Zweites Kapitel.

[103] Drei Tage waren vergangen; der Baron hatte einige Exkursionen auf das Land gemacht und kam sterblich verliebt zurück. – Hören Sie, lieber P–! sagte er seufzend: es ist richtig! – Ich bin gefangen!

P. Nun, haben Sie denn auf's Logis gemerkt?

B. Alles! Alles! Aber was hab' ich nun zu thun?[103]

P. Nun fangen Sie an, ein halbes Dutzend mal täglich vorbei zu gehen; setzen Sie den Schneider in Nahrung und ziehen Sie jede Stunde ein anderes Kleid an: je geputzter, desto besser. Die Weiber lieben das Neue.

B. Gut, gut, daran soll's nicht fehlen!

P. Weiter: wenn Sie vorbei gehen, so schielen Sie jedesmal an die Fenster, aber laufen Sie nicht etwa im Galopp vorbei, sondern gehen Sie hübsch langsam und bedächtig, damit sie Sie bequem hinter den Vorhängen sehen kann.

B. Gut, Gut, lieber Herr P–! Ich will ihr schon ein Paar Blicke zuwerfen.

P. Weiter: wenn Sie sie etwa gewahr werden, so grüßen Sie sie, versteht sich äußerst ehrerbietig. Aber merken Sie wohl auf, es muß unbemerkt geschehen. – Wenn viel Leute vorbeigehen – Man muß nicht wissen, wem es gilt. Sie wird's aber schon wissen.

B. So? Warum denn das?

P. Ei, ei, Herr Baron! Man sieht wohl, daß Sie ein Anfänger sind. Warum? Damit sie nicht compromittirt wird. Was würden die Leute sagen? Es ist den Weibern immer nur um den Schein zu thun.

B. Sie haben recht! Ich dachte wahrhaftig nicht daran. Also vorbeigehen, hinaufschielen,[104] und verstohlen grüßen? – Nun auf Wiedersehen!

P. Und alles hübsch langsam, damit sie Sie recht mit Muse betrachten kann.

B. Verlassen Sie sich darauf! Ich will die Schritte zählen.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 103-105.
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