rhům ist lästerns werdt. Wer sich selbs lobt / heyßt lästerlin. Bleib bei den leuten. Wems glück zuwol wil / den machets zum narren. Eim ieden gefellt sein kolb / weise / etc. Ein ieder singet sein lied. Vnser rawch ist liechter / dann eins andern feur.

Die eygen liebe ist durch Adam so groß in vns /daß nicht daruon gnůgsam zureden oder schreiben ist / wir geben vns selbs alles recht / daher auch niemand sein selbs oder der seinen richter sein kan. Es ist kein Eul sie schwür einn eyd / sie hett die schönsten jungen. Vnd meynt ein ieder blinder geck / wann iederman wer vnn thet was / vnd wie er vnd die seinn seind vnd thůn / so stünde es wol in der welt / damit geht es wie es geht. Eim ieden gfellt sein kolb wol / drumb sts land der narren vol. Es ist das hauptlaster vnnd vrsprung aller sünde / Dann die eygen lieb macht /daß der mensch nicht wil / annimpt / thůt / glaubt /etc. dann was jm gfellt / vnd nit wider jn ist. Das ist der ärgest vnglaub / der nicht glaubt / dann was jm behaget. Wer sich selbs liebt / den hassen vil.

Der jhm selbs heylthumb / ist andern ein grewel.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 316.
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