Liechter tag / liechte augen.

[125] Hiemit entschuldigen sich die Finantzer / welche den leuten mit falscher / geferbter wahr vnd tandt ein nasen machen / vnd betriegen sie / Sie haben es gesehen / es sei liechter tag / warumm hat er die augen nit auffgethon. Vnnd wiewol diß in ein gewonheyt kommen ist / vnd schier nimmer vnehrlich / so ist doch droben gesagt / Was tausent jar ist vnrecht gewesen /ist nie kein stund recht gewesen / Vnd ein böse gewonheyt macht kein ding gůt. Es ist argelist vnd betrug / wenn mann dem wild in dem wald ein netz stellt / wenn mans schon nit jagt vnd drein hetzet / denn das wild fellt offt ongeferde ins netz / Also ist das auch ein Betrug / wenn iemandt sein wahr außsetzet / wenn er schon niemand darzů reytzt / dann da mit gibt er vrsach / dz die leut betrogen werdē.

Zu Athen bei den Griechen ward in jhrem Gottsdienst verflůcht / welcher dem jrrenden den weg nit geweiset hett / vil mehr ist der zu[125] verflůchen / der den kauffer betreugt / vnd war net jn nit vor schaden /Denn er hat lust den zu betriegen / vnd fürt jn darzů auch in schaden.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 125-126.
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