6. [Sobald ein anderer was gemacht]

[114] Sobald ein anderer was gemacht,

ist's gut und schön und klug bedacht,

man nimmt's, wie's ist, und freut sich dran:

wieder einer, der was kann!


Doch wenn du selber damit kämest,

begänn ein Wackeln mit den Zöpfen,

ein Schütteln mit den weisen Köpfen:

die Sache sei viel zu verzwickt

und dies und das vorbeigeglückt!

man hätte zu viel dabei zu denken!

man wolle Erholung, nicht Quälerein!

das Leben sei ohnehin ernst genug!

Kurzum: man müsse leichter sein!


Und glückte was mit leichterer Feder ...

weiß Gott, so kämen sie erst recht:

so was könn heutzutage jeder!

mit solchen billigen Spielerein

erwürbe man sich kaum viel Gunst!

mehr-können müsse, wer da wolle,

daß man ihn höher werten solle!

hart sei das Leben, hart sei auch die Kunst!

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 114-115.
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