Jederman vertrawen ist torheyt vnd leichtfertigkeyt / Niemand vertrawen ist tyrannisch.

[177] Wer selbs vntrew ist / der vertrawet niemand / Vnd je frömmer einer ist / je leichtlicher er glaubt / dann er meynet alle leut seien wie er ist. Darumb sol er gewarnet sein / vnd wissen / daß mann sich zu einem menschen des besten vnnd ärgesten versehen müsse /Dann es ist närrisch gehandelt / einem ieglichen zuuertrawen / ehe er etliche scheffel saltz mit jhm geessen hab. Zu dem so ists eim erbarn man / sonderlich der eines hohen standts ist / vnehrlich / wann er sagt: Das hette ich nit gemeynt / Non putaram, so er doch zuuorhin het gedencken sollen. Die Tyrannen die niemand gedencken trew zubeweisen / vertrawen niemand / sein voll argwons vnd mißglaubens / dann wie die alten Historien melden / so habē die Tyrannen jren eygen leuten nit vertrawet / sonder jmmer frembde hülff gesůcht / wie solten sie sich auch zu denen trew versehen / mit denen sie vntrewlich gehandelt hetten?

Der Tyrann Dionysius Syracusanus ließ sein tochter bartscheren lernen / auff das jm nicht ein frembder Barbirer den halß abschnitte.

Vnderweilen aber ist auch not vnn nützlich / niemand vertrawen / als in kriegsleuffen.

Eumenes / wiewol er wuste daß Craterus ein geůbter kriegsman wider jn zufelde zoh / sagt ers doch niemandt / sonder sprach / Craterus were kranck / aber Neoptolemus were Feldthauptman über den zeuge. Nun kandten die seinen den Neoptolemum wol / daß er vnerfarn vnd vngeübt war in solchen sachen / darumb waren sie dester můtiger / vnd wurden nit ehe innen / daß der Craterus da gewesen war / biß sie jn erwürget hetten / vnd den sig erobert. Bei vnsern zeiten / da vnsers Allergnedigsten Herrn Keysers Caroli volck / wiewol es wenig war / im Thiergarten vor Paphia gegen dem Frantzosen sich lägerte / hetten etliche des Frantzosen Räthe jhm angezeygt / er solte sich fürsehen / vnd das geringe volck nit verachten /dann es weren die alten kriegsleut vorhanden / Herr Jörg von Fronßbergk / Herr Marx Sittig von Embden / vnd Graff Niclaus vonn Salm / Keyser Maximilianus discipel / die würden es / wo sie ein wenig jren fortheyl sehen / gar frisch vnnd dapffer hinein setzen /mit jm annemen vnd wagen. Hetten dise geschwigen /der Frantzoß vnnd die seinen hetten villeicht mehr můts vnnd sigs gehabt / dann also.[177]

Es ist hochberhümpt des Cecilij Metelli antwort /die gab er einem jungen Fenderich / der jhn fragte /was er fürnemen wolte / Da sprach er / Vnnd wann ich wüste / daß mein kleyd das ich an habe / wüste meinen anschlag / so wolt ichs bald außthůn / vnnd ins fewe werffen. Also ist ein zeit zureden / vnnd ein zeit zuschweigen / wie Salomon sagt / Selig oft der /der sie treffen kan.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 177-178.
Lizenz:
Kategorien: