Neuntes Kapitel.

[78] Pleßy! Pleßy! rief er und schüttelte ihn. Pleßy fuhr erschrocken auf, und glaubte alles verrathen. – Ach gnädiger Herr! Um Gotteswillen! –

Der Graf: Was fehlt dir? Was willst du?

Pleßy: Ach, es war nicht mit Vorsatz!

Der Graf: Was denn? Ich verstehe dich nicht.

Pleßy: Ach Gnade! Gnade! – Erbarmen! Erbarmen! – Bringen Sie mich nicht um!

Der Graf: Kerl, so ermuntere dich doch! indem er ihn bei der Nase faßte. – Du mußt mir ein weißes Hemd geben![78]

Pleßy war jetzt beruhigt. – Ja ja, gnädiger Herr! sagte er nach einer kleinen Pause: augenblicklich! Ich hatte nur so einen bösen Traum.

Der Graf zog das Hemde an, und schlich sich äußerst ermüdet zu seiner Gemahlin hinüber. Sie war eben eingeschlummert, nachdem sie tausendmal bereut hatte, den glücklichen Zufall nicht noch länger benutzt zu haben. – Bist du's wieder? sagte sie zärtlich, als sie der Graf beim Einsteigen aufweckte. – Ich bin's! gab er trocken zur Antwort, und sie zitterte, sich verrathen zu haben. – Welcher Unterschied! dachte sie seufzend, und drehte ihm den Rücken zu. – Welcher Unterschied! dachte Riekchen, als ihr Mann neben ihr lag.

Die armen Weiberchen! Sie hatten beide Recht; aber die Genie's sind verschieden.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 78-79.
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