Erstes Kapitel.

[137] Ein Gondelier in Venedig hatte ein Weibchen, wie wir sie alle wünschen, jung, schön, feurig, gefällig, mit einem Worte, zur Liebe gemacht. Tausend wünschten ihr Röschen zu pflücken, aber der Mann schien ein Argus zu sein.

Unter der Menge Liebhaber, die um sie seufzten, befand sich auch ein junger Nobile. Lange hatte er gesucht, sich ihr bekannt zu machen; endlich gelang es ihm durch eine Trödlerei. Die List, die Erfahrung, die Beredsamkeit dieser Person hatte den glücklichsten Erfolg. Die Schöne wurde gerührt; nur eine Gelegenheit, und der Nobile sollte glücklich sein.

Aber diese zu finden, war keine Kleinigkeit, denn Josephe ward unaufhörlich bewacht. Ihre Schwiegermutter und ihr Mann ließen sie Tag und Nacht nicht von der Seite. Doch die günstigen Gesinnungen machten den Nobile erfinderisch,[137] seine Gesandtin mußte sie unterrichten, und sein Entschluß war gefaßt.

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Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 137-138.
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