Schencken heyßt anglen.

[227] Wer einem andern etwas schencket / der wirfft jn mit einer bratwurst vmb ein seiten speck.

Man schenckt gar selten auß lauterer lieb / on ein schalcks aug / sonder man handelt / angelt / jagt vnd fischt mit den gaben / daß mann mehr fahe / vnd mit gewinn wider neme. Dem fisch schenckt mann am angel ein köder / dem wolff ein aß oder ganß / daß der fisch am angel behange / vnd zum raub werde / vnnd der wolff in die grůben falle. Mit schencken thůt man einer gab wincken. Wer gibt / der richt eim wildpret /vnd ist ein rechter handel / Arm leut wenn sie jr ding thewer gedencken zuuer kauffen / so schencken sies reichen / thůnd aber offt / wie die ängler / einn fehlzůg. Man schickt keinem kein würst / mann verhoffe dann / er werde auch ein saw schlachten / vnn des sprichworts gedencken: Würst wider würst / Korn vmb saltz. Daher kompts daß mann alleyn den reichen gibt / dann ann armen weyß mann nicht zugewinnen /vnd hoffet keiner widerlag / darumb handelt niemandt mit jm.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 227.
Lizenz:
Kategorien: