12.

[39] Du bist so still, so sanft, so sinnig,

Und schau' ich dir ins Angesicht,

Da leuchtet mir verständnisinnig

Der dunkeln Augen frommes Licht.


Nicht Worte gibst du dem Gefühle,

Du redest nicht, du lächelst nur;

So lächelt in des Abends Kühle

Der lichte Mond auf Wald und Flur.[39]


In Traumesdämmerung allmählich

Zerrinnt die ganze Seele mir,

Und nur das eine fühl' ich selig,

Daß ich vereinigt bin mit dir.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 39-40.
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