VIII

[148] Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf der nämlichen Stelle, die Bestie mit zerschmettertem Kopf zur Seite. Des Prinzen Jäger kniete vor mir, bemüht, mir mit dem Inhalt seiner Jagdflasche die Schläfen zu reiben.

»Das war ein Schuß, ein Meisterschuß!« rief er. »Der Schweizer Tell hat keinen glücklicheren getan. Ja, unser Herr, unser Herr! Ein halber Fingerbreit weiter links, und es war um Sie geschehen; biß die Canaille aber zu, dann erst recht. Mitten durch die Schnauze, im äußersten Moment! Gott sei Dank, Sie sind unverletzt; der Krall am Ohr hat nichts zu bedeuten; der Geifer floß abwärts; nur der Rock, der ist futsch!«

Er drückte ein Stück Pfeifenschwamm auf die Wunde, nachdem er sie mit Wein ausgewaschen; reichte mir die Flasche zum Trunk und half mir in die Höhe.

Die Füße trugen mich; ich hörte und sah; nur die Sprache versagte noch.

»Schaun Sie den Kerl!« sagte der Jäger, auf das Tier weisend. »In meinem Leben ist mir kein Kater von dieser Größe vorgekommen. Schade, daß das Kopffell durch und durch zerschossen ist. Ein Prachtexemplar im Naturalienkabinett hätte er abgegeben.«[148]

So plaudernd, begleitete er mich bis in die Nähe des Hauses unseres Hegemeisters, riet mir, mich in demselben zu erholen und reinigen zu lassen, da meine Kleider vom Blut und Hirn des Tieres besudelt waren; jedoch es den Leuten recht plausibel zu machen, daß ich die Bestie selbst erlegt. Der Herr habe ausdrücklich befohlen: »Gegen keinen Menschen ein Wort von der Geschichte!«

Nach dieser Weisung empfahl er sich, da er den Wagen des Prinzen, der allein im Walde zurückgeblieben, für die Rückfahrt zu beordern hatte. Ich trat nicht in das Haus; ich fühlte mich stark zum Heimgang, und wer sah die blutigen Spuren? Ehe ich das Schlößchen erreichte, mußte es völlig dunkel sein; im Walde nachtete es bereits. Ich war allein und ich war bei Sinnen. Ja bei Sinnen, aber, seltsam! nur halb bei Sinnen.

Es ringen gute und böse Geister in unserer Brust; wer hätte ihren Zweikampf erfahren, wie ich selbst in dieser nämlichen Stunde; Stimmungen, Wallungen, ihrer Natur nach Gegensätze, wachen gleichsam in getrennter Herzkammer auf und schlummern ein. Auch vergessen lernen wir mit der Zeit. Daß aber das Bewußtsein nicht ein Ganzes, sondern ein Teilwesen sei, welches wie ein gleichgültiges Ehepaar in abgesonderten Räumen schaltet und ruht, ich hatte es nimmer geahnt, fasse es heute noch nicht; aber ich habe es er lebt, es kann so sein, es ist so gewesen.

Ob die starke körperliche Erschütterung des Schusses und Sturzes das Problem bewirkt hat, oder die stärkere seelische, die jenen voranging, Wahrheit ist, daß der Winkel in meinem Hirn, darin der Feind nistete, gleichsam verriegelt war. Ich erinnerte mich deutlich des jüngsten Vorgangs, aber ich atmete nur Dankbarkeit, Lebensfreude, Liebe.[149] Der Herr war mein Erretter, mein hoher Freund; mein Weib das reine, holde Kind von einst; der Glaube an die natürliche Macht der Unschuld, die jeder Versuchung widersteht, ja für die es eine Versuchung gar nicht gibt, war niemals mächtiger in mir gewesen. Ich entsinne mich wenig froherer Lebensstunden als der während dieses nächtigen Ganges durch meinen Wald, heim zu dem geliebten Weibe.

Im Begriff, nach dem Hauptwege einzubiegen, erkannte ich den Prinzen, der seinen Wagen bestieg. Ich hätte auf ihn zustürzen, ihm die Wohltat des Lebens, das er mir erhalten, danken mögen, aber voran rollte das Gefährt, nach der Richtung der Stadt, nicht nach der des Schlößchens. Die veränderte Disposition nahm mich nicht wunder. Ob ich gänzlich vergessen hatte, daß der Herr wochenlang mein Hausgenosse gewesen, ist mir nicht mehr klar bewußt; jedenfalls hatte ich allen Argwohn vergessen, alle Schmähung, die ich ihm angetan, den mörderischen Haß, mit dem ich ihn vor einer Stunde noch verfolgt. Ich grübelte nicht. Ein heißes Verlangen nach Lori, so als hätte ich sie seit Jahren nicht gesehen, ein Jünglingsgefühl, so als wäre sie meine Braut und heute mein Hochzeitstag, hasteten meinen Schritt.

Ich betrat meine Wohnung von der Hofseite; im oberen Stock rüstete man die Abendtafel, der Prinz wurde noch erwartet. Rasch wechselte ich die Kleider und trat in Loris Zimmer. Es brannte kein Licht darin.

Sie stand am offenen Fenster, wartend – auf wen? Ich fragte nicht danach. War ihr Gesicht noch so blaß wie am Nachmittag, oder warf nur der Mond seinen fahlen Schein auf sie, wenn er minutenlang die sich scheuchenden Wolken durchdrang? Ich preßte sie in meine[150] Arme mit lange gebannter, frei entbundener Glut. Sie – – o, nicht in jener Wonnennacht, aber heute, heute blicke ich in ihr Gemüt wie in ein aufgeschlagenes Buch! – sie stand noch unter dem Eindruck meines grimmigen Ausbruchs, meiner Drohung, am Nachmittag, sie wehrte sich nicht, aber sie scheute, sie fürchtete sich vor mir. »Dein Herz schlägt so laut, daß ich es höre,« stammelte sie mit einem Blick der Angst, »was hast du, was ist geschehen?«

»Ich liebe dich, Lori!« raunte ich in ihr Ohr, zum ersten Male, seit ich sie liebte, ja zum ersten Male in ein Menschenohr, seitdem ich lebte.

Und ich preßte sie von neuem an mein Herz und küßte ihre Lippen, die sonst so rot und warm waren und heute kalt und bleich.

»Was ist das?« fuhr sie auf. Ein Blutstropfen war auf ihre Hand gefallen; die kleine Wunde hatte sich geöffnet.

»Es ist nichts!« sagte ich leichthin.

Derlei Verletzungen kommen einem Forstmann ja häufig, und nicht bloß bei Fährlichkeiten wie die, welchen mein Vorgänger im Amt erlegen war. Der angeschossene Hirsch, der Keiler setzen sich zur Wehr, das Pferd strauchelt über einen Knorren, der Reiter stürzt; ein der Axt verfallener Baum streift ihn im Fall. Ich pflegte kein Wesen von solchen Begebnissen zu machen, und auch Lori hatte es bisher nicht getan. Heute aber stieg eine furchtbare Ahnung in ihr auf.

»Wessen Blut ist das?« fragte sie tonlos.

»Meines!« antwortete ich lachend. »Der Ritz eines Kiefernastes. Komm, Herz, laß uns zur Ruhe gehen.«[151]

Sie zögerte. »Unser Herr – –?« fragte sie noch immer voll Angst.

»Der Prinz ist nach der Stadt gefahren, Kind.«

»Wahr?« atmete sie auf, »wahr, – er lebt?«

»Warum soll er denn nicht leben, Liebchen? Geschäfte, Gäste, wer weiß, was er hat? Komm!«

Noch stand sie eine Weile stumm und starr, dann folgte sie mir, aber sie seufzte, indem sie es tat.

Ob sie in der Nacht ein Auge geschlossen, sie, die bisher friedlich wie ein Kind in meinem Arm geruht hatte? Als ich am Morgen aus dem beseligendsten Traume erwachte, lag sie mit wirrem Haar und ringendem Atem in einem halben Schlummer, jener gleichsam durchsichtigen Betäubung eines Fiebernden.

Und – o, der Qual dieser Erinnerung! – und unter diesen stöhnenden Atemzügen erwachte, wie durch bösen Zauber, der Feind in meinem Hirn. Der sperrende Riegel war zurückgeschoben, das Bewußtsein ungeteilt; Zweifel und Glaube, Liebe und Haß stürmten wieder gegeneinander wie feindliche Zwillingsbrüder.

Ich hörte einen Wagen vorfahren und sprang aus dem Bett. Der Kastellan des Stadtschlosses brachte die Kunde, daß der Prinz mitten in der Nacht nach dem Karlsbad aufgebrochen sei.

Warum so plötzlich? fragte ich mich. Floh er vor der Gefahr, oder – oder – nach – –? Die Vorstellung wirbelte mein Blut empor.

Er hatte mein Leben in der Hand gehabt, warum rettete er es? Aber hatte er es denn retten wollen? nicht bloß aus Schützenübermut das verfolgte Beutetier auf meiner Schulter erlegt, wie er es auf einem Baumzweig[152] erlegt haben würde? Oder – oder – hatte er mit dem befreienden Schuß nicht vielleicht gar einen Fehlschuß getan? War das rechte Ziel nicht etwa der Hettiter, der seinen fürstlichen Gelüsten im Wege stand, und kein argloser Uria, – der die Faust gegen ihn zu ballen gewagt? Auch eine Meisterhand zittert wohl bei solchem Schuß. Und wenn sie das rechte Ziel nun getroffen, das Hirn des Mannes statt dessen der Bestie zerschmettert hätte, würde er, der Fürst, vor der Welt ein Mörder geheißen haben? würde er, der Verführer, sich als Mörder angeklagt haben, wie doch der gekränkte Gatte in Momenten, wo der Dämon sich in seinen Winkel verkroch, sich als Mörder anklagte, als Mörder dem Willen nach, wenn auch nicht der Tat? War er, der Retter, der Held und Überwinder, nicht eben solch ein Mörder wie ich?

Eine scheußlichere Niedertracht als diese Vorstellung ist nicht auszudenken. Aber ich habe sie gehegt, freilich nicht stetig, nur stoßweise, so wie in der Nacht eine Sternschnuppe niederschießt; habe sie trotz aller noch späterhin empfangenen Wohltat gehegt; trotz der Skorpionen, mit welchen das göttliche Geheimnis, Gewissen genannt, mich geißelte, immer von neuem gehegt; an ihrem Gedächtnis werde ich mich verbluten.

Und was dem heimlichen Wurm, sooft ich ihn tot wähnte, immer neues Leben gab, das war Lori, das Weib, das ich liebte, selbst als Sünderin noch geliebt haben würde.

Ich hatte, in bänglicher Scheu, die Nachricht von des Herrn unerwarteter Abreise Lori gegenüber verzögert. Als nun die Försterin, sich die Tränen von den Backen wischend, mit dem Rufe: »Er ist fort, fort!« in unser Zimmer stürzte,[153] verfärbte Lori sich, wie sie es gestern nachmittag getan. »Fort!« murmelte sie, »fort!« und dann saß sie, die Hände im Schoß gefaltet, starr und stumm. Ohne daß sie es bemerkte, wendete ich meine Blicke nicht von ihr ab. Nein, ich täuschte mich nicht, sie war verwandelt. Aus dem Kinde war über Nacht ein Weib geworden.

Sie erwähnte des Prinzen nicht, und ich tat es auch nicht. Mit reinem Gewissen wie noch gestern, so dachte ich, würde sie kaum von etwas anderem als Ihm gesprochen haben. Daß aber ich mich hütete, durch Mitteilung meiner durchlebten Gefahr und der Selbstüberwindung, welche das Kunststück, das mich aus ihr errettete, zu einer Heldentat machte, den Geliebten noch höher als bisher in ihrem Herzen zu erheben, möchte von allen meinen Niedrigkeiten die verzeihlichste sein. Vor mir selbst rechtfertigte ich dies Verschweigen mit des Herrn ausdrücklichem Befehl. Lori – und das ist die Erklärung für den Abschluß meiner heimlichen Geschichte – Lori hat mein Waldabenteuer niemals erfahren.

Am nämlichen Morgen setzte ich kurz und bündig mein Abschiedsgesuch auf, bat, mit Verzicht auf jeden Gnadengehalt, um schleunige Erledigung und beförderte das Schreiben an den Herzog, dessen, nicht des Prinzen, Diener ich ja in erster Reihe war. Nur fort, fort von hier, lieber heute als morgen. An Amerika dachte ich freilich nicht mehr; aber bei Loris einfacher Gewöhnung und meiner eigenen war ich wohlhabend genug, um als selbständiger Mann allerorten zu leben. Wie schwer fiel es nun aber dem eingefleischten Kalmäuser, sein armes junges Weib auf diese Veränderung vorzubereiten, wie viel schwerer noch, deren Beweggrund zu erklären, der sichtlich vor Sehnsucht[154] sich Verzehrenden die Hoffnung auf ein Wiedersehen zu zerstören. Sie schlich umher wie nach dem Tode ihrer Mutter, so als ob sie etwas suchte; rief ich ihr zu, folgte sie mir in den Forst, aber nicht hüpfend und trällernd wie sonst; sie fragte nach nichts, bückte sich nach keiner Blume, flatterte keinem Schmetterling nach, schaute wie verloren in die Weite, hing sich, bald ermüdet, an meinen Arm, und heimgekehrt streckte die allezeit Bewegliche, die von Träumereien bisher nichts gewußt hatte, sich, ohne zu schlafen, auf ihr Ruhebett. Mutter Lorenzas Schicksal schien ihrer Tochter plötzlich überkommen.

Und in dieser Stimmung ihr sagen zu sollen, daß ihres Weilens nicht länger sei in der Heimat ihres Waldes, den sie von jeher so geliebt und der ihr jüngst zu einem Paradiesgarten geworden war!

Sie dauerte mich. Ich brachte die Schreckenspost nicht über die Lippen, bis am übernächsten Tage eine andere zu uns drang, wahrlich nicht geeignet, mir das schwere Bekenntnis zu erleichtern. Die Kunde von unseres Herzogs Tod. Er war dem Erbübel seines Geschlechts, einem jachen Schlaganfall erlegen, der Prinz unser Landesherr geworden an dem Tage, den er einen Glückstag genannt, in der nämlichen Stunde, in welcher er – gewiß ein bedeutungsvolles Zusammentreffen für den gläubigen Christen, der er war! – in der nämlichen Stunde, in welcher er die Schmähung eines Dieners, seines Todfeindes, mit dessen Lebensrettung vergolten hatte.

Die Stafette, welche ihn vergeblich zuerst in Dresden, dann im Stadtschlosse und endlich bei uns gesucht hatte, trug die Botschaft nunmehr in den entlegenen Badeort. Es mußten Tage vergehen, bevor er seine neue Residenz[155] erreichte, Wochen, bevor im Drang der nächsten Obliegenheiten mein Gesuch erledigt ward. Und wie entschieden? Würde der Herr den widerborstigen Diener ungnädig ziehen lassen, seinem Gesuch zuvorkommend, ihm wohl gar den Laufpaß geben? oder um seines holden Gemahles willen ihm zu bleiben befehlen, mindestens bis zum verpflichtenden Termin?

Lori nahm die Rangerhebung des Herrn ohne merkliche Freude auf. Er stieg nicht höher dadurch in ihren Augen.

»Nun, da er so wichtige Aufgaben hat und so viel schönere Schlösser sein eigen nennt, wird er schwerlich wieder zu uns kommen,« bemerkte ich, als Vorbereitung zu meinem Zweck.

»Niemals!« sagte sie mit traurigem Klang, aber einer Zuversicht, die ich nicht zu deuten wußte.

»Möchtest du nicht auch lieber in angenehmerer Umgebung leben, Lori?«

»Wo denn?« fragte sie. Gewiß dachte sie an die neue Residenz.

»Nun, in einer großen, schönen Stadt. In Wien etwa, oder Paris?«

»Ach, was sollte ich dort?« versetzte sie. »Hier ist es am besten für mich. So grün und still!«

Sie hoffte doch noch, ihn wiederzusehen!

Von Tage zu Tage wurde die seltsame Veränderung ihres Wesens augenfälliger. Das kernfrische Geschöpf siechte auch körperlich, die Blüte der Wangen und Lippen schwand, der Glanz der Augen erlosch, blaue Ränder umzogen deren Höhlen; unsere einfache Mahlzeit schmeckte ihr nicht mehr. Hatte sich der Gaumen an der fürstlichen Tafel verwöhnt? Nein. Sie wies auch Leckerbissen zurück; keine[156] Blume, kein Vogelsang freuten sie noch; von ihrem Pferdchen wollte sie erst recht nichts wissen. Nur im Schlafe – oder Traum? – schien ihr wohl zu werden. Fragte ich: »Bist du krank, Lori?« »Gar nicht!« antwortete sie, »bloß müde, so müde!«

Müde, lebensmüde! hinsiechend wie ihre Mutter aus Mangel an Freude, obschon einer höheren Freude als jene, an der höchsten! Eine Schattenblume auch sie! Wenn ich sie welken sehen müßte! Nein, lieber, lieber in meines Todfeindes Arm, und mir, mir – eine Kugel durch den Kopf. Ohne mich Elenden blühte sie heute im Sonnenschein und wäre glücklich!

Gottlob, daß endlich, endlich der alte Weise, zu dem ich als Arzt und Freund wie zu keinem anderen Vertrauen hatte, heimgekehrt war und ich in meiner schweren Sorge Zuflucht bei ihm suchen durfte. Sein Schwager Haller, ein angesehener Bürger meiner Geburtsstadt, hatte ihn zu Hülfe gerufen, weil seine Frau in Todesnöten lag. Der Helfer kam zu spät; aber der neue Herzog hielt ihn zurück, indem er ihm das erledigte Stadtphysikat und zugleich die Funktionen eines Leibmedikus bei seiner Person auf das dringlichste antrug. Der Dorfdoktor schwankte eine Weile, er schätzte den Herrn und hätte ihm gern gedient; schließlich jedoch lehnte er ab. »Wenn ein alter Baum noch Früchte tragen soll, darf er nicht verpflanzt werden,« sagte er. »Im gewohnten Boden hält er es noch ein paar Jährchen aus.«

Loris Hinfälligkeit war so in die Augen springend, daß ihre Behauptung, ganz gesund und nur ein bißchen müde zu sein, bei dem erfahrenen Manne nicht zog. »Müde, ganz recht,« sagte er. »Aber warum sind Sie denn müde,[157] Frauchen? Sein Sie ruhig! Ich verschreibe Ihnen keine Mixtur. Mein Rezept soll Ihnen munden!« Unter vier Augen mit mir erklärte er darauf: »Dem genügsamsten Heidekräutchen kann der Sand auf die Dauer zu dürr werden. An einem frischen Born jedoch wird es das hängende Köpfchen bald wieder tragen lernen. Schneidet kein Gesicht, Psychikus! Mag Dame Mode unseren Modedamen den Kurenteufel auch bis zur Ungebühr in das Eingeweide treiben, unser Herrgott hat nicht für die Langeweile absonderliche Quellen sprudeln lassen. Schon das Ruckeln der Reisechaise ist eine heilsame Motion. Auf, den Käfig, Freund! fort mit dem flügellahmen Vögelchen, fort mit ihm – –«

»Nach dem Karlsbad?« unterbrach ich ihn lauernd. Wer wußte denn, ob der neubackene Herr Herzog nicht in Bälde seine unterbrochene Kur alldort vollenden werde? ob der alte Schlaukopf, der uns seinen durchlauchtigen Gönner schon einmal auf den Leib gehetzt, nicht dessen vertrauter Helfershelfer war? O, wer zählt sie alle auf, die Ausgeburten eines Kalmäuserhirns!

Der alte Schlaukopf blinzelte hinter seiner grünen Brille schier hämisch zu mir hinüber: »In das Karlsbad?« versetzte er, »ja, Euch, alter Gallenknecht, würden als Katharsis, – um mich humanistisch, wie Ihr es liebt, auszudrücken, – Euch würden so ein Dutzend Maßkrüge voll Sprudelwasser, acht Wochen lang jeden Morgen geschluckt, und nebenbei, als Dämpfer, jeden Abend eine Dusche auf den hirnverbrannten Schädel möglicherweise erwünschte Dienste tun; aber so ein Lämmchen von Weib und – Glaubersalz, – warum nicht gar! Ein bißchen Eisen in sein Geblüt, daß es tapfer bleibe gegen den Griesgram;[158] nicht gegen den eigenen, welcher, Gott sei Dank! nicht vorhanden ist, aber gegen den des wertgeschätzten Herrn Allernächsten. Nach Spaa würde ein feiner Hofmedikus raten. ›Alldorten fleußt der Quellen beste, was sie nicht tut, das tun die Gäste.‹ Der Bauerndoktor aber meint, das Ruckeln nach Spaa würde dem Lämmchen ein bißchen zu lange währen, und dem allernächsten Herrn Griesgram unter allen Umständen das Treiben alldort zu kunterbunt deuchen. Pyrmont tut's auch. Bringt sie nach Pyrmont!«

»Gut, wir gehen nach Pyrmont!«

Selbige Stunde erneuerte ich, und noch dringlicher als das erste, mein Abschiedsgesuch an den nunmehrigen Landesherrn. Des alten Weise Lektion hatte gewirkt; ich schrieb mit erleichtertem Herzen, daher es wahrlich keine Redensart war, wenn ich bekannte, daß ich mich nicht länger würdig fühle, in Seiner Durchlaucht Dienst zu stehen, und gesonnen sei, in das Ausland zu verziehen.

Das Schreiben konnte sein Ziel noch nicht erreicht haben, als manu propria von dem Regierenden die Replik auf das Gesuch an den Hochseligen eintraf. Ein Kurier, welcher, betreffs des Regimentswechsels, amtliche Depeschen an die Stadtbehörden beförderte, hatte es bei Wege im Schlößchen abgegeben, während ich auf einem Ausritt begriffen war. Bevor ich, heimkehrend, noch vom Pferde gestiegen, wurde es mir von Ehren-Michelin gleich einer Trophäe entgegengestreckt. Welch hohe Gunst mochte es enthalten? Seiner Liebden Huld konnte nach Gottes väterlichem Ratschlusse gar keine Grenzen finden. Außer einer goldenen Schnupftabaksdose für seinen alten braven Förster Michel und einer silbernen Zuckerdose für seine alte treue Muhme Michelin war von dem durchlauchtigen Kurier auch noch,[159] als nachträgliches Geburtstagsangebinde, ein allerhöchstes Cadeau an die Frau Oberforstmeisterin abgegeben worden.

Ein Cadeau an Lori! Das Schreiben uneröffnet in der Hand, eilte ich in ihr Zimmer.

Freudentränen in den Augen – der erste Wonnenstrahl seit Wochen – blickte sie auf ein Medaillon, das an feinem Goldkettchen zwischen ihren Fingern zitterte.

»Von Seiner Durchlaucht?« fragte ich.

Sie neigte den Kopf und reichte mir ihren Schatz.

Von einem fürstlichen Liebhaber fürwahr ein bescheidenes Angebinde! Unter einem Kristall, fein auf Elfenbein gemalt, en miniature die Kopie der beiden Engelsköpfchen, welche auf Raffaels Meisterwerke mit so kindlich idealem Behagen zu der Himmelskönigin in die Höhe sehen. Um den schmalen Goldrand war der Spruch graviert: »Selig sind, die reines Herzens sind.«

Fürwahr, ein unverfängliches Cadeau. Nur, daß seine Rückseite eine Kapsel bildete und daß, als ich diese öffnen wollte, Lori ihr Kleinod hastig aus meiner Hand nahm und dunkelerrötend sagte: »Bitte, bitte, laß zu!«

»Des Herrn Porträt?« fragte ich.

Sie schüttelte.

»Eine Haarlocke?«

Sie schüttelte wieder.

»Die Wahrheit, Lori, die Wahrheit!«

»Kann ich lügen?« fragte sie mit einem Blick und Klang von Trauer, ja von Bitternis, der mir durch und durch schnitt. Die erste Bitternis in ihrem reinen Herzen! »Kann ich lügen?«

»Ich glaube nicht, Kind. Aber warum darf ich den Inhalt nicht sehen?«[160]

»Ich weiß nicht,« stammelte sie verwirrt. »Mir ist, als ob es nicht recht wäre. Tue es mir zuliebe, Väterchen, blicke nicht hinein.«

Ich blickte nicht hinein, habe auch niemals wieder nach dem verfänglichen Inhalt geforscht; sooft ich jedoch die Engelsköpfchen zwischen meines Weibes Halskrause lugen sah – Lori hatte das Medaillon umgehängt und legte auch in der Nacht es nicht ab –, da ist es mir wie die Schneide eines Dolches durch die Brust gezuckt. Zu der nur geahneten Heimlichkeit hatte sich eine eingestandene gesellt.

Unter dem ersten Eindrucke dieser Heimlichkeit öffnete ich das Handschreiben. Es lautete nach keiner Seite wie ich erwartet hatte: beschämend und stachelnd zu gleicher Zeit. Der Abschied wurde verweigert, da man sich der Leistungen eines so trefflichen Forstwirtes nicht entraten möge und sie auf umfänglicherem Gebiet zu verwerten wünsche, sobald die diesseitigen Kulturanlagen ihre Vollendung erreicht haben würden. Da jedoch infolge der mancherlei Anfechtungen auf seinem bisherigen Posten das Geblüt des Entlassung Suchenden augenscheinlich krankhaft affiziert sei, werde ihm bis zum Beginn der herbstlichen Jagdzeit eine Beurlaubung zum Zweck einer Badekur oder Erholungsreise zugebilligt, auch, in Anerkennung seiner Meriten, das Salär seiner Charge entsprechend erhöht und ihm der Titel eines Hofjägermeisters verliehen.

Großmut oder Verliebtenlaune? Wurden auf eines Unwürdigen Haupt feurige Kohlen gehäuft oder wurde ein Betrogener schadlos gehalten, durch Eitelkeiten verblendet, ihm der Mund gestopft? Hoffte man wohl gar, ihn zeitweise zu entfernen und auf einer demnächstigen Huldigungsreise, bis auf das Heidestädtchen ausgedehnt, von einer[161] Strohwitwe empfangen zu werden? Enthielt die geheimnisvolle Kapsel etwa eine Anmeldung?

Ich schreibe eine Beichte: ja, ein so gemeiner Schuft war ich geworden, daß mir das Odium dieser Vorstellung nicht widerstand! In jener Stunde wenigstens nicht. Fest entschlossen, auf meiner Verabschiedung zu beharren, sah ich vorderhand keine Wahl, als zu akzeptieren und die Strohwitwe aus dem Huldigungskreise zu entfernen.

»Willst du Seiner Durchlaucht eigenhändig danken, Lori?« fragte ich.

»Mit Worten möchte ich es schon und könnte es wohl auch,« antwortete sie lächelnd; »aber mit meinen pattes de mouche! Ich schreibe ja so schlecht. Tu du es für mich, Väterchen!«

Die Engelsköpfchen und das, was hinter denselben auf ihrem Busen ruhte, hatten ihr plötzlich Kinderlaune und Kindeslaute wiedergegeben!

So sagte ich denn Dank für sie und mich. Aber, bei Gott! nicht aus dankbarer Brust. Der Argwohn ist ein hartnäckiger Feind, und Dankbarkeit eine schwere Tugend selbst gegen einen Freund. Vor der Großheit gibt es eben keine Zuflucht als die Liebe.

Das Verdikt der Badereise nahm Lori nicht mit Freuden auf, allein ohne Widerspruch. Gab es doch nimmer ein lenksameres Kind und ein willigeres Weib! Schon am übernächsten Tage traten wir in Begleitung unserer Organistin die Reise an.

Der alte Weise hatte diesmal indessen mit seiner Prognose fehlgeschossen. Das Ruckeln der Chaise war nichts weniger als eine heilsame Motion für das stauende Geblüt; die heimische Müdigkeit schlug zur unruhigen Widerwart um;[162] wir durften nur kurze Tagfahrten machen, mußten wiederholt Raststationen halten. Die Umschau in den größeren Städten, die wir passierten, würde auch ohne körperliches Unbehagen wenig Reiz auf Lori geübt haben; mir bot die Umschau nur Bekanntes, und ich war voll Sorge.

Erst als wir die Weser überschritten hatten, weitete in dem köstlichen Bergwald mit seinen Eichen und Buchen aus Urväterzeit sich des Naturfreundes Brust. In dieser Gegend soll es ja sein, daß das deutsche Volk die römischen Ketten, welche in anderer Gestalt es nachher so lange geduldig getragen, abgeschüttelt hat. Geschichte und Sage reden hier laut und am lautesten die Mutter Erde. Auch Lori war ja ein Forstmannskind, der Wald ihre Freude, und Wälder wie diese hatten ihre Augen niemals gesehen; aber sie schlug diese kaum auf, so empfindlich war ihre Pein; die Wege waren, seitdem wir die Niederung verlassen hatten, nicht einmal dem Namen nach Kunststraßen; sie mußte zeitweise in einer Sänfte getragen werden. Ich schritt zu Fuße nebenher; die Sorge und das Mitleid für mein armes Weib abgerechnet, der frohmütigste Gesell. Zieht die Reisestiefel an, Gallenknechte! der Dämon, der euch plagt, hockt hinter dem häuslichen Herd.

Endlich erreichten wir unser Ziel. Mein Rückzugsplan war ja durch des Herrn Entscheid nur vertagt, nicht aufgegeben. Wahrlich, in diesem frisch grünen Neste hätte ich mich einheimsen mögen, mindestens für die neun Monate im Jahre, wo es einem stillen Dorfe und nicht einer Allerweltsherberge glich.

Der Badearzt wurde gerufen, kam, untersuchte, verordnete vorderhand nur Ruhe, kam wieder und – –

Und – – nein, es gibt kein Wort, das vollständig ausdrückte,[163] was bei seinem abschließenden Spruch in meiner Seele vorgegangen ist. O, du unergründliches Geheimnis des Lebens! Wo wäre der Mann, nicht bloß ein alternder Mann und nachdenklichen Schlages wie ich, den deine Offenbarung nicht mit Schauern des Entzückens überrieselte? Nein, keine Spitzfindigkeit löst oder leugnet das urewige Rätsel des Blutes. Dennoch hatte ich solche Hoffnung, solche Sehnsucht nicht gehegt. Mein Weib war ja mein Kind, mein Zukunftsleben! Und nun auch noch es lieben zu müssen um des anderen Lebens willen, das es erst recht eigentlich zum Weibe machte, – ich wähnte solche Überfülle in meinem Herzen nicht bergen zu können.

Bei alledem war die selige Erwartung erst mein zweites Empfinden; das erste war die Befreiung von bleierner Zweifellast. Möchte für einen George Dandin und Konsorten die entgegengesetzte Wirkung die berechtigte gewesen sein, dem Manne, welcher das Traumbild einer Lori in der Seele gehegt und seine Verwirklichung erfahren hatte, ihm löste der Pulsschlag der Natur den Sinn für das Sonnenlicht. Ich sah den bleiernen Nervendruck auf das Gemüt des jungen Weibes, die Verwandelung seines Wesens jetzt erklärt. Ist es doch das Wehelos der Frauen, daß sie die Bedingungen und Bestimmungen der Natur unter einem Martyrium, Ahnen und Sehnen nach dem eigensten Glück nicht wie der Mann mit Wonnen zur Erfüllung bringen, sondern mit Leiden erkaufen, unter denen der Wert der Erfüllung sich umhüllt.

So mindestens erfaßte Lori die unerwartete Offenbarung; sie kam ihr vor dem Ahnen, vor dem Sehnen; sie schien sie kaum zu verstehen. Ihr Herz blieb matt, ihr Köpfchen müde gesenkt, für die künftige Mutterfreude zahlte sie den[164] Preis aller eingeborenen Kindesfreude, um erst nach der Stunde der Erfüllung – wie die Natur es mit ihren Angebinden hält – ihn mit Wucherzins zurückgezahlt zu erhalten.

Eine Brunnen- oder Badekur war hinfällig, nur zur Erholung eine Ruhepause vom Arzte geboten worden. Lori schien alles gleich. Sie neigte bei jeder meiner Anordnungen schweigend das blasse Gesicht oder sagte leise: »Ja, Väterchen,« wankte an meinem Arm in den prächtigen Schattengängen auf und ab, ohne sich an der würzigen Laubkühle, dem Duft der Lindenblüten zu erquicken, oder die geputzte Menschenwelt zu beachten, deren teilnehmende Blicke das bleiche, holde Wesen streiften, für dessen Vater man den Führer halten mochte. Denn mit ihrem wehmütigen Lächeln sah Lori selbst in ihrem Siechtum jünger aus, als sie war, und Christian Klösterley selbst in seinem Frohgefühl älter, als seine Jahre zählten. Der Kalmäuser und das Kind waren wir auch für die Badegäste von Pyrmont!

Im Inneren des Kalmäusers aber verharrten, länger als in jener unheimlichen Nacht, alle bösen Rückwärts- und Vorwärtsgedanken in tiefem Schlummer. Ich war ganz voll Glück, ganz voll Dank gegen Gott und Menschen, so voll Verehrung gegen Einen Menschen, daß selbst die Reue von dem hohen Gefühl verzehrt ward. Zum ersten Male beugte ich mich vor einem Erdgeborenen – vor einem ganzen Mann. Ich dachte an Rücktritt nicht mehr, nur an möglichst baldige Rückkehr in mein Haus, das mir erst jetzt als Heimat, als gesegnete Werkstatt erschien. Und dieser heiterfreie Zustand des Mannes währte wie der unfreie des Weibes bis zum Momente der Erfüllung, um[165] – als wäre auch das ein Naturgesetz – mit Wucherzins gebüßt zu werden.

Ende August waren wir heim; der Herbst schlich hin und der Winter heran, unter tatsächlichen Ängsten, die alle eingebildeten scheuchten. Wie ein Lailach lag der Schnee über der braunen Nadelschicht, wie ein Sterbehemd über den ineinander verschlungenen dunklen Wipfeln der Heide, als die Stunde kam, die eine Todesstunde zu werden drohte. Unser alter Doktor war seit Tagen im Schlößchen einquartiert. Auch er bangte für einen Liebling. Denn es war etwas Eigenes um Lori. Vielleicht hätte sie keinem Jüngling, keinem Stutzer mindestens, das Blut bewegt; jedem alternden Mannesherzen tat sie es an, vom Prinzen herab bis zu dem schlichten Förster und Ehren-Adam, dem schlafseligen Dachs. Sie alle standen unter dem Zauber dieses kindlichen Weibes.

Seit vierundzwanzig Stunden war ich nicht von der Seite ihres Lagers gewichen. Die zweite Nacht brach an; der Doktor und die Helferin nahmen eine Pause der Qualen wahr, um sich im Nebenzimmer zu erholen. Ich war mit Lori allein. Sie hob die matte Hand nach dem Halse, deutete auf das Medaillon und flüsterte: »Laß es mit mir begraben werden, Väterchen.«

»Willst du denn sterben, Lori?« schluchzte ich. »Du wirst leben, du mußt leben, du mein Engel!«

Sie lag eine Weile ganz still mit gefaltenen Händen. Plötzlich rief sie: »Selig sind die –« Weiter kam sie nicht, sie machte ein Zeichen, daß ich mein Ohr an ihren Mund lege, und dann sagte sie stoßweise ganz leise: »Ich will reinen Herzens – in den Himmel kommen. – An meinem[166] Geburtstage – als du – in mein Zimmer tratest – und mich so böse ansahest – – so zornig, da – –«

Ein Weheschrei unterbrach sie. Die Helfer eilten aus dem Nebenzimmer herbei. Ich war am Bett in die Knie gesunken. Der Doktor richtete mich auf und führte mich hinaus. In halber Betäubung starrte ich durch die Türspalte in den halbdunklen Raum. Wenige Minuten – für mich eine Ewigkeit – und der alte Weise öffnete die Tür.

»Viktoria!« rief er lachend über das ganze Gesicht, indem er mich an beiden Schultern zur Besinnung rüttelte, »Viktoria, ein Sohn!«

Quelle:
Louise von François: Gesammelte Werke, Band 1–5, Band 5, Leipzig 1918, S. 148-167.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der Weg ins Freie. Roman

Der Weg ins Freie. Roman

Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon