Wer kleinen Herren dienet / der ist selbs Herr mit.

[21] Es ist ein alte red / daß der Adler grosse weite flügel /vnnd scharpffe llawen hat / seitemal er aller vögel König sein můß. Deßgleichen so ist der Löw einer zornigen natur / vnd erschrecken vor jm die andern thier. Also ists mit den grossen herrn auch / dieweil sie jung seind / so seind sie freundtlich vnnd leutselig / wie die jungen Beren vnd Löwen / Wann jn aber die klawen vnd flügel wachsen / daß sie zum regiment kommen / do hüt man sich vor jn. Vnd das ist auch recht / Dann wie Salomon sagt / so ist es war / Dura imperia prosunt.

Harte regiment seind nutzlich. Dann wie Cato sagt im Salustio / so ist besser / wann eins ja solte nachbleiben / sie sollen aber beyde im Regiment bei einander gehn / so were es besser / es blib ein frommer vngefürdert vnn vngeehrt / dann daß ein böser bůb solt vngestrafft bleiben. Darumb sollen sie frisch den bösen auff die hauben greiffen / vnd die Iustitiam gestreng gehn lassen / Das thůnd nun die kleinen herrn nicht / die haben gern frid vnn růhe / Wer da dienet der ist herr mit / vnd man gebraucht seines raths / das bei den grosen nicht geschicht.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 21.
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