Zehntes Kapitel

[209] Mein Vermögen und meine Familie dienten mir statt aller übrigen Empfehlung. Die Mutter willigte ein, und ich versank in einen Taumel von namenlosen Entzücken.

Tausend Mal mußte Marie mir wiederholen: daß sie mich liebe, daß sie die Meinige werden wolle, daß das Alles kein Traum sey – ach ich zweifelte dennoch daran. Der Tag wo wir verbunden werden sollten, erschien, und mein Zustand gränzte an Wahnsinn.

Ich sah sie ankleiden, ich sah den Kranz auf ihre Locken befestigen, man ermahnte[209] mich zu eilen, man wiederholte mir alle Augenblicke: daß man auf mich warte, daß ich noch in meinen gewöhnlichen Kleidern sey. – Ich begriff nur halb was man von mir wollte, und wahrscheinlich würden die Gäste wieder davon gegangen seyn; wenn man nicht Marie vermocht hätte mich in mein Zimmer zu schicken.[210]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Gustavs Verirrungen. Leipzig 1801, S. 209-211.
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