3.

[249] Nun bin ich heim. O selig Ende

Der langen, ruhelosen Pein!

Jetzt schließt ihr wohl, ihr engen Wände,

Den Glücklichsten der Menschen ein.


Wir haben unter Tränengüssen

Die Seelen jubelnd ausgetauscht,

Noch ist mein Sinn von ihren Küssen

Als wie von edlem Wein berauscht.


Durch finstre Gassen schreitet stille

Die Mitternacht, und alles ruht.

Doch jauchzt mein Herz in seiner Fülle

Und freut sich schlaflos seiner Glut,


So wie, wenn's dunkel ward im Tale

Und dunkel ward am Firmament,

Noch sattgetränkt vom roten Strahle

Der Alpe Gipfel glorreich brennt.

Quelle:
Emanuel Geibel: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1918, S. 249.
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