Zweites Kapitel.

[132] Frau von H. war kaum achtzehn Jahre alt, und hatte einen alten Mann von sechszig heirathen müssen. Sie fand den Rath ihrer Freundin vortrefflich, und beschloß, ihn unverzüglich zu befolgen. Ihre Jugend, ihr Temperament, Ewald's Liebenswürdigkeit und seine Zuvorkommung, Alles muß sie bei euch entschuldigen.

Laßt ein Weib einmal entschlossen sein, und sie wird Alles unternehmen. Was war leichter, als Ewald ihre Liebe zu zeigen? Ein einziger Blick, ein einziges Lächeln sagte ihm Alles. In dem Augenblicke putzte sie das Licht, und ihre Hand fand die seinige. Ein zärtlicher Druck, ein kleines geheimnißvolles Briefchen, und der Bund war geschlossen. Freue dich, alter Geizhals, du hast abermals sechs Dukaten gewonnen, aber es wird schon seine Revanche nehmen.

Es schlug zehn Uhr, Ewald empfahl sich;[132] aber er hatte Augustens Briefchen gelesen, und sein Plan war gemacht. Ein bedeutender Blick versicherte ihr's, und sie erröthete. Ewald war reich und angesehen. Der Bediente im hause suchte ein Aemtchen, das von ihm abhieng. Die Bedingungen waren leicht gemacht. – Wie? Was? – Das folgende Capitel wird es erzählen.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 132-133.
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