Fünfzehntes Kapitel.

Er oder Ich?

[63] In dem Hause des Grafen gieng es indessen ein wenig stürmischer zu. Er tobte wie ein Rasender, und mißhandelte die Gräfin auf das heftigste.

O Natter! O Verrätherin! rief er einmal über das andere, und schlug sich wüthend an die Stirne.

Die Gräfin war anfangs geduldig, aber zuletzt gab sie ihm seine Vorwürfe doppelt zurück.

Was wüthen Sie? war ihre Antwort: es ist auf Ihren Befehl geschehen! Haben Sie mir nicht tausendmal gesagt –? War ich Ihnen nicht seit Monaten gleichgültig? Zogen Sie mir nicht die Oberstin sichtbar vor? – Ihre Beredsamkeit war nun im Gange, sie übertraf die seinige, und er war froh, ihr entgehen zu können.

Eine schrecklichere Nacht hatte er noch nie gehabt, sein Stolz, seine Liebe, alles war beleidigt! Er beschloß, sich auf's empfindlichste an Solting zu rächen, und schickte ihm den andern Morgen eine Ausforderung zu.

Der Bube! sagte er: der Treulose! Der Verräther! – Mich um beide zu hintergehen, Frau[64] und Geliebte: nein, das ist zu arg! Ich muß mich rächen! Ich muß ihn züchtigen! – Er oder ich! Sein Blut allein kann mich versöhnen.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 63-65.
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