Scena II.

[53] SALOMON.

Mein Gott, was soll einr Wunder sagen,

Hets einer gsagt, vor zweyen tagen,[53]

Graff Vlrich von Buchhorn lebt noch,

Wer wolt eim solches glauben doch?

Als mir der jung Graff Adelhard,

Für gwiß jetzund anzeigen ward,

Man muß daraus freilich verstohn,

Daß es GOTT so hab geschehen lohn,

Damit er die from Wendelgart,

Ein thewre Fürstin frommer art,

Erforschen wöllen in dem Fall,

Was sie sich hielte vberall.

Der trewe GOTT der schimpfft also,

Mit seinen Kindern, macht sie fro,

Machts wider trawrig, wies jhm gfelt.

Wer auff den Herrn sein hofnung stelt,

Der soll auff dieser weitten Erden,

Ja nimmermehr zu schanden werden.

Nun wil ich jetzund gern anhören,

Wo Wendelgard sich hin wil kehren,

Ob sie jetzund jhr Kloster Leben,

Darein sie sich einmal begeben,

Auffsagen werd, vnd jhren Eyd,

Wöll brechen, oder mein Bescheid,

Darumb empfangen, sampt jhrem Herrn,

Ich wil mich haltn nach jhrm begern,

Gleich wol mich steln, als wers nit müglich,

Vnd solchs zu thun mir gar vnfüglich.

Sine dort kömpt sie mit jhrm Gemahl,

Den Weyler tregts, wie ich befahl.


Quelle:
Nicodemus Frischlin: Fraw Wendelgard. Stuttgart 1908, S. 53-54.
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