5. Scene.


[128] Loni. Muckl.


MUCKL. No, Loni, jetzt is halt doch so 'word'n, wie i dir all'weil g'sagt hab' und man darf dir und dem Pauli Glück wünsch'n.

LONI. Das darfst thun. Mi wundert's nur, daß du so g'schwind bei der Hand damit bist.

MUCKL. I bin mir schon net recht g'scheidt g'wes'n, was i thun soll, denn auf die Weis', wie du mi die letzt' Zeit behand'lt hast, hätt' i beinah' 's Kurasch verlor'n.

LONI. Riskirt hast's aber doch!

MUCKL. No mein, i hab' mir nachher auch gleich wieder 'denkt, den Kopf kannst mir ja doch net 'runterreiß'n.

LONI. Du hast Recht g'habt, denn weißt, jetzt is mir schon eins, jetzt kannst sag'n was magst.

MUCKL. No, du hast di früher auch net viel d'ran 'kehrt. Aber schau' jedem schlagt sein' Stund'. Mi hat's mit der Nandl bös erwischt, die zieht dir d' Masch'n weiters net z'samm'. In vier Woch'n sitz' i drin im Schlaghäus'l und nachher heißt's parir'n.[129]

LONI. Aber sonst, wie's scheint, stehst die ganz gut dabei.

MUCKL. Kann mi net beklag'n. Weißt, d'Nandl hat ihre gut'n Sach'n auch.

LONI. Und g'wiß hast's besser 'troff'n, als du's wert bist.

MUCKL. Möchst di wieder einschmeich'ln bei mir? Aber schau', soll'st mir halt doch verzeih'n, schon deßweg'n, weil mein' Eifersucht dein Glück g'macht hat.

LONI lacht. Wenn sagst, daß di reut, will i dir wieder gut sein.

MUCKL. Freilich reut's mi, wenn i auch net läugnen kann, daß mir a große Gaudi g'macht hat, wie ihr auf amal auf einander losg'fahr'n seid's, wie die g'stupft'n Gock'ln

LONI. Du bist a netter Mensch, du!

MUCKL. Und doch hast mi net mög'n.

LONI. Na!

MUCKL. Hätt' i nur von Anfang net so viel Angst ausg'stand'n weg'n Lehnl. Das hatt' weiters net dumm ausg'schaut, wenn[130] i, der einzige Sohn vom Röthelbachbauern, a paar Monat' hätt' sitz'n müß'n wegen so einer dalket'n G'schicht'.

LONI. Ja – hast denn du dem Lehnl 'was 'than?

MUCKL. Weißt denn du da nix davon?

LONI. Aus dem G'schwatz werd' i net g'scheidt.

MUCKL. Kannst dich ja doch leicht noch erinnern an den Tag, wo i mit mei'm Vater zu euch 'kommen bin und wo du mir nachher so g'schwind an Korb 'geb'n hast, da war gleich d'rauf d' Red', daß du am andern Tag' auf d'Alm gehst. Da hab' i mir denkt, den Katz'nsprung könnt' i auch noch d'ran wag'n. Vielleicht red't man sich leichter mit dir, wenn du allein bist.

LONI gespannt. Und du warst in der Nacht auf der Alm?

MUCKL. Freilich, und g'rad wie i an dein Fenster hab' klopf'n woll'n, da kommt der Lehnl dazu, packt mi und wie's geht, i hab' ihn halt wegg'schlenzt – und da – da is er halt unglücklich g'fall'n.

LONI. Weiter – weiter –[131]

MUCKL. In der erst'n Angst, man könnt' mi seh'n, bin i ausg'riß'n. Freilich hat mi d' Sorg' um den Lehnl net weit kommen lass'n. So bin i wieder z'rück und hab' g'seh'n, daß der Pauli da is und dem Lehnl aufhilft. Der arm' Kerl hat g'meint, er müßt' schon sterb'n weg'n dem bisl Loch im Kopf und hat den Pauli heilig versprech'n laß'n, daß er dir a Schutz sein wollt' und a Hilf', ob du gut oder ungut mit ihm wärst. Alles hab' i mit ang'hört, auch wie er ihm verrat'n hat, daß du sein leiblich's Kind wär'st. Zutraulich. Weißt, von mir aus hat's kein Mensch erfahr'n und erfahrt's auch Niemand. Brauchst di net z'sorg'n, daß i's weiß.

LONI steht im ersten Augenblicke wie gelähmt, vergebens ringt sie nach einem Worte; plötzlich bricht es herzzerreißend aus ihr hervor. Heilige Maria – was – hast du g'sagt!

MUCKL. Ja weißt denn du da auch nix davon?

LONI blickt angstvoll und in höchster Erregung um sich; dann stürzt sie in das Haus mit dem Rufe. Pauli – wo is der Pauli!

MUCKL. Jetzt das is a schöne G'schicht', Herrgott von Mitt'nwald! I glaub', Bruder, da hast a Dummheit g'macht. Ab ins Haus.


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 128-132.
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