4. Szene

[292] Faust – Mephistopheles.


FAUST entzückt.

Sie ist ein Engel!

MEPHISTOPHELES gelangweilt.

Ja.

FAUST.

Ein Bild

der Reinheit, ohne Fehl und Mängel!

MEPHISTOPHELES.

Ein etwas aufgeregter Engel. –

Du hast dich brav gehalten. Spielt

nur weiter so in dem Duett,

dann steht das kühle Ehebett

bald wie ein Kessel über Flammen

und kocht auf's neue sie zusammen.[292]

FAUST.

Du kannst noch spotten? Sieh mich zittern

in allen Tiefen reinsten Glücks.

MEPHISTOPHELES.

Ach ja: Die lieben Weibchen wittern

stets gut den Mann des Meisterstück's.

Drum sag' ich ja: Du bist auf besten Wegen,

dem Gatten sie an's bied're Herz zu legen.

Was wir verwerfen, findet Wert,

wenn nur ein andrer es begehrt.

Ich gratulier' zur guten Tat!

Sollt' ich im Wandel dieser Erden

vielleicht noch einmal Pfarrer werden,

bei dir erhole ich mir Rat!


Sieht hinaus.


Doch sieh: Des Königs Lichtgestalt

geht auf! Du wirst ihn gerne sehen – –?

FAUST.

Ich kann es nicht! Bleib' hier und halt' ihn auf!

MEPHISTOPHELES.

Getrost! Es soll geschehen!


Faust schnell ab.


Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 292-293.
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