Zweites oder Mittel-Zimmer

[767] Nr. 16. Winters-tale.

Opie. Die Köpfe haben viel Wärme und Charakter.


Nr. 28. Titus Andronicus.

[767] Kirk. Gut gruppirt, mit vielem Studium der Antike. Der Kopf des Markus ist wie ein Periander, oder Plato; Titus mit dem Helm auch antik. Laviniens Kopf ist eine Baccha, und daher der Ausdruck ganz verfehlt. Die Verstümmelung ist verhüllt; aber nun weiß man auch nicht, was es seyn soll.


Nr. 42. Midsummernights dream.

Reynolds. Ein Knabe mit Faunsohren sitzt auf einer großen Cypräe oder Schildkrötenschale, (welcher, weiß ich nicht) und hält Viola tricolor in einer Hand, und hebt die andere hoch. Ein häßlicher Einfall, das zu wählen!


Nr. 36. Tempest.

Fuessly. Miranda ist Kordelia; Prospero Lear; Kaliban die Grundfigur für Füßly's Imagination.


Nr. 17. Winter-tale.

Hodges. Nicht sein bestes Stück. Die Figur des von Bären Gefreßnen ist häßlich.


Nr. 12. As you like it.

Downman. Nichts Besonderes. Gemein.


Nr. 5. Comedy of Errors.

Rigaud. Schöne Figuren, schönes Costume, sehr edle Komposition.


Nr. 2. Merry wifes of Windsor.

Peters. Schlecht. Ein Speelhuis.


Nr. 6. Much ado about nothing.

Peters. Unausgeführt; immer nur lockre Nymphchen.


Nr. 15. Taming of a Shrew. Wheetley. ut supra.


Nr. 18 Winter-tale. Wheetley. ut supra.


Nr. 46. Twelfth night. Hamilton. ut supra.


Nr. 39. Merry wifes of Windsor. Smirke. ut supra.


Nr. 93. Antonius und Cleopatra.

Tresham. Ein schönes edles Werk der Kunst. Die Karnation ein wenig zu hart; einfach schön; die Komposition im hohen Styl; die Köpfe meisterhaft; die Draperien groß, und mit einem verständigen Rückblick auf die Antike gemahlt. In einigen Jahren wird es ein vortreffliches Gemälde seyn. Kleopatra vom Schmerz überwunden sinkt in die Arme eines ihrer Mädchen in bittender Stellung. Markus Antonius sitzt, wendet den Kopf weg, legt die Hand an die Stirn, und blickt auf, voll Verzweiflung. Schade, daß das Auge fehlerhaft aus dem Kopfe starrt!
[768]

Nr. 50. Boydell. Eine Skizze, aber schwach erzählt. Quo musa tendis? desine pervicax referre sermones Deorum. –


Nr. 24. Northcote. Nichts besonders Sprechendes. Der Moment ist nicht gut gewählt. Hübsche Leute; Heinrich ist zu jung.


Nr. 10. Fueßly. Hier ist er in seinem Elemente. Wie kann ein Künstler über die Gränzen seiner Kunst so unwissend seyn? Sunt certi denique fines. Was der Dichter sagen kann, darf der Maler nicht darstellen!


Nr. 54. Opie. Wie gewöhnlich seine Komposition ist; doch nicht übertrieben: sie ist einfach und warm. Hier erzählt er schlecht; denn die Nüancen der Charaktere sind sehr fein.


Nr. 4. Kirk. Zerrissene Komposition.


Nr. 26. Northcote. Matt, bis auf den Richard, der über die vor ihm liegende Krone hin die Knaben ansieht.


Nr. 43. Hodges. Ein liebliches Gedicht. Stiller Abend in einem schönen Garten, mit Mondschein, der sich im Wasser spiegelt. Die Architektur des Hauses im Vordergrunde wird von einer Lampe erleuchtet. Im Hintergrunde stehen Lusttempel, Zypressen, Babylonische Weiden, Terebinten. Die beiden Liebenden sehen sich nur im Gespräch.


Nr. 30. West. Wunder konnte Shakespear wirken; denn nur er konnte diesen kalten West begeistern, bis er so dichtete. Unstreitig ist das Stück eins seiner besten Werke, sowohl was Gedanken, als was Komposition, Ausführung und Ausdruck betrifft. Die Köpfe Glosters und Lears sind voll eines edeln Feuers; Edgar blickt finster tiefsinnig hervor, in sich gehüllt; der Narr ist charakteristisch genug; Kent ist ein Schmerzenskopf, und leidet für seinen König, indem er ihn hält. Eine Art von Christuskopf.


Nr. 19. Macbeth.

Fueßly. Er wiederholt sich. – Die Figuren sind geschunden und in verzerrter Stellung. Banquo ist abscheulich verzeichnet. Die Hexen oben in der Luft verschwinden spottend.


Nr. 47. Rigaud. Der Prinz von Wales, ein edler Jüngling. Es ist le Bruns Alexander in einem etwas veränderten Costum, mit mehr Jugend und mehr Feuer; eine durchaus überlegte Dichtung. Die Stellung sehr edel, graziös ohne den Fuß so tanzen zu lassen, wie die Herren Hamilton und West.[769]

Percy liegt und stirbt und blickt auf zum Sieger in seiner Agonie. Hinten deckt sich Falstaf mit seinem Schilde, und liegt auf der Erde. Heinrich ist schön, kühn, und mild wie ein Gott. In der Ferne Schlachtgetümmel, aber wie ich es mag: es stört nicht.


Nr. 51. Stothard. Heinrich hat hier mehr Bewegung und Leben als bei Opie; sonst ist nichts sehr Besonderes im Stück.

Aus dem mittleren Zimmer kommt man durch eine kleine Thür in einen Gang, der, so wie zwei grosse Zimmer, zu denen er führt, ganz mit Handzeichnungen behängt ist. Es sind Kopieen aller in England gewesenen und noch vorhandnen guten Stücke von fremden und einheimischen Künstlern.

Quelle:
Georg Forster: Werke in vier Bänden. Band 2, Leipzig [1971], S. 767-770.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich
Ansichten vom Niederrhein. Von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai und Juni 1790
Ansichten Vom Niederrhein, Von Brabant, Flandern, Holland, England Und Frankreich, Im April, Mai Und Junius 1790 (German Edition)

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Liebelei. Schauspiel in drei Akten

Liebelei. Schauspiel in drei Akten

Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.

50 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon