5. Szene

[264] MEPHISTOPHELES allein, von rotem Licht dämonisch umspielt.

Auch einer von dem eitlen Pack!

Brauch' ich den Rat von euern Gnaden?!

Sitzt ihr im Rauch des Höllentals

oder in Himmelswolkenschwaden:

Benebelt seid ihr jedenfalls!

Ein jeder will sich hoch vermessen

und fühlt vom andern sich beraubt;

doch habt ihr schon dabei vergessen:

Ihr lebt von dem nur, der euch glaubt!

Hier setz' ich ein, verehrte Götter,

ich, den kein Dunst mehr blöde macht,

und dreh in der gewissen Nacht

den Jünger euch zum kalten Spötter.

Euch zum Verdruß und mir zur Labe

und ihm zur Qual durch Hohn verstärkt;

denn Lichtgott war ich einst und habe

mir etliches davon gemerkt,

wie einer, der im Dunkel zieht,

verlor'ne Kindheit leuchten sieht.


Nun, Fauste! Auf die Seelenkammer!

Du trägst, wie viele, die in Schmerzen[264]

nach Gott gesucht, zu deinem Jammer

den Teufel bald im heißen Herzen!

Nicht Gott, noch Hölle diene ich:

Nur mir zu Ehren hol' ich dich!


Ab. – Vorhang.


Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 264-265.
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