Haußehr ligt am weib / vnd nit am mann.

[236] Ein fromm weib ist jrs manns leib. Es ist kein besser haußrath / dann der ein fromm weib hat. Ein bider fromm weib / vnd ein ehrlicher priester / der in Gottes wort geleert / vnd trew / die seind aller ehrn werdt /vnd ein mirackel der welt. Wer die schendet / kan der schande nicht enttrinnen / der schendet auch Got /stirbt selten eins rechten todts.

Heußliche ehr ligt mehr am weib dann am mann /Vrsach: Der mann gewinne was er wöll / hälts das weib nit zusamen / vnd hauset jm trewlich vnd wol /so ists vmb sunst / also daß der mann ons weib nicht ist vnd kan / Er ist auch ons weib nit gantz / dann jm geht ein beyn ab / vnd mangelt jm ein ripp. Wehe dem der allein ist / so er fellt / hat er niemandt der jn[236] auffhebt / spricht Salomon. Vnd Gott erkant selbs / daß es nit gůt war daß der mensch alleyn were / derhalben jm dise haußhalterin / gehülffin vnd gesellin auß seiner seiten gebrochen / vnnd das beyn von vnserm gebeyn mit fleysch bedeckt. Zů dem ligt hie heußlich ehr auch in dem mehr am weib / dann am mann / Vrsach /wo das weib fromm ist / so weyß mann daß all jre kinder ehelich seind. Ist sie ein hůr / so zweifelt mann an allen / auch die des ehemans sind. Am mann ligt hie nit so vil macht vnd haußehr / dann der kan der frawen hie keinn frembden erben / wie sie jm dem armen guckuc kan zůschleychen. Darumb wirt auß allen vmbständen vor der welt hie des manns sünd nicht so hoch geacht / Vor Gott aber / da weder man noch weib / ist kein vnderscheyd.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 236-237.
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