Eine Osterfahrt in das Land Beeskow-Storkow

Arm oder reich,

Im ersten und letzten ist es gleich,

Und wo zwei Hütten zusammenstehn,

Gab es Lieb und Haß und – ist was geschehn.


Zwischen dem Spreewald und der wendischen Spree (der Dahme) liegt das Land Beeskow-Storkow, ein wenig gekannter Winkel, der nichtsdestoweniger seine Schönheit und seine Geschichte hat. Beiden beschloß ich nachzugehen und wählte dazu die Woche vor Ostern, eine Zeit, in deren greller, oft schattenloser Beleuchtung ich die märkische Landschaft noch nicht gesehen hatte. Von den alten Familien dieses ehemalig lausitzischen Landesteiles interessierten mich am meisten die Löschebrands, in betreff deren ich nur wußte, daß sie seit vielen hundert Jahren um den großen Schermützelsee herum ihre Sitze hatten. Ihr Name schon klang mir prächtig im Ohr und ich sah eigentlich alles was Löschebrand hieß, hoch zu Roß irgendeinen Brand mit geweihter Lanze löschend. Jeder ein Ritter Sankt Georg. O das mußte ein himmlischer Tag werden, und ich gab mich dieser Vorstellung um so voller und sicherer hin, als ich, ein paar Notizen abgerechnet, keinen »Wissenskram« in mir beherbergte, der meine Phantasie hätte zügeln können.

Der Abend vorher schon hatte mich nach Fürstenwalde geführt, von wo die Fahrt in aller Morgenfrühe beginnen sollte. Diese Morgenfrühe war nun da, der Wagen kam und hielt, und über das holprige Pflaster der ehemaligen Bischofsstadt hin ging es in das »romantische Land« hinein. In das romantische Land Beeskow-Storkow.

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 12, München 1959–1975, S. 21-23.
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