Wer einn stein nicht allein erheben kan / der soll jhn auch selbander ligen lassen.

[169] In der auffrůr im lãd zu Wirtenberg / der arm Contz /Anno 1513. Kam võ der selben sachen wegen einer zů Stůtgarten auch inns[169] gefengkniß / Endtlich hat man jhn auff den platz mit andern Burgern gefürt / jhnen die köpff abzuschlagen / als den auffrürischen.

Da hat diser Burger ein stille begert / dann er hette das volck anzureden / vnd hat angefangen vnnd gesagt / in beiwesen des Hertzogen mit seim gwaltigen hauffen: Lieben freund / heut solt jhr an mir lernen /daß wer einn steyn allein nicht erheben mag / der soll jn auch selbander ligen lassen. Ich hab mich auff ander leut verlassen / die bei mir halten wolten / aber ich bin von jnen betrogen. Also daß vns diß Sprichwort erinnere / wie kleiner glaub auff ander leut zusetzen sei in grossen sachen. Wil iemand etwas anfahen /der gedenck daß ers für sich selbs anfahe / vnd außfüre / vnnd setze bei leib vnd leben kein hoffnung auff eins andern hülff / dann sie kan jhm fehlen. Ist kein trew noch glaub mehr.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 169-170.
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