5. Scene.


[16] Vorige. Loni.


LONI tritt unter die Thüre rechts. D' Schnepf'n sind noch net fertig, Herr Fritz!

BAUMILLER. Die pressir'n auch net! Aber da geh' amal her! Geh' nur her!

LONI erstaunt. Was wollt's denn?

BAUMILLER zieht sie nach der Mitte. So geh' nur g'rad her und paß' auf! Er stellt Loni in die Mitte des Zimmers, läßt sie die Arme erheben in der Art wie die Maria unter dem Kreuze und sieht mit lebhafter Verwunderung vom Schnitzwerk auf das Mädchen und vom Mädchen auf das Schnitzwerk.

LONI will die Arme sinken lassen. Aber –

BAUMILLER. Bleibst gleich steh'n!

LEHNL. Wie g'sagt, die ganz' Muttergottes, auf und nieder!

LONI noch immer in der Stellung. Aber – wie kann man denn nur so an Vergleich anstell'n. Das is ja a Sünd'! Läßt die Arme wieder sinken.[17]

BAUMILLER. Aber so bleib' doch!

LONI. I mag net; das is mir z'dumm. Will abgehen.

BAUMILLER. No, so schau' amal selber! Hält ihr das Crucifix entgegen.

LONI nach kurzem Betrachten, wegwerfend. Wer hat denn das g'macht?

BAUMILLER. Wie magst da noch frag'n? Is denn im gang'n Gebirg einer, der so 'was fertig brächt', wenn net der Pauli?

LONI. Eigentlich hätt' i mir's denk'n können, daß sonst kei'm so 'was dumm's einfallt, als dem.

PAULI. No, no; 's wird ja wohl kein so groß' Unglück sein. I hab' mir halt 'denkt, wenn man a Arbeit thut, so soll man's net blos mit der Hand thun, sondern man soll auch im Kopf' an Begriff davon und im Herz'n a Lieb' dazu hab'n.

LONI. Und weißt, was i mir denk', es könnt' dir 'was G'scheidter's in' Sinn kommen, als daß du all'weil mi hast – i brauch' mi net von dir ausschnitz'ln z'lass'n![18]

PAULI. Wann i g'wußt hätt', daß dir's net recht wär', oder di gar verschmach'n thät', nachher hätt' i's eh' net 'than. Wirt! Schieb' ihn in 'Of'n 'nein, ich mach' dir an andern!

WIRT. Was dir net einfallt. Der kommt da 'nauf in's Eck und kein anderer.

BAUMILLER. Das will i auch hoff'n, denn der Christus da is a Meisterstück!

LONI. A Meisterstück! Das is zum Lach'n!

BAUMILLER. Ja, a Meisterstück, das mi auf's Neu' wieder anspornt, mit dem Pauli ausz'führ'n, was i längst im Sinn' trag'.

LEHNL. Ausbild'n lass'n? Gelt? Ja.

PAULI. Schau', Loni, wenn du schon dein' Uebermuth auslass'n willst an mir, so thu's in Gott's Namen. Wann aber nur net noch amal a Zeit kommt, wo's di reut.

LONI. Da müßtest schon du z'erst a anders Mannsbild werd'n, sonst erlebst es schwerlich![19]

WIRT. Müßt ihr jetzt all'weil wie Hund und Katz' aufeinander sein?

PAULI. I beiß' doch g'wiß net!

LONI. Das muß wahr sein, denn zum Beiß'n g'hört vor allem a Schneid' – und das Wört'l steht in dei'm Katechismus net!

BAUMILLER. Glaubst du, Loni, daß i mit eurem Disputat' was z'ess'n krieg?

LONI. Habt's Recht, Herr Fritz! Soll i euch wieder in der Kuch'l anricht'n?

BAUMILLER. Ja – am Katzentisch'l.

LONI. Kommen's nur mit, nachher werd'n wir's gleich hab'n! Ab.

BAUMILLER. Also, Pauli, morg'n früh' holst mi ab! Nachher geht's auf'n Sonnenberg. Ab.

PAULI. Is recht!


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 16-20.
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