Wer im xxiij. jar nicht stirbt / vnnd im xxiiij. nit ertrinckt / vnnd im xxv. nit wirt erschlagen / der mag wol von glück sagen.

[128] Es hat Gott allwege / wann er etwas thůn wil / die leut hundert jar / oder ein zeit zuuor durch ein gemeyne rede vnd zeychen warnen lassen. Noah warnet die leut hundert jar zuuor vor der Sündflut. Die Propheten warneten die Juden vor der Assyrischen / Babylonischen / vnd Römischen gefengniß / des Hieremias můste ein höltzine ketten am hals tragen / zum zeychen / daß Got Judam durch den König von Babylonien gefangen füren wolte / vnd straffen. Es seind in der natur prædictiones & diuinationes das ist / weissagungen zůkünfftiger ding / zum gůten vnd bösen /aber was es sei / kan niemand wissen noch sagen. Wem ein glück widerfaren soll / dem sagts sein hertz / es ahnet jm / es ist jm schwer zu můte / vnd weyß doch nit was es ist / biß solang er das vnglück erfert /als dann sagt er: Mein hertz sagt mirs wol. Simonides fande am Meer einn todten leichnam ligen / seine gesellen wolten nit warten / es daucht jn aber es were nit vergebens / daß er ein solich zeychen fünd / vnd blieb darumb da / fůre den tag nit weiter vffm Meer / vnd begrůbe den todten / Seine gesellen aber ertruncken des tags alle / er blieb lebendig. Sein hertz sagt jhm /[128] der todt würde sein zeychen sein / darumb folget er dem hertzen.

Da Christus solt auff erden kommen / můste Johannes der Täffer vorher den weg bereyten / mit hand vnd mund zeugen / daß Christus vorhanden were.

Wann den Römern hat sollen etwas grosses widerfaren / so hat es irgent steyn geregnet / es hat ein kůw geredet / oder dergleichen etwas selgams geschehen. Da die Römer den grossen schaden genommen haben von den Teutschen / vnder dem Hauptman Quintilio Varo / irgent in der herrschafft Lippe / odder vmb dieselbigen grentze / haben sich zwo glocken von jnen selbs geleutet.

Bei menschen gedencken seind die Hertzogen zu Beyern von Maximiliano überzogen worden / vnd grossen schaden empfangen. Aber ehe dann es geschehen ist, hat sie der Liechtenberger gewarnet / vnd in seiner Practiken mahlen lassen / wie sich der Löw verkriech vor dem Adler im walde. Zu Rhom / ehe dann die Statt geplündert ist worden / im M. D. xxviij. jar / hat einer mit namen Baptista / mer dann einmal zu Rhom laut geschrien / Jederman solt Gott förchten / Gott würde ein straff über sie gehn lassen. Also ists nun bei menschen gedencken ein gemeyn geschrey gewesen / bei jungen vnd alten / Wer im xxiij jar nie stirbt / vnd im xxiiij. nit ertrinckt / vnnd im xxv. nit wirt erschlagen / mag wol von glück sagē.

Die Mathematici haben gesagt / das xxiiij jar werd ein sündflut vnd groß gewässer bringen / dann es sei ein seltzame Constellation des himels / dasselbig jar betreffend / Aber es warde blůt / mordt / krieg / vnnd vnglück darauß / also dz über hundert tausent menschen im jar hernach seind vmbkommen. Im Stifft Saltzburg / im land zu Beyern / im Elsaß / Schwaben / am Odenwald vnd Schwartzwald / inn Francken vnd Döringen.

Der Abt von Spanheym / der nun vorlangest gestorben ist / hat auß dem gestirn vnd seiner kunst also geschrieben: Von dem jar nach Christi geburt M. D. viij. sind sibenzehen jar biß zum end des Regiments Samuelis / inn welchen jaren sich erregen werden figuren / die da bedeuten werden den anfang viles übels. Dann im jar Christi M. D. xxv. werden jre krafft haben vnd wircken die Creutz / welche vor zehen jaren gesehen seind worden inn der leut kleydern. Thů zů M. D. viij. sibenzehen / so seind es M. D. xxv. jar. Vnnd eben in demselbigen jar ist der baurn vffrürisch krieg gewesen / die fürten zu jhrer losung creutz an jhren kleydern / daß es war ist / Wer vmb das xxiiij. oder xxv. jar nicht wirt erschlagen /der mag wol von glück sagen. Es ist manchem armen frommen erbarn mann leyd gewesen das vnordenlich wesen der bauren / aber er hat müssen mit den wolffen heulen / wo er anders bei gůt vnd ehren wolt bleiben / vnd nit[129] vmb seinen hals kommen. Das vnglück hat sie getroffen / sie haben müssen sterben / da ist niemands verschont wordē / sonder wie mann sie gefunden hat / so hat mann sie gerichtet / vnd die frommen haben der bösen müssen entgelten / daß ein ieglicher gůtes glücks bedörffe hat / hat er sollen dem tod entlauffen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 128-130.
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