III.

[116] Eine der ersten Großtaten meines neuen, frischgefüllten Portemonnaies war die Erwerbung eines Zylinderhutes. Dieser Kauf war eine Trutztat; man ist als Dreiundzwanzigjähriger immer gerne zum Schillerschen in tyrannos bereit. Ich wollte die Angströhre als Mutrohr gebrauchen, wollte kulturell wirken, gegen eine Berliner Unsitte ankämpfen. Man hatte mir gesagt, daß man zu Berlin in der Neujahrsnacht auf der Straße keinen Zylinderhut tragen dürfe. Der Hut würde eingetrieben, der Träger des Hutes geprügelt. Drum kaufte ich mir den Zylinderhut, sagte: »Jetzt bin ich neugierig!«, setzte die schwarze Kanone auf und ging um Mitternacht unter den Linden spazieren. Wer mir begegnete, brüllte: »Hut, Hut, Hut, Hut!« Ich wurde aber weder geprügelt, noch wurde mir der schöne Zylinderhut eingetrieben.[116]

Freilich, der linke Ärmel meines Überrockes wurde bedenklich in der Naht gelockert, und schließlich hatt' ich eine offene Weste und nur noch einen halben Hosenbund, den der heimatliche Riemen gerade noch ausreichend festzuhalten vermochte. Bis zu meinem neuen Zylinderhute kamen sie nicht hinauf. Da waren meine Fäuste und mein Hakenstock dazwischen, mit dem ich die Hochquarten der Regenschirme auffing, als wäre der Platz vor dem Brandenburgertor ein Fechtboden. Glücklich und ziemlich unversehrt brachte ich den »Hut, Hut, Hut« gegen 1 Uhr morgens wieder heim in die Charitéstraße. Dieser Sieg wieder die Narretei der Jahreswende machte mir eine so rasende Freude, daß ich daheim den Zylinderhut auf den Lederlehnstuhl legte und mich draufsetzte. Das vertrug er nicht. Er war eine Leiche. Und lachend schlief ich ins neue Jahr hinein.

Der Januar begann mir unter dem Zeichen des Theaters. Jetzt, da ich mir seine Galerieplätze leisten konnte, rannte ich fast jeden Abend zu irgend einer Vorstellung, bald in klassische Luft, bald in die heitere Vorstadt. Auf der Wilhelmstädtischen Bühne war wenig los, immer ›der kleine Herzog‹ mit dem Tenoristen Swoboda und der[117] ›Doktor Klaus‹, hinter dem ›die Lachtaube‹ kam, mit der entzückenden Ernestine Wegner, mit Georg Engels und Blencke. Auf den Brettern des Residenztheaters, dessen Stern die Claar-Delia war, wurden hundertmal ›die Fourchambaults‹ gegeben, und dann gastierten Friedrich Haase und die Niemann-Raabe in ›Mademoiselle de Belle-Isle‹. Prachtvoll war es damals in der Oper: Wachtel, Niemann, Betz, die Mallinger, Lilli Lehmann, die Tagliana! Stimmen wie Götterkehlen. Und Niemann ein Schauspieler, wie ich außer dem Münchener Kindermann auf den Brettern der Oper keinen mehr gesehen habe, welcher Mensch und Künstler so ganz gewesen wäre. Vom ›Himmel‹ der Kgl. Oper trug ich viele schöne Trunkenheiten mit heim in meine dreieckige Bude.

Im Kgl. Saaltheater gastierte damals während des ganzen Winters eine französische Truppe, die mir in ihren schauspielerischen Äußerlichkeiten gefiel, ohne mir sonderlich zu imponieren. Sie wurde von Presse und Publikum auf das herzlichste kajoliert. Wie man da über den Rhein hinüberklatschte und linde Pflaster auf brennende Wunden legen wollte, das hatte was Unerquickliches. Ich liebe die Franzosen. Aber ich mag's nicht sehen, daß der Deutsche gar zu gern ein französischer[118] Affe ist. Mit der Kraft sind wir weiter gekommen, als mit der gutmütigen Liebedienerei. Man merkt das in Elsaß-Lothringen, das heute undeutscher ist als je. Und damals in Berlin war's guter Ton, nett gegen diese französischen Komödianten zu sein. Ein hoher deutscher Adel und die Finanzaristokraten füllten den Saal der Franzosen, applaudierten mit Wohlwollen und ließen im Kgl. Schauspielhause Schiller, Goethe und Kleist vor leeren Logen spielen.

Freilich, da gaben sie die ›Frau ohne Geist‹, bis sie ganz verdummte. Und allzu glänzend wurde auch in klassischen Stücken nicht gemimt. Es fehlte dramaturgisch ein schöpferischer Kopf eine formende Faust. Nach der Ernennung eines Bühnenleiters machten damals die Berliner den Witz: »Bei der Wahl eines neuen Direktors ist das Schauspielhaus auf den Deetz gefallen«. So hieß der neue Direktor; und Deetz bedeutet im Berliner Dialekte so viel wie Kopf, Aber eine geniale Frau konnte man hier sehen, den weibgewordenen Humor: die alte Frieb-Blumauer. Und tüchtige Künstler waren da: Ludwig, Berndal, Liedtke, Oberländer und der junge Kahle, die Klara Meyer und Frau Haverland. Es strebte nur im Rahmen des Ganzen das Einzelne manchmal[119] auseinander. Was Regie und Bild der Szene betraf, machte auch die Erinnerung an das Gastspiel der Meininger das Urteil anspruchsvoll. Dieses Auferstehen von kulturgeschichtlichen Vergangenheiten im Bühnenbilde, der harmonische Zusammenklang und das Abgestimmte, die prachtvolle Führung der Massen in der Komparserie, das hatte mich gepackt und begeistert wie jeden anderen, obwohl es mir so vorkam, als stünden die schauspielerischen Kräfte nicht auf verblüffender Höhe. Mit einer einzigen Ausnahme. Ich sah den Fiesko. Ein kleines mageres Kerlchen, kaum zwanzigjährig, das den Bourgognino spielte, gewann mich beim ersten Klang seiner Stimme und warf mir mit seinen Glutaugen heißes Feuer in die Seele – Josef Kainz – dessen schlechte Nase und mangelhafte Waden damals von Publikum und Kritik viel deutlicher erkannt wurden als sein umschleiertes Genie, das alle Schleier schon zerreißen wollte.

Bei diesem Namen fällt mir etwas ein. Außer den Bühnen, von denen ich schon gesprochen, hatte Berlin noch ein Theater, das ich über alles liebte. Der Zoologische Garten war's. Halbe Tage verbrachte ich in den Winterhäusern der Raubtiere, bei den Dickhäutern, bei den Affen und Vögeln.[120]

Direktor dieses unerschöpflichen Theaters war damals Bodinus. Wenn er zwei wilde Bestien in ihrer Paarungszeit zusammenließ, teilte er das seinen Freunden durch eine kleine Zeitungsannonce mit: »Heute Tiger.« Oder: »Heute felis leo.« Dann kamen sie, um die ungezähmte Natur bei ihrem schöpferischen Werke zu belauschen. Und als sich dieser Direktor vermählte, ließ ein Lustiger unter seinen Freunden die kleine Zeitungsannonce erscheinen: »Heute Bodinus.« So erzählte man in Berlin. Ob's wahr ist, weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur, daß Bodinus, als ich ein leidenschaftlicher Stammgast des Zoo wurde, schon graue Haare hatte.

Mit der gleichen Zärtlichkeit und nachdenklichen Neugier, wie den Zoologischen Garten, liebte ich das Berliner Aquarium und ganz besonders seinen Star: den klugen Aujust, einen an Drolerien und ernsten Rätseln unerschöpflichen Schimpansen, der seinen großen Käfig mit einem Spielgefährten teilte, mit dem Hunde Flock.

Warum mir das jetzt einfiel? Vor einem Jahrzehnt verbrachten Kainz, Karlweis und ich ein paar unvergeßliche Wochen miteinander in Bordighera. Eines Abends, bei der Sektpulle in meinem Zimmer, kam ich auf jene Berliner Zeit zu[121] sprechen, auf den Zoo, auf das Aquarium. Und nannte die Namen Flock und August.

»Oooh!« sagte Kainz, in dessen Augen es zärtlich aufblitzte. Und da saß er auch schon zwischen den Lehnen des Fauteuils, mit kurzen Beinchen, mit langen Armen, mit dem Gesicht und den Bewegungen des klugen Aujust, mit gerunzelter Stirne, mit diesen rätselvollen, schwermütigen Urweltsaugen. Er mimte eine wohlschmeckende und eine widerliche Mahlzeit, zeigte das groteske Zerrspiel mit seinem Kameraden Flock und wurde wieder der stille, nachdenkliche Beobachter, der die vor dem Gitter stehenden und vorüberwandernden Aquariumsgäste betrachtete. Deutlich war es in seinen Augen und Mienen zu lesen: jetzt kommt ein alter langweiliger Herr, jetzt ein boshafter Junge, jetzt ein hübsches fürchtsames Kind, mit dem er barmherzig spielen möchte, und jetzt ein junges Weib, dessen Schönheit und Geruch ihn reizte. Kein Possenspiel. Was wir da zu sehen bekamen, das war eine tiefe Tragikomödie aus Urweltstagen, genial illustrierter Darwinismus. Während wir lachen mußten, daß uns die Tränen kamen, ging von dem Zorn und Hohn, von der Sehnsucht und Trauer dieser rätselvollen Ewigleitsaugen ein Schauer aus, der uns erschütterte.[122] Eine stumme, schauspielerische Leistung, die den Vergleich mit jedem klingenden Werte aushielt, den uns Josef Kainz auf dem Theater zu bieten wußte. Theater? Sprach ich von Theater und Schauspielerei? Es war mir so, als hätt' ich von einem starken, seltenen Menschen gesprochen, dessen allzufrühen Verlust wir Lebenden nie verschmerzen werden, die wir ihn sahen in der Fülle seiner sieghaften Kraft und seines leuchtenden Glanzes.

In den Theaterwochen meines Berliner Winters fand sich auch ein Weg, der mich selbst auf die Bretter führte. Die Berliner Studentenschaft plante eine klassische Vorstellung zugunsten eines Genesungsheimes für kranke Lehrerinnen. Auf dem schwarzen Brette war zu einer Versammlung eingeladen. Ich besuchte sie. Erst wollte man Coriolan geben. Ich sprach dagegen und riet zu Schillers ›Tell‹, bei dem die jugendliche Begeisterung halbwegs zu ersetzen vermag, was dem Dilettantismus an theatralischem Können abgeht. Mein Vorschlag wurde angenommen, man wählte mich in das Aktionskomitee, und nun begann eine lustige Theaterschwimmerei, deren vielseitige Beschäftigung mich dem Kollegienbesuch entfremdete. Ich habe bis zu meinem Abschied von Berlin[123] die Hörsäle meiner Professoren nur ab und zu noch gesehen.

Für die Aufführung erwarben wir das seit einiger Zeit verkrachte Nationaltheater, und sein beschäftigungslos gewordener Direktor Paul Borsdorff, ein Possart dritter Güte, übernahm die Regie. Zur Besetzung der weiblichen Hauptrollen wurden beliebte Künstlerinnen gewonnen, die Claar-Delia als Armgart, Frau Haverland als Stauffacherin, die Klara Meyer als Berta. Eine Woche ging darüber bin, bis aus dem Schwarm der studentischen Bewerber die Geeignetsten für die männlichen Rollen ausgewählt waren. Mußte man einen als unbrauchbar zurückweisen, so gab es Kränkungen und Galle, Grobheiten und Feindschaften. Unter den Refüsierten waren nur wenige, die mit Humor zu der Einsicht kamen, daß es für das irdische Glück nicht notwendig wäre, Theaterblut zu haben. Eine fürchterliche Sache war's mit dem Bewerber um die Rolle des Rudenz. Denkt euch einen langknochigen Jüngling, der mit endlos scheinenden Armen gaukelte wie eine Windmühle mit ihren Flügeln. Und diese Windmühle sächselte. Aber der Jüngling war von einer rasenden, zähneknirschenden Begeisterung. Es brannte auch so[124] etwas wie Talent aus seinen immer rollenden, immer verstörten Augen heraus. Und wir merkten, daß er zitterte vor ehrgeiziger Sehnsucht und die Ablehnung wie einen Mord empfanden hätte. Na also, in Gottesnamen!

Den Chor der frommen Brüder übernahm der akademische Gesangverein. Und um nettes ›Volk‹ auf die Bühne zu bringen, machte ich den Vorschlag, fünfzig oder lieber noch hundert hübsche junge Mädchen aus der Berliner Gesellschaft zur Mitwirkung als Statistinnen einzuladen. Das wurde mit Jubel ausgeführt. Wir gewannen dadurch mit Sicherheit ein zahlreiches Publikum von Müttern, Vätern, Tanten und Onkeln. Und gleich bei der ersten Probe, im Duster des Zuschauerraumes und im seinen Zwielicht hinter den Kulissen, ging, die Paare nach Dutzenden gerechnet, ein Flirten los, daß es rasselte. Man friert bei aller Kunst, wenn nicht Hand in Hand mit ihr die schöpferische Liebe geht. Beim Dilettieren ist das eine noch viel notwendigere Sache als auf der ernsten Höhe rechter Kunst, für die doch schließlich auch der Jubel des Herzens und die Pein der Sehnsucht immer die tiefsten, die unerschöpflichen Brunnen erschließt.

Im Dämmerdunkel jener Theaterproben wurden[125] Künstler geweckt. Talente aufgerüttelt, Kräfte gehoben, Lebensketten geschmiedet, aber auch schwächliche Existenzen vernichtet, schwache Herzen gebrochen. Oder man fand sich lachend zusammen, erkannte, daß man nicht weinen wollte, ging lachend wieder auseinander und war dem Leben dankbar für eine vierzehntägige Glückseligkeit. Aus den Schleiern des Erinnerns an eine frohe, rasch entflammte Zärtlichkeit steigt lächelnd eine zierliche Gestalt herauf, ein seines Köpfchen mit nachtschwarzer Haarkrone und mit flinken, neugierigen Kinderaugen. Ein achtzehnjähriges Dingelchen, dessen Seele, aus Wachs und Ambra gegossen, jedem lockenden Reiz des Augenblickes bildsam entgegendrängte – Sulamith, die nicht wußte, wo der Weinberg war, und doch die Trauben gern gekostet hätte.


»Dank' ich deinen süßen Küssen

Mit dem Fluche böser Tage?

Kind, in dir ist Durst nach Wissen,

Den ich nicht zu stillen wage.«


Jeder Blick dieser erwartungsvollen Augen war ein Verschenken ohne Grenzen. Aber das völlig Unbehütete, das furchtlos Unkluge dieses jungen Lebens schob mir in einer Zeit, in der ich[126] von Ibsen noch nichts wußte, die Fischbeine der Verantwortung ins Gewissen. So hatte die Sache keine andre schlimme Folge als ein Schock lyrischer Gedichte, die in meinem Tagebuch verblieben.

Bei einem heimlichen Spaziergang durch den Tiergarten wurden wir von feuchtem Schneegestöber überfallen. Die kokette Kleine, die ein bißchen frühlingshaft gekleidet war, bekam so nasse Strümpfe und Schuhe, daß sie in diesem Zustand den Heimweg zu Mutter und Vater nicht wagte. Da blieb nichts anderes übrig, meine dreieckige Bude mußte als Trockenstube dienen. Ehrlich bat ich die gute Frau Henkel, mich bei hellem Tag für eine Stunde von jenem strengen Hausgesetze zu entbinden, das da lautete: ›Mä'chens mitbringen? Nee!‹ Und wirklich, die brave alte Seele macht eine Ausnahme und erlaubte mir ›dem Fräulein am warmen Ofen die Schuhe trocknen‹ zu dürfen. Die Kleine, als sie meine Bude betrat, guckte so flink herum wie ein Vögelchen, das bei Sturmwetter in ein falsches Nest geriet und sich dennoch gleich wie zuhause fühlt. Dann mußte sie im Lederlehnstuhl sitzen, der bei der Ermordung des Zylinderhutes mein Mitschuldiger von unten her geworden war. Ich saß[127] vor ihr auf dem Boden und wärmte an meiner Brust die kühlen und dennoch rosigen Füßchen, während die dünnen Schuhe und die seidenen Strümpfe in der Ofenröhre dampften.

So pflegen frivole Romane zu beginnen. Der meine endet hier. Nach einer Stunde, die eine sehr starke war, erschien Frau Henkel, um sich höflich zu erkundigen, ob die Schuhe des Fräuleins schon trocken wären? Sie waren mehr als trocken, waren angebrannt. Und aus den seidenen Strümpfen fielen nußgroße Löcher heraus wie aus mürbem Zunder. Frau Henkel hatte, ohne daß wir's merkten, zu fleißig im Ofen nachgelegt. Klein-Sulamith bekam auf dem Heimweg wieder nasse Füße, mußte während der Tell-Aufführung ununterbrochen in der stilwidrigsten Weise niesen und schneuzen und war ein paar Tage drauf verschwunden, war zu einer märchenhaften Tante gereist, ohne Abschied von mir nehmen zu dürfen.

Ich hatte den Trost meines reinen Gewissens. Doch dieses stolze Hochgefühl wurde mir späterhin durch unerquickliche Erwägungen getrübt. Ein Dreiundzwanzigjähriger pflegt sich das immer post festum als Verbrechen gegen die Rechte der Jugend auszudeuten, wenn er, unter unwillkürlichem Zwang, einem lieben Mädel gegenüber ein anständiger[128] Junge blieb. Eine Registrierung meines Tagebuches behauptet:


»Mensch, du warst ein großer Esel!

Zwischen Immenstadt und Wesel

Und auch weiter nördlich zu

Lebt kein größerer wie du!«


Schließlich beschwichtigte ich diese peinvolle Selbsterkenntnis durch die Hypothese, daß ich damals, als die Trauben reif waren, unter dem Banne von Dingen stand, die in meinem Kopfe wichtiger waren, als die kleine dumme Liebe in meinem Blut.

Damals war ich scharf in literarisches Fahrwasser geraten. Bei den Vorbereitungen für den Wilhelm Tell hatte ich ein paar Mitglieder des akademisch-literarischen Vereines kennen gelernt. Und da sprang ich ein mit Beinen, Herz und Seele. Präses war Berthold Litzmann, heut Universitätsprofessor in Bonn, der Schöpfer eines geistvollen, fesselnden Buches über Goethes Faust. Unter den Mitgliedern waren der ernste Höniger, der schneidige Liman, der an Versen unerschöpfliche Lyriker Max Stempel. Aus dem A. L. V. waren die Brüder Heinrich und Julius Hart hervorgegangen; sie begründeten die Bremer Monatshefte[129] und sangen in ›Weltpfingsten‹ und ›Sansara‹ neue Klänge. Alter Herr des Vereines war der Schauspieler Kahle. Und unser Ehrenpräsident und Dalailama war Ernst von Wildenbruch. Seine gerade, feste, offene und wohlwollende Art gewann die jungen Herzen beim ersten Blick, auf den ersten Handschlag. Wer ihn persönlich kennen lernte, hat sein zähes, eisernes Schaffen niemals mißverstanden. Immer gab er sich selbst, bei der Arbeit wie im freundschaftlichen Verkehr. Und wir Junge von damals, wir glaubten an ihn und sahen in ihm den Großen, der sich zu strecken begann. Er hatte sich auch durch die Heldengesänge ›Sedan‹ und ›Vionville‹ schon einen Namen gemacht. Doch seine erste dramatische Arbeit, die wir begeistert verschlangen – der ›Mennonit‹ – und dann auch die ›Karolinger‹, wurden ihm von allen Bühnen zurückgeschickt. Keine Enttäuschung verbitterte ihn, immer blieb er stark, froh und zuversichtlich. Damals schrieb er am ›Harold‹, den er uns vorlas. Und aufmerksam hörte er die heißen Debatten an, die um das Werk geführt wurden. Zehn Jahre älter als wir Junge, hatte er für uns ein brüderliches, fast väterliches Empfinden, hatte für jeden Interesse, für jeden Geduld, für jeden ein ermunterndes Wort und ein Gefühl[130] der Hoffnung, die oft Sorge wurde. Zu meinem Münchener Freunde Marco Brociner, der nun auch in Berlin flanierte, sagte Wildenbruch eines Tages sehr ernst: »Dieses junge Roß Ganghofer macht mir schweren Kummer.« Dabei konnte er doch während der langen Sitzungen des A. L. V. gerade über mich am meisten lachen. Er war einem derben Spaß nicht abhold, und sein breites, schütterndes Lachen hatte was Gesundes und Behagliches.

Von Ernst von Wildenbruch wird noch weiteres zu erzählen sein. Ein glücklicher Einfall, den Berthold Litzmann hatte, wurde für Wildenbruchs Aufstieg als Dramatiker zu einer nützlichen Staffel.

Inzwischen begann im Rationaltheater durch fleißige Proben, bei denen der cholerische Direktor Paul Borsdorff brüllte wie ein Stier von Uri, der Äpfel Wilhelm Tells schön langsam reif zu werden. Und wie für junge Liebe, so wurde die Tell-Aufführung auch eine redliche Kupplerin für junge Freundschaft. Ich fand zwei prächtige Kameraden, die mir treue Freunde blieben durchs ganze Leben: der sinnierliche, arbeitsfeste Karl Mühling, der einen schwungvollen Stauffacher auf stramme Beine stellte – und der junge Mosse, mein verläßlicher ›Max der Kleine‹. Der spielte den[131] Itel Reding und brachte mit seinen drolligen Fragen, unter deren ernstem Klang sich immer eine aufreizende Ironie verbarg, den Direktor Borsdorff zur Verzweiflung. Bei der Stelle ›Ich kann die Hand nicht auf die Bücher legen‹ unterbrach er während der Probe den stelzenden Jambenklang und fragte: »Herr Direktor Borsdorff? Ich möchte gern verstehen, was ich spreche. Warum sind die Bücher, auf die ich pflichtgemäß meine Hand zu legen hätte, augenblicklich nicht vorhanden?«

Borsdorff grübelte. »Schiller hatte sie vermutlich nicht nötig. Drum ließ er sie weg. Das ist dramatische Ökonomie.«

»Ssso? Aber wenn ich eine subjektive Vermutung aussprechen darf, dann sind diese abgängigen Bücher beim Antiquar.«

Da brüllte Paul Borsdorff wieder mit rotem Kopf und versuchte uns klar zu machen, daß Kunst eine Sache wäre, die man ernst und heilig zu nehmen hätte. »Glauben Sie, mein Theater ... (Es war aber schon nicht mehr das seine!) ... ist ein Vergnügungsstall für Jokusse?«

In der Zeit dieser Proben erfuhr ich gelegentlich, daß weit draußen in einem Vorstadttheater ein Stück des neu aufgetauchten Wiener Volksdichters[132] Ludwig Anzengruber gegeben würde, von dem ich noch nichts gelesen, nichts gesehen hatte. Doch als ich, um diese geistige Lücke zu füllen, eines Abends in die Vorstadt hinauskam, wurde ›Dorf und Stadt‹ von der Birch-Pfeiffer gespielt. Man hatte den ›Pfarrer von Kirchfeld‹ nach zwei schlechtbesuchten Vorstellungen wieder abgesetzt. Mir ist das nicht aus literarhistorischen Gründen in Erinnerung geblieben, nur deshalb, weil ich in der gleichen Nacht, während ich von der Birch-Pfeiffer nach Hause wanderte, ein kleines Abenteuer erlebte, das einen bösen Ausgang hätte nehmen können. Es rieselte sein in der Nachtkälte, und spiegelndes Glatteis bedeckte die Straßen. Man mußte kleine, vorsichtige Schritte machen. Als ich die menschenleere, schlechtbeleuchtete Luisenstraße hinunterging und schon in die Nähe meiner schiefen Bude kam, hörte ich in der Stille der Nacht einen Wortwechsel, eine grobe lachende Mannskehle und eine ängstliche Mädchenstimme. Meine Vermutung traf auch das Richtige, und ich steuerte, so flink es bei dem Glatteis möglich war, auf die zwei dunklen Gestalten los.

Damals las man häufig in den Zeitungen von nächtlichen Attacken auf ›alleingehende Damen‹. Hübsche Frauen und junge Mädchen, wenn sie[133] sich gegen einen solchen Angriff verteidigen wollten, wurden brutal mißhandelt, durch Fauststöße ins Genick zu Boden geworfen. Die Presse pflegte das in Apostroph als, berechtigte Eigentümlichkeit des Berliner Mob' zu bezeichnen.

Zu einer solchen Szene kam ich. An der Ecke des Charitogartens riß sich ein Mädel in dunklem Kapuzenmantel aus den Fäusten eines Mannsbildes los und kam auf mich zugeschlittert. Aus dem Kapuzenschatten, in dem nur ein kreideblasser Fleck zu sehen war, klang eine von Tränen erstickte Stimme heraus: »Ach, mein Herr, ich bitte, helfen Sie mir doch! Dieser Mensch läßt mir keine Ruhe, und ich muß in die Apotheke, was holen für meine Mutter.«

»Ja, Fräulein, gehen Sie nur, ich halte den Kerl schon auf.«

Die Arme auseinanderlegend, deckte ich den Weg des auf dem Glatteis davongaukelnden Mädels. Der andere stand vor mir, und als ich ihn nicht weiterließ, fing er zu räsonieren an, seine Rede mit Ausdrücken spickend, deren Sinn mir dunkel blieb, obwohl ich in der Kenntnis des Berliner Dialektes schon einige Fortschritte gemacht hatte. Mit groben Stößen puffte er gegen mich an. Ich gab den Weg nicht frei, weil ich[134] hinter mir noch immer den trippelnden Schritt des Mädels hörte. Mein Widersacher stellte das Schimpfen ein, wurde stumm, und während er mit der Linken an mir zerrte, sah ich, daß er mit der Rechten etwas aus seiner Tasche riß. Ich dachte: Wir sind doch nicht in Niederbayern? Und hielt die Waffe meines Gegners für einen Hausschlüssel, von denen es damals in Berlin sehr große gab. Da mußte ich flink sein. Bevor der andere mit dem Schlüssel losboxen konnte, hatte er eine Gesunde hinter dem Ohr. Er taumelte auf dem Glatteis und machte Räder mit den Armen wie ein Seiltänzer, der vom gespannten Draht zu stürzen droht. Das wirkte komisch, ich mußte lachen. Und sagte: »Weiter drüben stehen Sie besser, da ist Sand gestreut.« Nun führ er wieder auf mich los. Mit beiden Fäusten stieß ich zu. Und während ich an meiner linken Seite einen Glitsch wie von einem fehlgegangenen Streich des vermeintlichen Hausschlüssels fühlte, machte der dunkle Held einen Purzelbaum auf das Glatteis hin und streckte die Beine in die Luft. Von dem Mädel war nichts mehr zu sehen. Da konnt' ich den Weg nun freigeben. Ehe der Geplumpste wieder auf die Füße kam, war ich um die Ecke herum und schlitterte heim zu meiner dreieckigen[135] Bude. Am anderen Morgen kam die gute Frau Henkel jammernd zu meinem Bett. Was denn mit meinem Havelock passiert wäre? Der hatte von der linken Schulter bis zur Tasche herunter einen glatten Schnitt. Auch der Kittel, den ich drunter getragen, war noch durchgeschnitten bis auf das Futter. Eine kleine Gänsehaut fröstelte mir über den Nacken. Da hätte nicht viel gefehlt, und es wäre mein Name bei der Tell-Aufführung nimmer auf dem Theaterzettel gestanden.

Ich hatte mich, als Mitglied des Aktionskomitees, um keine Rolle beworben. Dennoch mußte ich mitspielen. Es gab nämlich mit dem windmühlenflügeligen Darsteller des Rudenz eine Katastrophe. Was aus seiner Seele herausbrannte, war unleugbar Glut und Rasse. Schloß man die Augen, so empfand man den Klang des Talentes, allem Gesächsel zum Trotze. Aber diese mittelalterliche Holzschnittmimik, dieser eckige Zugmechanismus der Arme und Beine, diese rollende Entrücktheit der Augen – wer das mitansah, bog sich vor Lachen. Nein, wirklich, es ging nicht! Als wir dem Ärmsten das mitteilen mußten, rührte uns die Empfindung, daß wir einen seelenvollen jungen Mann steinunglücklich gemacht hatten. Der in Verstörtheit Trauernde hieß, wenn ich mich recht[136] erinnere: Ludwig Wüllner. Ob das der berühmte Balladensänger gleichen Namens von heute war? Ich weiß es nicht.

Wer sollte nun den Rudenz spielen? Wir fanden keinen andern. In der Not mußte ich einspringen, während der Nacht vor der Generalprobe die Rolle büffeln und die zärtliche Szene mit Berta von Bruneck als einsames Huhn markieren. Klara Meyer, die Darstellerin des edlen Fräuleins, schwänzte auch die einzige Probe, die sie uns zugesagt hatte. Und so stand ich als ohrenfeuchter Dilletant vor der Aufgabe, in der Vorstellung die Szene des Rudenz und der Berta ohne Probe mit einer gefeierten Künstlerin zu spielen, die ich außerhalb der Bühne noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Mir war sehr schwül, als es am 27. Januar auf den Abend zuging. Aber schließlich dachte ich: mit ein bißchen Frechheit wird's schon gehen.

Ein Haus – bei einer Dilettantenausführung dürfte man mit einiger Berechtigung sagen: zum Brechen voll! Wir jubelten: tout Berlin wäre da. Und ich, in meiner engen Garderobe, schwitzte vor Aufregung. Und hergerichtet hatten sie mich! Fürchterlich! Ich stak in einem grasgrünen Samtkostüm. Und kleinlöckelig hatten sie mir die vielen[137] blonden Haare gebrannt, daß ich aussah wie ein Laubfrosch mit einer Schneckenperücke. Als ich, für die Bühne fertig, in den Spiegel guckte, sah mir eine jammervolle Puppenfratze entgegen, und ich hatte die Empfindung: Jetzt trifft mich der Schlag.

Verzweifelt fragte ich den Friseur: »Um Gotteswille, mueß denn dös so sein?«

Er sagte: »Allemal! Det is seit anno Tobak so bei'n Rudenz jewesen. Aber wenn Se so schwäbisch reden, det wär 'ne neue Nüangse.«

In der Aufregung schlug bei mir das Schwäbische noch immer durch. Und mit dieser Anmerkung traf der Friseur einen kritischen Nagel auf den Kopf. Bei dem Darstellertausch für diese Rolle hatte unsere Aufführung statt eines sächsischen Rudenz nur einen schwäbischen gefunden – keinen besseren.

Meine Szene kam. Und hätte mich nicht der Inspizient noch rechtzeitig abgefangen, so wär ich mit dem Zwicker auf die Bühne gerannt, das schwarze Schnürl hinter dem Ohr. Der Kulissenwachtmeister nahm mir den in Silber gefaßten Anachronismus von der Nase. Nun war ich auch noch kurzsichtig. Von den Zuschauern in dem großen Hause sah ich nur viele, viele kleine, rötliche[138] Kleckse auf dunklem Hintergrund. Dieses Unbestimmte machte mir Mut. Sieht man keinem ehrlichen Menschen in die Augen, dann ist man williger zu bösen Taten.

Wie aus einer Pistole geschossen, so kam es mir aus dem hämmernden Herzen herausgefahren:


»Freileun, jätzt endlüch fünd' ich eich alleun!«


Aber wo war meine Berta? Ich sah sie nicht. Vermutlich trug sie ein Jagdkleid? War also ebenfalls grün? Ich guckte nach allem, was auf der Bühne grün war. Ach, dieser schweizerische Bergwald hatte schauderhaft viel grünes Zeug! Da hieß es: Glück haben oder daneben greifen! Ich glaube, daß ich in meiner Ratlosigkeit ein heimliches Stoßgebetlein zum heiligen Antonius stammelte, der fürs Finden gut ist. Ich suchte und suchte, sprach immer Verse dabei, und endlich setzte ich mein Vertrauen auf eine grüne Säule, die sich ein bißchen zu bewegen schien.


»Jetzt oder nüe,

Ich mueß den teiren Augenblück ergreufen!«


Gott sei Lob und Dank! Sie war es. Wenigstens hatte ich was Lebendiges zwischen den Händen. Die Augen ließen mich im Stich, alles[139] schwamm vor meinem Blick. Aber die Seligkeit des Gefundenhabens klang aus meiner Stimme. Denn nachträglich erklärte ein Kritikus: relativ am besten hätte ich die Freude des ersten Wiedersehens mit dem Fräulein von Bruneck zur Geltung gebracht.

Das klare Bewußtsein begann mir zürückzukehren, während ich meine Berta am Arme festhielt, den sie mir immer zu entziehen suchte. Indes ich stürmisch deklamierte:


»Wer bin üch,

Daß üch den kiehnen Wunsch zu eich erhäbe?«


hörte ich meine Berta verdrießlich flüstern: »Drücken Sie nicht so! Geben Sie die Hände weg!«

Da wurden meine schwimmenden Blicke plötzlich sehend. Und dicht vor meiner Nase entdeckte ich zwei große, graue, prachtvolle Mädchenaugen, deren Iris wundersam gezeichnet war. In dieses Herrliche starrte ich perplex hinein. Theater, Publikum, Schiller, Rudenz, Rolle, alles war im Nu vergessen, und nur noch diese beiden rätselschönen Augen waren da. Das Fräulein zischelte: »So sprechen Sie doch!« Ich wollte reden. Aber was? Auch nicht ein einziges Wort meiner Rolle fuhr mir ins gelähmte Gehirn. Vom Souffleur[140] verstand ich keinen Laut. Doch zu sprechen fing ich an – nach einer Pause, die dem Publikum kaum aufgefallen, aber mir wie eine Höllenqual und Ewigkeit erschienen war – ich redete, sprach immerzu, sprach Vers um Vers, Jamben eigener Fechsung – – Unsterblicher, verzeihe sie mir! Es ist nicht auszumalen, wie die Sache geendet hätte, wenn nicht die gewandte Künstlerin auf den Einfall gekommen wäre, mir ein Stichwort ihrer Rolle zuzuflüstern. Das brachte Licht in mein Gehirn, mit einem Schlag war alles Vergessene wieder da, und nach einem Übergang, den ich flink erhaschte, lief die Sache plätschernd weiter im besten Fahrwasser – ich hatte glücklich wieder heimgefunden zu Friedrich Schiller. Nach Schluß der Szene, hinter den Kulissen, sagte Berta von Bruneck: »Da schwitzt man Blut!« Ich hatte nur Wasser ausgedunstet. Aber reichlich! Meine gebrannten Locken waren glattes Haar geworden. Im Zwischenakt wollte der Friseur sie wieder träufeln. »Nein! Ich danke!«

Die Szene von Geßlers Tod hatte rauschenden Erfolg. Hier wirkten die vierhundert jungen Menschen auf der Bühne, die gut dressierte Masse, die prächtigen Stimmen des akademischen Gesangvereins, das stürmische Gefühl dieses Volkes von[141] Zwanzigjährigen, der Pulsschlag von Begeisterung in dieser Jugend – und am meisten der große Dichter, dessen Werk nicht umzubringen war. Auch die Rütliszene und der Schuß nach dem Apfel hatten starke Wirkung geübt und reichen Beifall gefunden.

Das Brausen des Erfolges hob und trug uns alle. Auch mich. Jetzt war ich Rudenz, weinte an der Leiche des edlen Attinghausen wirkliche Tränen, die mir die Schminke von den Wangen wuschen, hätte schlagen, stechen und morden können für die Freiheit der Schweiz und jubelte aus brennendem Herzen das Wort:


»Und säht ühr leichten die wüllkommnen Flammen

Dann auuf die Feunde stirzt wü Wedddrstrahl

Und brächt den Pauu der Türrrranneu zusssmmn!«


Die Aufführung wurde anerkennend von der Presse besprochen. Mir hielt ein Kritiker – wenn ich mich recht erinnere, war es Blumenthal ›der blutige Oskar‹, der beim Tageblatt das scharfe Richtschwert schwang – mit Wohlwollen die historische Tatsache vor, daß Rudenz, der Uli, von Geburt kein Schwabe gewesen wäre.

Trunken vom Erfolge, inszenierten wir auch noch einen Siegesfrühschoppen. Und um die[142] Mittagszeit, als die meisten von uns schon ein bißchen angestochen waren, kam die Nachricht, daß die Vorstellung am Abend wiederholt werden müßte. Trotz einem verschwenderischen Gebrauch von kaltem Wasser brachte ich bis zur Stunde, in der sich der Vorhang hob, den Spiritus nicht mehr völlig aus dem Kopf heraus. Wie mir, so ging es auch anderen. Das wurde eine gräßliche Geschichte. Kaum eine Szene ging vorüber, ohne daß ein Malheur passierte. Das Publikum kicherte viel. Und ich, als kreuzvergnügter Rudenz mit glattgewässertem Haar, ich wurde im vierten Akt so überzärtlich gegen den toten Herrn von Attinghausen, daß ich ihm den angeklebten Weißbart von der Wange riß. Der Leichnam des edlen Mannes sagte plötzlich mit vernehmlicher Stimme: »An!«

Nach einer Trunkenheit von Jubel, Begeisterung und schöner Freude solch ein Satyrspiel wider Willen! Wir hatten einen bösen Katzenjammer davon – viel mehr noch von der Reue über die Mißhandlung unseres geliebten Dichters, als vom Alkohol.

Aber schließlich lachte man wieder. Jugend muß immer wieder lachen. Oder sie wäre nicht Jugend. Und weil ich schon gerade vom Lachen[143] rede, muß ich die kleine Geschichte eines schier endlosen Gelächters erzählen. Wir saßen, unser Fünfe oder Sechse, eines Abends in einem Restaurant der Dorotheenstraße und debattierten mit heißen Köpfen und kochender Leidenschaft über Heinrich Heine. Am Nachbartische saß ein einsamer Herr, der immer aufmerksam zu uns herüberhorchte. Das Bewußtsein, einen verständnisvollen Zuhörer zu haben, beflügelte unseren Geist. Wir sprachen von der Matratzengruft, vom Rückenmarksleiden des armen Lazarus, der ein singender Schwan bis mm letzten Hauch seiner Schmerzen blieb. Damals begann man die Idee der Vererbung zu popularisieren. Und nun debattierten wir mit glühendem Eifer darüber: ob Heines Leiden ein selbstverschuldetes gewesen wäre? Könnte das nicht auch so sein: daß alles, was man von seiner ausschweifenden Jugend und seinem leichtfertigen Lebenswandel zu erzählen pflegt, nur Schwindel und Lüge, posthum ersonnene Fabel ist? Von vielen seiner Lieder weiß man doch, daß die dichterische Fiktion das größere Mutterrecht an ihnen hatte, als das wirkliche Erleben. Heine ein Wüstling? Klatsch, Klatsch! Mangel an Menschenkenntnis! Blödsinn! Und pietistische Mieselsucht! Auch der übelste Sünder ist nie so sündhaft, wie[144] es ein Dominikaner von jedem anständigen Kerl vermutet. Und Heinrich Heine? Der gesungen: Du bist wie eine Blume! Aus hundert seiner leidenschaftlichen Lieder blicken die Traumaugen eines schüchternen Knaben heraus. Ein seiner Geist! Blitzend, schillernd! Ein Spötter, gewiß! Spott ist Zorn der Guten, Empörung der Besseren. Ein vornehmes Herz, eine verläßliche, starke Mannesseele! Denkt an sein Lächeln im Leiden, an die treue Sorge für seine Frau, an sein sonniges Scherzen mit der Mouche! Und der soll das Mark seiner Knochen vergeudet haben in den Gossen des Lebens? Dann hätte er nicht so gegen Platen gesungen. Ein Fremder allem Schmutz und Ekel ist er gewesen! Rein und redlich, wie jeder Begnadete! Und muß das unverdiente, grausame Schicksal erleben, daß sein Körper vergiftet war vom Blute krankhafter Geschlechter! Eine Ahnenreihe von Krämern, Geizhälsen und Schacherböcken! Und alles, was die Natur ihnen vorenthielt an Geist, an Schönheit des Hetzens, an Glanz der Seele – das alles sammelt sie verschwenderisch in diesem einen glückselig-unglückseligen Enkel! Und kann es nicht hindern, daß alles, was an giftiger Lauge durch die Venen der Ahnen sickerte, nun verzehrend und mörderisch,[145] rachsüchtig und boshaft zusammenströmt in diesem reinen Gefäß, in diesem kostbaren Gebein, im heiligen Herzen dieses Letzten, der aus der Tiefe plötzlich aufstieg als ein Gipfel! Und stürzen mußte wie eine gigantische Tempelsäule! Verbrennen wie Nessus! Solch ein Anfang, und dieses Ende! Welch ein ruchloses Schicksal! Ein Mord ohnegleichen!

Wir schwiegen in Erschöpfung, durchbrannt von den Bildern unserer Phantasie, durchrieselt von dem Grauen, das uns anhauchte aus unseren eigenen Worten.

Und da beugte sich dieser einsame Nachbar, den wir völlig vergessen hatten, plötzlich gegen uns her, macht mit dem Zeigefinger eine drollige Stopselzieherbewegung und spricht: ›Nun ja! Aber dieses, mein' ich, können die jungen Herren doch wohl mit gutem Gewissen nicht behaupten, daß Heinrich Heine sanitär vernünftig gelebt habe?‹

Wie Öl war dieser Satz geflossen.

Erst waren wir stumm und starr. Dann schrien wir los. Wir lachten, kreischten und brüllten, daß sich ein Radau der Gäste gegen uns erhob und daß wir das Lokal verlassen mußten. Stillen konnten wir dieses krampfhafte Gelächter nicht.[146]

Der tobende Sturm in unseren jungen Herzen! Und dann der kalte Wasserstrahl dieses greisenhaften Wortes: sanitär vernünftig! Das war ein Kontrast, der das Zwerchfell in eine rasselnde Trommel verwandelte.

So lang die Straße war – wir brüllten und schrien noch immer, als sie schon zu Ende ging.

›Sanitär vernünftig!‹

Und dann lachte man sich einsam heim! Und hätten wir, was Philistertum bedeutet, noch nie gewußt – jetzt wußten wir's!

›Sa, sa, sa, sanitär vernünftig!‹

Ich lachte noch in meiner Bude – immer sah ich diesen Stopselzieherfinger kalt an Heinrich Heines glühende Stirn tippen – und ich lachte, lachte, lachte noch in meinem Bett.

Kein Schlaf. Als ich des Lachens müd geworden, kam eine wachende, nachdenkliche Nacht. Und es formten sich während dieser Nachtstunden mancherlei Bilder für den Roman, den ich schon zu München begonnen hatte, und der ›eine wilde Sache‹ werden sollte.

Am andern Morgen begann ich wie rasend zu arbeiten. Doch es dauerte sechs Jahre, bis aus jenen Berliner Manuskriptblättern die ›Sünden der Väter‹ herauswuchsen.[147]

Arbeitsabende waren auch immer Abende, in deren Stille mich das Heimweh drückte. Aber da hatte ich einen süßen Trost. Der Segen der großen Weihnachtsschachtel war so reichlich ausgefallen, daß ich bis in den Februar hinein noch ›Leckerle‹ und ›Pfeffernüßle‹ zu knuspern hatte. Wenn mich das Heimweh plagte, holte ich mir was aus dieser Schachtel. Und während ich biß und schluckte, hatte ich immer das sichere Wissen: jetzt ist die Mutter da. Ich hörte ein helles Lachen, hörte eine leise, zärtliche Stimme, aus der es auch immer ein bißchen wie Sorge klang. Zu einer Leidenschaft wurde mir das: an dieser Schachtel zu riechen. Es war unglaublich, wie sie heimelte. Und als in einer solchen Heimwehnacht der letzte süße Bissen verschluckt war, blieb ich lange mit geschlossenen Augen in meinem Lederlehnstuhl sitzen und reimte ein kleines Lied an meine Mutter. Immer war es mir das Beste meines Lebens: mich als Kind zu fühlen bis jenes andere, schönere kam: mich Vater zu wissen.

Aber die Abende, an denen es mich in meiner dreieckigen Bude festhielt, wurden immer seltener. Das ›nette Volk‹, das bei der Komparserie unserer Tell-Aufführung mitgewirkt hatte,[148] öffnete mir die Türen vieler Familien. Und da gab's dann Einladungen zu den Bilsekonzerten, Rendezvous beim Schlittschuhlaufen auf dem Goldfischteich, musikalische Teestunden, Kränzchen und Hausbälle in endloser Folge. Ich war ein leidenschaftlicher Tänzer. Vom ersten Geigenstrich, vom ersten Klimperton des Pianinos hielt ich bis zum grauenden Morgen durch, Tour um Tour, und jede Tour vom ersten bis zum letzten Takt. Meine Leidenschaft für den Tanz war eine wunderlich geschlechtslose Sache. Zärtlichkeiten beim Tanze? Das kannte ich nicht. Ich verlangte von meinen Tänzerinnen nur, daß sie Schwung hatten, daß sie ausdauernde Beine und langen Atem besaßen, und daß sie selber eine objektive Freude am Tanz empfanden. Und am liebsten war mir der Tanz in kleiner Gesellschaft, bei der sich dieses froh Beflügelte aus lachender Stimmung und von selbst ergab. Diese feierlichen und steifen Hausbälle waren mir ein Greuel – auch ohne die stereotype Hummermayonnaise, mit der man mich verjagen konnte, und ohne die ewigen Lachsbrötchen, die mich zur Verzweiflung brachten.

Mir stak das so von Kindheit auf im Blute: daß man in einer kleinen netten Familie nichts anderes machen soll, als was sich natürlich einfügt[149] zwischen die engen Mauern des Hauses. Festlichkeiten in Räumen, die sich für Feste eignen, habe ich immer gerne gesehen. Aber jeder Widerspruch zwischen Wollen und Können, zwischen bürgerlicher Möglichkeit und vornehm tuender Sehnsucht war mir immer unbehaglich und wirkte komisch auf mich. Ich konnte bei solchem Pflanz und Mumpitz nie in festliche Stimmung kommen, mußte immer lachen, war immer gereizt. Die Bosheit war nie von meinen Eigenschaften eine. Aber bei solchen Gelegenheiten erwachte sie in mir.

Ich erinnere mich mit Gruseln eines ›Hausballes‹, den ich damals erlebte. Und ich erzähle diese Geschichte wirklich nicht, weil sie groteske Linien hat. Sie soll ein kulturelles Ausrufungszeichen bekommen, soll ein Appell sein an den guten Geschmack des Bürgertums.

Die Komödie spielte im Hause eines höheren Beamten, zu dem man Herr Rat sagte. Es war eine bildhübsche Tochter da, eine korpulente und asthmatische Mutter. Vier kleine Zimmer, völlig ausgeräumt. Damit man sich doch ein bißchen umdrehen konnte. Denn hundert Gäste waren geladen. Und natürlich kamen die Damen in großer Toilette, die Herren in Frack und weißer[150] Binde. In einem der vier Zimmer standen drei Skattische für die alten Herren; in einem anderen, vorerst noch abgesperrt, war das kalte Büfett installiert; in zwei aneinanderstoßenden Zimmern wurde getanzt; das Pianino stand auf dem Korridor, der auch als Wandelbahn für die erhitzten Pärchen diente, und dessen lange Wand eine Sesselreihe in allen Stilarten hatte, vom Rokokotaburett bis zum dreibeinigen Küchenstuhl. Wo der Korridor sich in die Tiefe des Hauses verlief, war er durch eine geblümte Gardine abgesperrt. Im ehelichen Schlafgemache legten die Herren ab – unter allerlei ›unpassenden Scherzen‹. Im Zimmer der Tochter schlüpften die Damen aus ihren Pelzen und Mänteln. Man konnte aus diesem Zimmer immer ein wunderliches Gekicher hören. Eine Dienstbotenkammer mit Klopfbalkon war als Rauchsalon und Bierstübchen eingerichtet.

Solange nur zwanzig und dreißig Leute da waren, sah die Sache sehr sein und stilvoll aus. Ein ununterbrochenes Vorstellen und Verbeugen. Früh Gekommene hörten dutzendmal die gleichen Namen. Schon jetzt war die Hausfrau aufgeregt und ruhelos. Immer schwerer ging ihr Atem. Und die beiden Dienstmädchen, welche Tee und Konfekt servierten, hatten kongestive, abgehetzte[151] Gesichter; man konnte es ihnen an den bösen Augen ansehen, daß sie am folgenden Morgen kündigen würden.

Ein paar Minuten nach 8 Uhr war das Gewühl ein komplettes. Die alten Herren setzten sich gleich zu ihrem Skat. Man transpirierte schon, noch ehe man zu tanzen begann. Bei der Polonaise kam man nicht vom Fleck, und es wurde da immer lustig kommandiert: ›Auf der Stelle! Rührt Euch!‹ Im Anfang erhöhte dieses Ellenbogengefühl die Lustigkeit; hart stieß man sich niemals an; immer geriet man in linde Gegend. Aber schon während der ersten Rundtänze, die für jedes Paar ein behindertes Kreisen auf beschränktem Flecke wurden, begann ein aufgeregter Drachenkampf zwischen der Jugend, die Lust haben wollte und überall unter den Vorhängen die Fenster aufriß, und zwischen der Hausfrau, die ihre üppig entblößten Freundinnen vor Schnupfen bewahren wollte und die Fenster immer wieder schloß. Die Sache entwickelte sich zu einem boshaften Gesellschaftsspiel. Alle paar Minuten kreischte eine ängstliche Frauenstimme: »Es zieht, es zieht, es zieht!« Dann kam die Walze der Hausfrau wieder in aufgeregtes Rollen. Jugend und Alter wurden erbitterte Feinde. Nur die[152] grauköpfigen Herren saßen ruhig und zufrieden bei ihrem Skat.

Fürchterlich war dieses Gequietsche des Pianinos. Der Klavierspieler, als man ihm Vorwürfe machte, verteidigte heftig seine Kunst und schob alle Schuld auf das Instrument. Da müsse etwas nicht in Ordnung sein. Als man den Klavierkasten öffnete, wurden verschiedene Fremdkörper gefunden, die vom letzten Hausball her noch zwischen den Hämmern und Saiten hingen: ein Handschuh, ein Spitzentüchelchen und eine Serie von Zigarrenstummeln.

Um halb elf Uhr wurde die versperrte Flügeltüre zum Büfettraum geöffnet. Und unter Hurra und Hallo begann eine Bewegung der Massen, die dem Sturm auf eine Festung glich. Was man eroberte, mußte man, von Gewühl umkeilt, in der Luft verschlingen. Die Gesellschaft glich einem Schwarm von Gauklern, mit Tellern und Gläsern über den Köpfen. Alle verstanden sich nicht aufs Balanzieren. Man bekleckerte seinen Mitmenschen mit italienischem Salat, übertüpfelte die Ausladungen der Damen mit Mayonnaise und ließ ihnen das in Suppe zerfließende Gefrorne auf die Kleider tröpfeln. Nur die alten Herren bekamen Teller und Gläser in das Spielzimmer[153] getragen und blieben – als das einzig Feste in diesem lärmendem Aufruhr – zufrieden und seelenruhig bei ihren Wenzeln sitzen. Im Büfettraum tobte der Kampf der Hungernden und Durstigen eine Stunde lang. Wer sich ein Plätzchen an der vom Gedränge schief gerückten Tafel erkämpfte, nützte die Gunst des Augenblickes aus und stützte flink, bevor das Schicksal ihn wieder ins Ungewisse schleuderte, ein paar Gläser schaumlosen Bieres hinunter oder ein paar Kelche von diesem Sekt, welcher Luftblasen so groß wie Erbsen von sich gab.

Dieses eilfertige und gierige Verschlingen und Schlucken führte zu akuten Folgen. Wer sich im Korridor befand, konnte immer wieder ein Damenpärchen gewahren, das möglichst unauffällig durch jenen geblumten Vorhang zu verschwinden suchte. Die Grenze dieses Vorhanges durfte kein Männerfuß überschreiten. Es hätte ein Engel des Schamgefühls mit weißem Lilienschwert vor diesem geblumten Vorhang Wache stehen und alle Unberufenen verscheuchen sollen. Und dennoch wurde gerade die Stätte vor diesem Schleier der Geheimnisse von allen Kavalieren des Hausballes beharrlich und mit zunehmendem Eifer aufgesucht. Denn dicht vor diesem Vorhange war eine Türe. Wer[154] sie öffnete, tat es immer nur um einen schmalen Spalt, der knapp zum Durchschlüpfen ausreichte. Diese Türe führte zu einer dämmerig erleuchteten Garderobekammer. Der Lichtmangel, der hier herrschte, war nicht Sparsamkeit; er war eine Konsequenz wohlweislicher Überlegung. In diesem Raume konnte man eine ingeniöse Erfindung der kultivierten Großstadt kennen lernen. Mitten in dem leeren Raume zwischen den hohen Kästen war eine lange hölzerne Bank plaziert. Sie war sehr hochbeinig, viel höher als eine gewöhnliche Bank. Und auf dieser Holzbank standen in exakter Reihe ein Dutzend – wie soll ich sagen? – ein Dutzend Urnen der fluktuierenden Lebensasche. Diesen architektonischen Aufbau nannte man die ›Seufzerbrücke‹. Unleugbar eine höchst sinnreiche Institution. Nur ein bißchen gefährlich! Und in später Stunde, bald nach der Mitternachtsglocke, gab's auch richtig eine schreckliche Katastrophe. Ein Jüngling stieß bei einem gaukelnden Ruck in diesem Dämmerscheine gegen die Seufzerbrücke und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie fiel. Ein fürchterliches Klickeradoms! Während aus der düsteren Rätselhöhle dunkle Schlangen in den Korridor herausgeschossen kamen, erhob sich ein wirres Geschrei und Gelächter. Jetzt liefen sogar die Skatbrüder[155] mit den Karten in der Hand zur Türe und guckten wißbegierig in den Korridor hinaus. Der war im Nu so leer geworden, wie der Marktplatz nach dem Warnungsschrei: »Der Löwe kommt!« Nur der Pianist blieb auf verlorenem Posten zurück; er war erschrocken auf den Klaviersessel gesprungen und zog mit übertriebener Vorsicht sogar noch die Frackschöße in die Höhe. Das hübsche Töchterchen des Hauses weinte vor Scham, die Hausfrau glich einer Entseelten, renitent verweigerten die beiden Dienstmädchen das notwendige Werk der Hilfe, und der Hausherr, mit den Skatkarten in der Hand, beschimpfte den unbekannten Missetäter als brutalen Rohling. Neben dem Bilde dieser schauerlichen Situation die Sprache des schreienden Kontrastes: Große Toilette mit Perlenschnüren und blitzenden Steinen! Ordensbändchen, Frack und weiße Binde! Schliff der Großstadt! Sublime Kultur!

Von diesem unterbrochenen Opferfest der menschlichen Freude zog die männliche Jugend unter lachender Kalauerhetze ins Caféhaus. Dann verteilte man sich zu einer Studienreise durch Berlin bei Nacht. Ich geriet mit einem lärmenden Schwarm in die Antonssäle. Sie waren der Rendezvousplatz der Berliner Dreiviertelswelt. Weiblicher[156] Leichtsinn, der sich der wechselnden Sünde freut, ohne ein steuerpflichtiges Geschäft aus ihr zu machen, mischte sich hier mit richtiger Demimonde. Die Farben ihres die Nächte fressenden Lebens hatten nie viel Anziehendes für mich. Bei den Gesprächen, wie sie auf solchem souterränen Bummel üblich waren, mußte ich schweigen, weil mir die Kenntnis der termini technici fehlte. Und konnte man auch diesen Frauenzimmern gegenüber niemals völlig vergessen, daß sie doch immer noch Frauen blieben – und wollte man deshalb nett und höflich mit ihnen plaudern, so erschien man läppisch und blamabel. Ich blieb da der unverbesserliche Provinzler, bei dem die Großstadt kein erzieherisches Resultat zustande brachte. Genuß, den nicht eine Spur von Wohlgefallen und Neigung auf besseren Boden heben konnte, galt mir nie als wünschenswerte Sache: auch existierte für mich zwischen Liebe und Portemonnaie keine chemische Affinität, und so blieb ich für eine Verführung ungelehrig, die mir als höchsten Trumpf in die Ohren flüsterte: »Ick habe lauter eejene Möbel!« In dieser Beziehung wurde und blieb Berlin für mich eine solide, ungefährliche Stadt. Aber jener Nachtweg durch die Antonssäle wurde mir dennoch etwas höchst Interessantes. Ich sah[157] bei dieser Gelegenheit ein wahres Mirakel von einem Menschen, dessen Bild unverlöschbar in meinem Gedächtnis haftete. Es war ein kleiner, knalldicker, jüdischer Vortänzer, der beim Cancan so unglaubliche Sprünge und Pirouetten machte, als wäre er ein menschgewordener Gummiball von vier Fuß Durchmesser. Mannshoch schnellte er sich in die Luft, sprang mit horizontal gespreizten Beinen über große Frauenzimmer weg, ohne ihre Hutfeder zu streifen, ließ unter dem fliegenden Kugelbauch mit rasender Geschwindigkeit die kleinen Füße zappeln und kanonierte dazu im Takte der Musik mit seinem Chapeau claque. Jeder Sprung dieses beflügelten Fettballons erschien wie ein Widerspruch gegen die Gesetze der irdischen Schwerkraft.

Neben diesem Bilde taucht noch die Erinnerung an eine andere ›Ball-Erscheinung‹ heraus. In den ersten Februartagen kamen schwere Schneestürme. Berlin war wie in weiße Watte gewickelt, war unwegbar geworden. Während dieser weißen Tage saß ich viel daheim in meiner dreieckigen Bude, mit einer ausregungsreichen literarischen Arbeit beschäftigt. Ich sammelte meine lyrischen Gedichte unter dem anspruchsvollen Titel ›Vom Stamme Asra‹ zu einem Bändchen. Dieser Titel hatte was Unzutreffendes. Ich hatte wohl, wie[158] ich glaubte, schon viel geliebt, war aber noch niemals dran gestorben. Um nun diesen Titel, in den ich zärtlich verliebt war, einigermaßen zu rechtfertigen, gab ich der Anordnung meiner Gedichte einen novellistischen Zusammenhang: harmlose Jugend, erste Liebe, Verlust des reinen Glückes, Untreue der Geliebten, Schmerz und Verzweiflung, stumpfes Ermüden, Aufbrennen des Lebenshungers, Trunkenheit im Genusse, Ernüchterung, Ekel und Reue, verlorener Sohn, das Ende, der kalte ›Schwager mit den schwarzen Rossen‹. Punktum! Wo in diesem Zusammenhang zwischen den aus wirklichem Erleben heraus gewachsenen Liedern eine unbequeme Lücke klaffte, wurde flink was Ersonnenes eingeschoben. Ja, ich wurde während dieser Schneegestöbertage zu einem großen Wüstling in Versen! Und was von echten Lebensliedern nicht in den Kram meiner Idee paßte, das ließ ich weg.

Ein vernünftiger Verleger hätte dieses Bändchen natürlich nie genommen. Aber ich hatte einen gläubigen Freund, der immer sagte: »Teufel, jetzt muß doch endlich mal was 'rrraus von dir! Mit Dreiundzwanzig! Denk doch an Alexander den Großen!« Und um mich vorwärts zu treiben, versprach der gute, leichtsinnige Kamerad, mir das[159] Geld für die Druckkosten zu borgen. Also! Los! An einem Sonnabend, um die Dämmerung, lag das säuberlich geschriebene Manuskript vollendet vor mir. Und weil ich als echter Asra nun endlich gestorben war, wollte ich mir einen vergnügten Abend machen, zog Frack und weiße Binde an und verließ meine dreieckige Bude, um draußen zu Charlottenburg im Flora-Etablissement eine Redoute zu besuchen. Als ich auf die Straße trat, umwaberte mich ein weißes Gewirbel. Durch die lange Luisenstraße hinauf war keine Droschke zu finden. Endlich, beim Brandenburger Tor, entdeckte ich eine. Der Kutscher, wie ein weißer Schneemann, saß regungslos auf dem Bock.

»He! Kutscher! Flink! Ich will nach Charlottenburg.«

Er drehte das Gesicht. »Ick nich!« Den Schnee von sich abschüttelnd, hüllte er sich wieder in seinen Kragen.

Erst schimpfte ich, dann mußte ich lachen und konnte dem klugen Berliner diese Entscheidung bei solchem Wetter nicht verdenken.

Na, schließlich kam ich doch nach Charlottenburg hinaus. Auf dieser Redoute gab's eine Sensation. Eine seine, schlanke, prachtvoll gewachsene Tänzerin, als weißer Pfau maskiert, erregte[160] fieberhaftes Aufsehen. Immer war ein Schwarm von Verehrern und Sehnsüchtigen hinter dieser wundervollen Erscheinung her. Man konnte sich aber auch kaum was Schöneres denken als diesen weißen Pfau. Auf der reichen, kunstvollen Frisur der mit Silber gepuderten Perücke saß der zierliche Pfauenkopf mit dem nickenden Federkrönchen. Das Gesicht war mit weißen Seidenschleiern dicht umhüllt – daraus schloß man: eine Frau, die um keinen Preis erkannt sein will, eine Dame aus der hohen Gesellschaft, oder eine berühmte Bühnenkünstlerin? Ein schöner schlanker Hals, feingeformte Schultern, im Ausschnitt des Kleides das dezente Rätsel einer zarten Brust. Das weiße Atlasleibchen saß wie angegossen. Weiße Lederhandschuhe verhüllten die Arme bis zu den Achselspangen. Ein kurzes, gepufftes Seidenhoschen nach Art der spanischen Herrenmode aus dem 17. Jahrhundert. Die zierlich modellierten Beine in silbrig schimmernden Seidentrikots. Und von den Hüften rauschte nach rückwärts eine lange, weiße Atlasschleppe hinunter, locker überfallen von einem Halbrad weißer Pfauenfedern. Jeder Schritt war zierlich, jede Bewegung von vollendeter Grazie. Ein Bild, das auch im härtesten Männerherzen ein akutes Entzücken erwecken[161] mußte! Und zu tanzen verstand dieser weiße Pfau, daß man an die Primaballerina der Oper dachte. Wer die geheimnisvolle Schöne für ein paar Walzertakte eroberte, war glücklich. Mir gewährte sie ein Zipfelchen Mazurka durch die Hälfte des Saales. Dabei sprach zu mir ein seines, hohes Stimmchen, das, im Ton ein bißchen verstellt, mit großer Flinkheit Französisch parlierte, bis einer der Ungeduldigen mir die schöne Tänzerin entführte. Bei jedem Rundtanz hatte der weiße Pfau ein Dutzend Hospitanten und tanzte bei Quadrille und Lancier jede Figur mit einem anderen. Der Herrenschwarm, der ruhelos auf den Fährten des seinen Vogels war, vergrößerte sich von Stunde zu Stunde. Und in Hoffnung und Sorge wurden Wetten abgeschlossen, ob der weiße Pfau sich demaskieren oder um Mitternacht vom Ball verschwinden würde.

Endlich der Tamtamschlag, auf dessen Geheiß alle Masken fallen mußten. Und da gab's einen schreienden Aufruhr. Der weiße Pfau verschwand nicht aus dem Saal. Er demaskierte sich inmitten eines neugierigen Gedränges. – Ein Mann! – Als die Schleier fielen, kam ein erhitztes, apfeldickes Friseurpuppengesicht mit bläulichen Bartstellen zum Vorschein. Das Gesicht[162] des jungen Menschen glänzte in der dummen Freude seines Ballerfolges. Doch erschrocken guckte er drein und zwitscherte mit unbehaglicher Fistelstimme, als dieses aufgeregte Schreien und grobe Schimpfen der Enttäuschten, der Geärgerten und Wütenden begann. Alle Frauenzimmer lachten vergnügt; und eine mit lustiger Stimme schrie: »Det is die Rache des Kindes!« Unter Geschimpf und Püffen wurde der weiße Pfau aus dem Ballsaal hinausgedrängt – und dann erzählte man: der arme Vogel wäre draußen in der Damengarderobe noch unbarmherzig geprügelt worden.

Das Leben setzt mit raffinierter Kunst die schärfsten Kontraste nebeneinander. Ein paar Tage später, inmitten eines sibirischen Winters, schmolzen warme Südwinde und lachende Sonne innerhalb weniger Stunden diese lastenden Schneemassen spurlos von den Dächern und Straßen fort:


Der Frühling ist kommen

Über Nacht ins Land,

Her übers Meer von fernem Strand

Auf unsichtbaren Kähnen.

Die Häuser haben die Schlafmütz abgenommen,

Und von den Linden tropfen die Freudentränen,

Weil der Lenz gekommen.[163]


So sang ich am 6. Februar. Und am folgenden Tag, in dieser lachenden Frühlingssonne, kam mir ein großes Erlebnis. In meinem Tagebuch ist um ein leeres Blatt herum ein Lorbeerstab gezeichnet, und inmitten des leeren Blattes steht:


Heute, den 7. Februar,

nachmittags 3 Uhr 55 Minuten

den

Reichskanzler Fürst

Bismarck

vor dem kaiserlichen Schlosse

mit eigenen Augen gesehen.


Was ich bei der Niederschrift dieser Worte empfand, das brauch' ich nicht zu schildern. Jeder Lebende weiß, was Jugend fühlt, wenn sie einem Heros begegnet.

Ein paar Tage später, am 12. Februar, sah ich die Auffahrt zur Eröffnung des Reichstages. Zwei Stunden hatte ich schon auf gutem Posten ausgehalten, als das Anrollen der Equipagen und Droschken begann. Der Polizeileutnant, hinter dem ich stand, zeigte mir den Präsidenten Forckenbeck, den Freiherrn von Stauffenberg, Treitschke, Richter, Bamberger, Lasker, Bebel und die kleine Perle von Meppen. Am Hochrufen und Hüteschwenken[164] merkte man schon von weitem, daß der Kaiser, der Kronprinz und Bismarck kamen. Mit allem Temperament gesunder und kräftiger Jugend jauchzte ich meine Begeisterung aus der Seele heraus. Bismarck sah mich im Vorüberfahren an und lachte – als wäre in ihm der Gedanke: »Der hat eine feste Gurgel.«

Krösus der Erde! Wo bist du? Versuch' es, mir diesen Blick abzukaufen! Du Bettler!

Während der folgenden Wochen machte ich ein paar Versuche, Karten für eine Reichstagssitzung zu bekommen. Doch wenn man erwartete, daß Bismarck sprechen würde, war für einen unprotegierten Sterblichen nichts zu kriegen. Zu einer anderen Sitzung zog es mich nicht. Die wirtschaftlichen Nüchternheiten, um die man sich damals im Reichstag zankte, waren keine Angel, an die das Herz der Jugend sich hängen konnte. Ich begann auch von der Politik ein bißchen abzurücken. Die Nachwehen des russisch-türkischen Krieges, der Krieg in Afghanistan, Mac Mahons Sturz und Gambettas Wahl zum Präsidenten der französischen Kammer, die Pest in Rußland und der Kaffernkrieg nach der Niederlage am Tugelafluß – das alles war mir wie fernes Marionettenspiel. Sogar mein soziales Programm[165] begann zu verstauben. Doch daß ich bei diesem Theatergerenne und Literaturgeplänkel nicht völlig der Politik entfremdet wurde, wenigstens der heimatlichen nicht, das beweist eine Tagebuchnotiz vom 21. Februar. Sie lautete:

»Vorgestern, wie in der Zeitung gelesen, apostrophierte der ›patriotische‹ Abgeordnete Dr. Sigl den König von Bayern, den bayrischen Staat und seine Minister mit diesen geflügelten Worten: ›Die katholische Kirche hat Dynastien, Reiche und Völker verschwinden sehen. Sie wird auch noch bestehen, wenn von euch allen kein Mensch mehr etwas weiß. Der Vatikan braucht nur zu wollen, und der bayrische Staat und was dazu gehört mitsamt seinen Ministern purzelt über den Haufen.‹ – – Nicht schlecht! Und das nennt sich eine thronerhaltende Partei! Wittelsbach, werde hart! Volk, wann gehen dir die Augen auf!«

Es erscheint mir heutzutage nicht unnützlich, sich dieser Ansicht eines Wortführers der bayerischen ›Patrioten‹ von 1879 zu erinnern. –

Ein paar Tage, bevor ich diese Notiz in mein Tagebuch kritzelte, sah ich wieder einmal vor mir die Augen einer ungewissen Sache, die Leben oder Tod bedeuten konnte.

Bei einer Abendkneipe des A. L. V. war es zu[166] einer heißblütigen Debatte gekommen. Über was wir da stritten, das weiß ich nimmer. Aber ich muß wohl im Dienste meiner Überzeugung ein bißchen ausfällig und sehr grob geworden sein. Denn am anderen Morgen wurde mir von zwei Kartellträgern und Vereinsbrüdern eine Säbelmensur gebracht. Ich war perplex, wußte schon nimmer, was ich am Abend vorher in der Hitze des literarischen Gefechtes räsoniert und geschrien hatte. »Aber! Kinder! Was wollt ihr denn da von mir? Das ist doch verrückt. Unter Freunden wird man doch noch glatt von der Leber weg reden dürfen. Macht doch keinen Unsinn!«

Der eine sagte: »Willst du vielleicht kneifen?«

Mir wurden die Lippen kalt. »Nein. Aber bevor ich mit dem anderen rede, habt ihr zwei von mir jetzt eine Pistolenforderung unter schweren Bedingungen. Adieu!«

Von dem Bild der beiden, als sie gingen, blieb mir nur in Erinnerung, daß der Kleinere von ihnen prachtvolle Röhrenstiefel trug, die meinen Neid erweckten und mich an meine Gymnasistenschulzeit, an meine Wanderungen von Augsburg nach Welden erinnerten.

Bis zum Abend des zweiten Tages war alles abgeredet. Die Verhandlungen wurden im Café[167] Bauer geführt. Die beiden Pistolenmensuren sollten am nächsten Vormittag in Neustadt-Eberswalde erledigt werden.

Mein Leichtsinn blieb obenauf Aber schließlich, bei der Lampe in meiner stillen Bude, wurde mir doch ein bißchen schummerich, so oft ich heimdachte. Zwei Pistolenmensuren in einer Stunde? Läuft die erste glücklich ab, so geht doch sicher die zweite schief. Ein schöner Unsinn, das! Aber es war nicht anders zu machen.

Ich schrieb an Papa. Und schrieb an die Mutter. Beim Schreiben dieses Briefes mußte ich häufig aufstehen und im Zimmer herumgehen, bis ich die Ruh wieder fand. Bevor ich die beiden Briefe versiegelte, küßte ich ihre Überschriften.

In meinem Tagebuch stehen, von jenem Datum, die beiden Strophen:


Die Sonne steigt, die Sonne flieht

Und bringt uns Stund' um Stunde.

Das Leben kommt, das Leben zieht

Und schlägt uns Wund' um Wunde.


Die Freude ist wie rares Gold

Inmitten dunkler Leiden –

Ob auch die kalte Lippe grollt,

Das Herz muß sich bescheiden.[168]


Unter diese kontemplativen Verse schrieb ich mit fünf Zeilen mein Testament. Es lautete:


Das Manuskript meiner Gedichtsammlung

Vom Stamme Asra ist zum Binden beim

Buchbinder Reibedanz in der Luisenstraße.

Meine Rolla-Übersetzung ist noch immer

in Händen Paul Lindaus.


Sehr erstaunt war die gute Frau Henkel, als ich um halb zwölf Uhr nachts und mitten im Monat meine Rechnung verlangte – und auch bezahlte. Diese schwerbegreifliche Sache erklärte ich ihr so:

»Ich bin für morgen in einen Spielklub eingeladen. Drum will ich vorher meine Schulden bezahlen. Wenn ich dann morgen Pech habe und den letzten Knopf und alles bis aufs Hemd verliere, wird niemand geschädigt.«

Erst hielt mir Frau Henkel im gehäkelten Unterrock eine lange Predigt über die Verwerflichkeit des Hazardspiels. Sie dachte aus ›Kümmelblättchen‹. Aber dann versprach sie mir:

»Ick halte Sie de Daumen. Passen Se mal uff, da jewinnen Se!«

»Ich danke Ihnen. Ja. Tun Sie das! Vielleicht hilft es. Sie sind eine liebe brave Frau! Gute Nacht!«[169] Ein paar Minuten bummelte ich noch zwischen den schiefen Wänden meiner Stube umher. Dann gab ich die zwei versiegelten Briefe in mein Tagebuch, ließ am Biedermeiersekretär den Schlüssel stecken und legte mich ins Bett. Nach einer Viertelstunde schlief ich. Fest!

Marco Brociner, der mein Sekundant war, mußte mich wecken, als er früh um halb 8 Uhr kam, mich abzuholen.

Während ich mich wusch und ankleidete, stand er am Fenster und guckte hinaus ins neblige Grau.

Ich war fertig und sagte: »So!«

»Alles in Ordnung?«

»Alles.«

Wir tranken zusammen Kaffee. Brociner war ein bißchen blaß. Doch er plauderte heiter und ablenkend.

Ich wollte der Frau Henkel auch diese doppelte Portion Kaffee noch bezahlen. Aber sie sagte: »Nee, nee, nee! Berappen tun Se den Kaffeee man, wenn Se bei's Spiel wat Ordentliches jeklaut habn. Erst det Jeschäft und denn det Verjniejen.«

Nun gingen wir.

Auf der Schwelle guckte ich mich um. Ob[170] ich meine liebe, dreieckige Bude wohl wieder sehen würde?

»Na freilich, ja!«

In gruselige Spannung und in Sorge um mein bißchen Wohlergehen vermag ich jetzt niemand zu versetzen. Man weiß doch: ich lebe. Und daß man noch lebt, ist schließlich immer das Beste an den Geschichten, die man von sich selbst erzählen kann.[171]

Quelle:
Ludwig Ganghofer: Lebenslauf eines Optimisten. 3 Teile, Teil 3: Buch der Freiheit, Stuttgart [1909–1911], S. 116-172.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Lebenslauf eines Optimisten
Lebenslauf eines Optimisten - Autobiographie
Lebenslauf eines Optimisten: Buch der Kindheit
Lebenslauf eines Optimisten

Buchempfehlung

Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

50 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon